Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Technik im Kriege 
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lötpaste verwiesen (Elektrochem. Zeitschr. 1914, S. 238), welche aus Zinkchlorid 
und Salmiakgeist besteht und beim Löten direkt auf die Lötstelle aufgetragen wird. 
Man fertigt nun Militärstrohmäntel an (111. Jahrb. 1917, S. 172), denn 
Stroh ist ein schlechter Wärmeleiter, also ein guter Schutz gegen die Kälte. Der 
Materialwert solcher Mäntel ist gering und leicht ihre Anfertigung. 
Die feldgrauen, wasserundurchlässigen Zeltstoffe bestehen aus 
einem Zwirne, zu welchem immer je ein mit Katechu gefärbter und dadurch wasser 
undurchlässig gemachter Faden mit einem mit Naturfarben (Gelbholzextrakt, 
Querzitronextrakt, Tannin und salpetersaurem Eisen) grün oder grau gefärbten 
vereinigt ist (Chem.-Techn. Rep. 1915, S. 428). 
Es gibt Helmformen aus Papiermasse, Filz, welche schwarz oder feldgrau 
lackiert werden, auch Helme aus lackiertem Schwarzblech. 
In dieser Weise sehen wir die gesamte Technik am und im Kriege tätig, 
sie schafft erhöhte Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung des Verkehrs und damit 
des Handels und Wandels, liefert neue Maschinen, Apparate und Vorrichtungen 
zu Schutz- und sanitären und Kriegszwecken und alle möglichen elektrotechnischen 
Einrichtungen u. dgl. m. 
ii. 
Im Kriege heißt es aber nicht nur dem Feinde standzuhalten und alles mögliche 
zur Landesverteidigung aufzubieten, sondern es gilt auch, die nötige Nahrung, 
Kleidung usw. für die Soldaten im Feindes- und Heimatland und die einheimische 
Bevölkerung zu schaffen, sobald die Zufuhr aus dem Ausland aufhört oder nach 
läßt. Auch in dieser Beziehung sind es unsere eigenen und stetigen Fortschritte der 
Naturwissenschaft und Technik, wenn wir in diesem Weltkrieg allen Machenschaften 
unserer Feinde zum Trotz aushalten können. Erst jetzt, wo uns unsere Feinde 
alle Lebens- und Verbrauchsmittelzufuhr usw. abschneiden, erkennen wir die 
Bedeutung der reinen und angewandten Chemie auf diesen Gebieten. Sie 
lehrte uns den Gebrauch mancher inländischen Rohstoffe als Ersatz für die uns 
nun fehlenden ausländischen, die chemische und technische Verwertung unserer 
Abfallprodukte u. dgl. Wir verstehen nun die Bedeutung der Küchenabfälle 
als Futtermittel, die Verwendung der Bierhefe als Futter- und Nahrungsmittel, 
der Melasse als Futtermittel, des Talkes statt des Kartoffelmehles in der Papier-, 
Seifen-, Textil- und Wachsblumenfabrikation und -gießerei; des Benzols statt des 
Benzins u. a. m. Die ungereinigten Abwässer chemischer Fabriken und Städte 
A halten wir von Bächen und Flüssen fern, oder versuchen Abwässerreinigungsmittel 
(diese enthalten auf 1 Kilogramm Pulver 1 Gramm metallisches Kupfer in Form 
von Kupferverbindungen, und dieses soll zur Reinigung von durchschnittlich 
1 Kubikmeter Kanaljauche genügen, wonach 1 Kubikmeter mit 1—2000000 
Keimen nur noch den hundertsten Teil der Bakterien enthalten, soll nach Ab 
tötung aller fäulnisfähigen und nun dauernd fäulnisunfähig wäre. Chem.-Techn. 
Rep. 1915, S. 445 u. f.; Chemik.-Ztg. 1916, S. 313), oder die Reinigung der Ab 
wässer nach dem biologischen Verfahren, oder die Fettgewinnung aus dem 
Klärschlamm der Abwässer u. ä. Verfahren. Wir verarbeiten die Ablaugen der 
Kalifabriken und Sulfitzellulosefabriken für die Straßenbesprengung, die Ablaugen
	        
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