Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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Oefele 
Schiffs 
kanonen 
ist aber selbst den größten Schiffen gegenüber eine äußerst wirkungsvolle, ver 
derbliche Waffe. Neben Feuerwaffe und Torpedo kommt als weitere Waffe des 
Seekriegs noch die Mine zur Anwendung, deren Zweck und Wirkung die gleichen sind 
wie beim Torpedo, der aber im Gegensatz zu diesem der selbsttätige Bewegungs 
apparat fehlt. Die Bewaffnung eines Kriegsschiffes ist natürlich nach den von ihm 
zu lösenden Aufgaben verschieden. 
Die Schiffe selbst sind gleichfalls ihrem Zweck entsprechend verschieden 
gebaut. Sie finden im Kampfe keinerlei Schutz im Gelände. Deshalb sind bei den 
Kampfschiffen die verwundbarsten sowie für die Erhaltung der Kampfkraft wich 
tigsten Teile durch Panzerung gegen die feindlichen Geschosse geschützt und ist 
einer Unterwasserbeschädigung durch Torpedo und Mine nach Möglichkeit durch 
zweckmäßigen Bau und Schutz der Schiffsböden und -räume vorgebeugt. 
Die Überlegenheit der deutschen Marine, sowohl was Material wie 
Truppe anbelangt, hat der Krieg hinreichend schon erwiesen. Die Tätigkeit auf allen 
schiffbautechnischen Gebieten ist achtunggebietend. Unsere Kriegsschiffsbauten 
sind ein deutlicher Beweis für die überwältigende technische Leistungsfähigkeit 
unserer Schiffbauindustrie; ihre artilleristische Ausrüstung, vor allem mit schweren 
großkalibrigen Geschützen, ist die nicht zu übertreffende Leistung unserer Waffen 
industrie. Auf dem schwierigen Gebiete des Unterseebootbaues steht Deutschland 
an erster Stelle und unerreicht. Was hier unsere Schiffbauindustrie in kurzer Zeit zu 
leisten vermochte, erregt Aufsehen und verdient Bewunderung. Hierzu kommt 
noch die vernichtende Wirkungskraft unserer Torpedos, wie sie von unseren Geg 
nern nicht erwartet wurde. Und der Geist, der die deutsche Marine erfüllt, ist über 
alles Lob erhaben — das zeigt sich bei allen Gelegenheiten, wo es gilt, die Kampf 
mittel der Seestreitkräfte zur Geltung zu bringen. 
A. Schiffsartillerie. 
In der Schiffsartillerie sind Haubitzen und Mörser mit kurzen Rohren und 
gekrümmten Flugbahnen nicht zu gebrauchen, weil diese fest stehen müssen und 
es sich im Seekrieg um schnell bewegliche Ziele handelt, die ein längeres Einschießen 
nicht zulassen. Die Kriegsschiffe können daher nur mit Flachbahngeschützen 
bewaffnet sein, die eine möglichst gestreckte Flugbahn, kurze Flugzeit und große 
Feuergeschwindigkeit besitzen. Das Kaliber richtet sich nach der Stärke der 
voraussichtlichen Ziele. Zur Bekämpfung der weitentfernten, schwimmenden 
Panzerfesten sindKanonen schwerster Art mit größter Durchschlagskraft und Schuß 
weite erforderlich. Um eine vollständige Ausnützung der Pulvergase zu ermöglichen, 
sind die Rohre der Schiffsgeschütze entsprechend lang; denn mit der Rohrlänge 
wächst auch die Mündungsgeschwindigkeit des Geschosses und damit auch seine 
Stoßkraft und Wucht. Die Länge der modernen Schiffskanonen schwankt meist 
zwischen 35 und 50 Kaliber, d. h. das Rohr ist 35 bis 50 mal so lang als der Durch 
messer des Geschosses; sie richtet sich nach der Größe der Pulverladung und ist 
so bemessen, daß die Ladung gerade dann völlig verbraucht ist, wenn das Geschoß 
die Rohrmündung verläßt. Die Verwendung so langer und schwerer Rohre an Bord 
der Schiffe ist möglich, da hier die Geschütze an einen festen Platz gebunden sind
	        
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