Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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K. Kautzsch 
oder Arzneizubereitungen, die während der Friedenszeit besonders aus Frankreich 
und England — im Verhältnis zu den enormen Mengen der von uns ausgeführten 
synthetischen Arzneipräparate allerdings nur in geringen Quantitäten -— zu uns 
gelangten, durch eigene, selbstdargestellte Präparate zu ersetzen. 
Kampferpillen, Colchicin- und Lecithinpräparate, Kola-, Menthol-, Strophan 
thin- und die als Abführmittel dienenden Tamarindenzubereitungen, ferner Santal- 
präparate und verschiedene aus Organen gewonnene, therapeutisch wirksame 
Organopräparate sind derartige Mittel, an deren Stelle deutsche Ersatzpräparate 
eingeführt worden sind. 
Auf dem Gebiete des Ersatzwesens wurde die praktische Pharmazie tatkräftig 
von den praktischen Ärzten unterstützt. 
Außer den gedachten, den praktischen Bedürfnissen der Zeit mehr oder weniger 
unmittelbar dienenden Arbeiten entfaltete die pharmazeutische Chemie auch in 
anderen Richtungen eine für die Kriegszeit verhältnismäßig sehr rege Tätigkeit. 
Um manche wertvolle Arbeit wurde die pharmazeutisch-chemische Literatur 
während der Kriegsjahre bereichert. Die verschiedenen Zweige der Chemie haben 
hierbei beachtenswerte Dienste geleistet. In stiller Kleinarbeit sind auch im phar 
mazeutischen Laboratorium wertvolle Untersuchungen ausgeführt worden. 
Mannigfaltige wissenschaftliche Versuche, auch solche physiologischer und 
pharmakologischer Art, die für die Heilmittelkunde von Interesse sind, wurden 
vorgenommen. Arbeiten analytischer Natur zur Identifizierung von Arzneimitteln, 
von Arzneibestandteilen und zum Nachweis von Fälschungen kamen zur Aus 
führung; umfangreiche Untersuchungen über Extraktgewinnungen und Tinkturen, 
über Beschaffenheit und Wertbestimmung von Drogen (z. B. von Chinarinde, 
Frangularinde, von Ol. Sinapis und Rosenöl, von Süßholzwurzel), ferner über 
Insektenpulver, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, wurden erledigt. 
Eingehende Untersuchungen wurden zwecks Prüfung von destilliertem Wasser 
auf größten Reinheitsgrad, wie es für die Bereitung von Lösungen gewisser Arznei 
mittel (Salvarsanpräparate) erforderlich ist, in bakteriologischer und chemischer 
Richtung erfolgreich durchgeführt. Nicht unbemerkt mögen die für Pharmazie 
und Therapie interessanten und erfolgversprechenden Arbeiten über Kataphorese 
(von Traube) bleiben. Nach ihnen dient der elektrische Strom zur Untersuchung 
oder Bereitung gewisser Arzneimittelpräparate. Durch die Elektrolyse wird in den 
betreffenden kolloidalen Heilmittellösungen, Drogenextrakten usw. eine Trennung 
verschiedenartiger Stoffe (Veränderung der Größe der gelösten Teilchen) er 
möglicht ; dadurch können therapeutisch wertvolle Agentien bequem in einer von 
unerwünschten Nebenbestandteilen möglichst freien Form erhalten^ werden. Diese 
neuen Befunde beruhen auf Studien über die zwischen Oberflächenspannung und 
Giftwirkung pharmakologisch wirksamer Lösungen bestehenden Beziehungen. 
Auch auf dem Gebiete der Darstellung von Arzneiformen usw., z. B. von 
Tabletten, Pastillen, wurde fortschrittlich gearbeitet. 
Die Bestrebungen, neue Arzneimittel darzustellen und in den Handel zu 
bringen, oder Heilmittel in verbesserter Form einzuführen, lassen deutlich erkennen, 
daß auch während der Kriegszeit Forschungsarbeiten und Praxis, deren har