Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

140 
Walter Block 
auf die auch das Gewehr gerichtet ist, eingestellt, und das Filmband oder die Film 
trommel in ausreichend schnelle, durch einen Vorversuch ermittelte Geschwindigkeit 
gebracht; alles geschieht im verdunkelten Raum. Sodann wird das Gewehr abge 
feuert, das natürlich fest auf gestellt ist. Sobald das Geschoß in die Nähe der zu 
photographierenden Stelle kommt, durchreißt es einen Draht, wodurch die Beleuch 
tungsfunkenfolge ausgelöst wird; jeder Einzelfunke erzeugt dann auf dem Film 
ein Einzelbild, die sich genau wie bei gewöhnlichen Films aneinanderlegen. Sobald das 
Geschoß die zu photographierende Stelle durchlaufen hat, durchreißt es wieder einen 
Draht, wodurch die Beleuchtung aussetzt, und nach Entwicklung usw. des Films ist 
die Aufnahme beendet. Als Beispiel einer solchen sei die in Abbildung 5 dargestellte 
kurz erläutert. Es sind zwei Beispiele der beschriebenen kinematographischen Auf 
nahmen. Die beiden linken Streifen stellen das Durchschießen einer mit Wasser ge 
füllten Gummiblase dar. Auf dem ersten Bild tritt das Geschoß (aus einer Pistole) 
rechts in das Gesichtsfeld ein und erreicht die Blase im dritten Bild. Auf dem sechsten 
Bild ist das Geschoß nach Durchschlagen der Blase links wieder sichtbar. Auf den 
weiteren Bildern dringen von rechts Pulvergase nach. Man sieht, wie zunächst 
durch die Einschußöffnung Flüssigkeit austritt, wie dann durch die Ausschuß- 
Öffnung größere Mengen folgen und wie endlich die Blase in der Schußrichtung 
völlig zerstört wird und gewissermaßen explodiert. Diese Aufnahme hat ein nicht 
unbedeutendes medizinisches Interesses, da derartige Ercheinungen eintreten 
können, wenn ein Geschoß eine der mit wässrigen Flüssigkeiten gefüllten Höhlen 
des Körpers trifft. Man denke an die starken Zerreißungen, die bei Bauchschüssen 
Vorkommen. 
In ähnlicher Weise stellen die beiden rechten Streifen das glatte Durchstießen 
eines Knochens mit einem gleichen Geschoß dar. Auf dem dritten Bilde wird rechts 
das Geschoß sichtbar, das auf dem siebenten den Knochen erreicht. Die Knochen 
splitter spritzen in der Schußrichtung nach beiden Seiten auseinander, und der 
Knochen wird, ohne zerstört zu werden, glatt durchschlagen. Auch bei dieser 
Aufnahme dringen Pulvergase dem Geschoß nach. 
Diese Versuchsanordnung der sogenannten ballistischen Kinematographie 
läßt sich ebenso wie für Gewehre und Gewehrgeschosse auch für die Geschütze 
und deren Geschosse anwenden, ist aber, wie man ohne weiteres sieht, nur für 
Laboratoriums versuche geeignet, was naturgemäß im zweiten Fall recht schwer durch 
führbar ist. Der Umstand, daß die Aufnahmen nur Schattenbilder. sind, ist im 
allgemeinen belanglos, läßt sich indessen auch in Fällen, in denen es notwendig 
erscheint, durch Abänderung der Beleuchtung in Aufnahmen der gewöhnlichen Art 
umbilden. Sehr wichtig ist es indessen, ähnliche Versuche, insbesondere an Geschützen, 
hauptsächlich der schwersten Art, im Gebrauche selbst vorzunehmen, also in Fällen, 
wo die künstliche Momentanbeleuchtung ausgeschlossen ist. Das ist auch ganz 
kürzlich Cles und Swoboda gelungen, indem sie Aufnahmen fliegender Granaten 
allein mit der Beschränkung, daß das Geschoß sich gegen einen hellen Hintergrund, 
den Himmel oder eine Schneedecke, abheben mußte, ausführten. Das schwierigste 
war hierbei nur die Konstruktion eines geeigneten Verschlusses für den Apparat, 
der durch eine rotierende Scheibe mit Schlitzen zur Belichtung gebildet wurde. 
Durch geeignete Nebeneinrichtungen konnte dann die Belichtung in den ge-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.