Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Photographie im Kriege 
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Diese Versuche von E. Mach liegen schon eine ganze Reihe von Jahren zurück, 
und es lag nahe, ähnliche von neuem anzustellen , nachdem die technischen Ansprüche 
an die Leistungsfähigkeit von Gewehren und Geschützen jeder Art immer größer 
wurden. Insbesondere mußten sich die Versuche auch darauf beziehen, die Vorgänge 
beim Schuß selbst klarzustellen, z. B. ob bei den modernen Hartmantelgeschossen 
dieses den Lauf gasdicht abschließt, oder ob Pulvergase den Lauf vor dem Geschoß 
verlassen; weiter die Vorgänge beim Verschluß der Mehrlade- und Schnellfeuer 
gewehre, ob diese bei den für das Auge viel zu schnell verlaufenden Vorgängen mit 
der ausreichenden Sicherheit arbeiten oder verbesserungsbedürftig sind, endlich auch, 
wie Geschosse in das Ziel treffen und es durchschlagen oder zerstören. 
Derartige Aufnahmen sind von einer* großen Anzahl Gelehrter angestellt 
worden, wohl mit bestem Erfolg von C. Cranz. Auf sie sei etwas genauer einge 
gangen. Das wichtigste dabei war, daß nicht ein einziger Augenblick eines sehr 
schnell vorbeigehenden Vorganges photographisch festgelegt werden sollte, sondern 
daß eine Reihe von Einzelbildern erhalten wird, die sich auf eine Folge von Be 
wegungen erstrecken, die in vielleicht wenigen Hundertstel Sekunden ablaufen, 
kurz gesagt, es sollten die Schuß Vorgänge kinematographisch festgelegt werden. 
Der gebräuchliche Kinematograph zerlegt ja den Verlauf eines Vorganges in eine 
Reihe von Bildern, von denen etwa 10 bis 20 in einer Sekunde aufgenommen werden. 
Man sieht sofort, daß das für die oben beschriebenen Zwecke ganz unzureichend ist; 
im übrigen ist der übliche Kinematograph mit jener Bilderzahl in der Sekunde 
nahe an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Überdies ist bei ihm die Bewegung 
des Filmbandes eine ruckweise: in dem Augenblick, in dem eine Aufnahme gemacht, 
bzw. wenn von dem Filmband das eine Einzelbild projiziert wird, steht der Film 
still, um sodann um eine Bildbreite weiterzurücken, usw. Will man nun in einer 
Sekunde, was zur kinematographischen Aufnahme von Schuß Vorgängen notwendig 
ist, rund 100 000 Bilder erzielen (man stellt natürlich nicht so viel Einzelbilder her ; 
da der zu photographierende Vorgang vielleicht nur ein Hundertstel Sekunde dauert , 
genügen also tausend Bilder), so ist eine solche ruckweise Bewegung technisch 
unmöglich. Man läßt also den Film mit gleichmäßiger, genügend großer Geschwindig 
keit abrollen, was keine besonderen Schwierigkeiten macht, und läßt nur die Be 
leuchtung des aufzunehmenden Vorgangs so kurz bemessen sein, daß der Film in 
der kurzen Zeit, in der eine solche Beleuchtung vorhanden ist, also ein Bild auf den 
Film geworfen wird, praktisch stillsteht. 
Zur Beleuchtung dieser Vorgänge dient natürlich ein elektrischer Funke, 
bzw. eine Funkenfolge. Wie schon oben erwähnt, sind es Funkenfolgen, wie sie 
ständig in der drahtlosen Telegraphie benutzt werden, und wobei man die Zahl 
der Einzelfunken in der Sekunde — wohlgemerkt, man sieht nur einen einzelnen, 
länger dauernden Funken oder ein Feuerband — durch Änderung der elektrischen 
Verhältnisse in dem Stromkreise beliebig regeln kann. Jeder dieser Einzelfunken 
veranlaßt auf dem laufenden Film im photographischen Apparat ein Teilbild des 
darzustellenden Vorgangs. 
Der Vorgang bei einer solchen Aufnahme ist dann also folgender: Nehmen 
wir an, es soll das Durchdringen eines Geschosses durch einen Knochen photographiert 
werden. Dann wird der Apparat zunächst auf die zu photographierende Stelle,
	        
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