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Walter Block
überhaupt. Bei allen Versuchen, die darauf abzielen, die denkbar besten Schuß
waffen herzustellen, wo es sich also stets um Vorgänge handelt, die äußerst schnell
verlaufen, entweder mit großer Geschwindigkeit überhaupt, oder innerhalb sehr
kurzer Zeit, da ist von allen Beobachtungsmethoden die photographische die einzig
brauchbare. Sie allein ist in der Lage, BewegungsVorgänge jeder Art festzuhalten,
die wenige Hundertstel, ja nur Zehntausendstel einer Sekunde und noch weniger
in Anspruch nehmen.
Der Vorgang dabei ist im wesentlichen stets folgender: Durch das abgefeuerte
fliegende Geschoß wird z. B. ein Draht zerrissen, was in einer geeigneten Vorrich
tung einen elektrischen Funken auslöst. Derartige Funken, die nach den Methoden
erzeugt werden, die in der drahtlosen Telegraphie üblich sind und dort täglich An
wendung finden, haben die Eigenschaft, daß ihre Dauer nur nach Bruchteilen von
Millionstel Sekunden zu bemessen ist. Ein elektrischer
Funke, wie wir ihn am Induktionsapparat, beim Blitz
und bei ähnlichen Vorgängen sehen, ist tatsächlich eine
ungeheuer große Anzahl von zeitlich aufeinanderfolgen
den Einzelfunken; unser Auge ist infolge seiner Trägheit
(man denke an die Erscheinung der Nachbilder!) viel
zu unempfindlich, um sie einzeln zu sehen und fest
zustellen, daß zwischen diesen äußerst kurz dauernden
Einzelentladungen immer noch Zeiträume sich befinden,
in denen tatsächlich kein vom Funken herrührendes
Licht vorhanden ist. Ein einziger Blitz ist tatsächlich
die Folge von einer sehr großen Anzahl Einzjdblitzen!
Nun ist es auch recht einfach möglich, statt solcher Funkenfolgen tatsächlich
eine einmalige Funkenentladung hervorzurufen, deren Zeitdauer auch nicht größer
ist. Man verschafft sich so einen Lichtblitz, der, sagen wir einmal, ein Zehnmillionstel
Sekunde dauert; in einer solchen Zeit bewegt sich ein Gewehrgeschoß, das in der
Sekunde rund 1000 Meter zurücklegt, nur um ein Zehntel eines Millimeter weiter, d. h.
kann praktisch als stillstehend angesehen werden. Man kann also, wenn man einen
solchen Lichtblitz als Lichtquelle benutzt, ein mit der größten heute erreichbaren
Geschwindigkeit fliegendes Geschoß im Fluge photographieren. Man richtet den
Versuch also so ein, daß, durch das fliegende Geschoß ausgelöst, der Funke gerade
in dem Augenblick auf blitzt, in welchem es sich vor dem Objektiv des photo
graphierenden Apparates befindet. Derartige Aufnahmen zum Studium der
Geschoßbewegungen hat zum erstenmal E. Mach gemacht, und eine solche gibt
die Abbildung 4 wieder. Man sieht das im Fluge befindliche Geschoß, scheinbar
stillstehend, von Strömungslinien umgeben, wie sie z. B. ein das Wasser durch
schneidendes Schiff gibt. An der Spitze scharf umbiegend, werden die Strömungs
linien vom Geschoß seitlich abgelenkt und hinter dem Geschoß, anschließend
an seinen flachen Boden, bilden sich Wirbel, in denen die Luft nachgesaugt wird.
Aus solchen und ähnlichen Photographien ist es leicht möglich, auf die günstigsten
Geschoßformen zu schließen, derart, daß der Luftwiderstand möglichst klein, das
heißt also, daß die Geschoßgeschwindigkeit beim Fluge möglichst groß wird und
nur langsam abnimmt.