Die Photographie im Kriege
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zwischen diesen beiden Linien F KB auf der Photographie ausgemessen, und das
genügt, um sowohl die Entfernung der feindlichen Batterie BF von der eigenen als
auch die Richtung über den sie deckenden Wald W festzulegen.
Auf die Art der Ausführung von photogrammetrischen und stereophoto
grammetrischen Aufnahmen kann nicht eingegangen werden. Man bedarf mehrerer,
bei dem Stereo verfahren zweier verschiedener Aufnahmen, aus denen konstruktiv -
zeichnerisch der Plan entworfen werden kann. An sich genügt dazu schon eine
gewöhnliche Stereoaufnahme. Aber wie schon früher erwähnt, ist immer ein
gewisser Mindestabstand erforderlich, um eine ausreichende Plastik zu erreichen.
Man verwendet deswegen häufig zwei Apparate in größerer Entfernung oder einen,
der in den beiden Aufnahmepunkten nacheinander aufgestellt wird. Die Apparate
sind dann noch mit Hilfseinrichtungen versehen, um ihre Plattenebenen und
Achsen genau parallel richten zu können und ihre Entfernung durch Meßlatten
schnell zu messen. Bei Vermessungsschiffen stellt man die beiden Apparate z. B. in
ein für alle Mal fester Entfernung voneinander am Bug und Heck des Schiffes
fest auf. Man wird ohne Mühe einsehen, daß auch dann die Möglichkeit besteht,
die Karte der Gegend konstruktiv zu finden. Von Wichtigkeit ist nur die praktische
Ausgestaltung des Verfahrens, um dem Kartenzeichner die Arbeit zu erleichtern
und zu beschleunigen. Man verwendet deswegen besondere Meßinstrumente, die
Stereokomparatoren, die besonders von der Firma Zeiß in Jena durchgebildet
sind, um das ganze zeichnerische Verfahren möglichst einfach zu gestalten. Man
kann sich ihren Grundgedanken so klarmachen, daß die eine Platte der Stereo
aufnahme unmittelbar die Richtung nach den einzelnen Punkten des Aufnahme -
gegenständes angibt, und dann wird am Stereokomparator der geringe Unter
schied der Lage entsprechender Punkte zum Plattenmittelpunkt gemessen.
Man sieht ein, daß dieser Unterschied für die nächstliegenden Punkte am größten
ist, für die weiteren immer kleiner wird und für die entferntesten vollkommen
verschwindet. Er ist gewissermaßen ein Maß für die Entfernung der einzelnen
Punkte vom Standpunkt der Aufnahme aus. Man hat dann also für jeden Punkt
seine geographische Richtung und Entfernung vom Aufnahmestandpunkt, kann
ihn also kartographisch festlegen.
Die Grundlagen der Photogrammetrie und Stereophotogrammetrie sind also
verhältnismäßig einfach. Die wesentlichen Schwierigkeiten bei ihr liegen in der
konstruktiven Ausgestaltung der Apparate und der bequemen Übertragung der
Lage der einzelnen Punkte in die Karte. Seit einer längeren Reihe von Jahren
liegen indessen eine größere Anzahl von Konstruktionen hauptsächlich deutscher
und österreichischer Fachleute vor, die so vorzüglich durchgebildet sind, daß auch
Zeichner ohne wesentliche technische Kenntnisse die Übertragung der Aufnahmen
in Karten sehr schnell und fast vollkommen mechanisch ohne jede Rechnung
vornehmen können.
Als letzten Punkt der Besprechung wollen wir endlich Fragen behandeln, bei
denen die Photographie als Hilfsmittel zur Untersuchung von Vorgängen dient, die
so schnell verlaufen, daß das Auge nicht mehr in der Lage ist, die Einzelheiten mit
der notwendigen Sicherheit zu erkennen. Es sind das also im wesentlichen Fragen
der Geschoßbewegungen, die Schußvorgänge und die Mechanik der Schußwaffen