Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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Walter Block 
Maler und Zeichner den kämpfenden Truppen unmittelbar gefolgt sind, um möglichst 
unter dem frischen Eindruck der kriegerischen Vorgänge ihre Beobachtungen 
zeichnerisch niederlegen zu können, wie z. B. Adam im Gefolge Napoleons I. den 
russischen Feldzug oder Camphausen den dänischen Krieg mitmachte, so wird es 
vielfach bei der Betrachtung gemalter oder gezeichneter Kriegsbilder gar nicht 
beachtet, daß ihre Künstler niemals an irgendwelchen kriegerischen Ereignissen 
beteiligt gewesen sind, vielmehr die Unterlagen zu ihren Schöpfungen nur aus 
Berichten von Teilnehmern erhalten haben. Das gilt z. B. für keinen geringeren 
als Menzel. Es ist selbstverständlich, daß die Photographie in dem Falle, wenn es 
sich darum handelt, rein illustrationsmäßig Belege für die Vorgänge auf dem Kriegs 
schauplatz zu liefern, der Malerei und Zeichnung fast immer weit überlegen ist, nicht 
nur an Bequemlichkeit, sondern auch an Treue. Sowie es sich aber darum handelt, 
nicht nur Illustrationen der Geschehnisse, sondern Bilder künstlerischen Wertes zu 
liefern, muß sie hinter Malerei und Zeichnung zurückstehen. Es wird jedenfalls nur in 
seltenen Fällen möglich sein, künstlerisch wertvolle photographische Aufnahmen 
auf dem Kriegsschauplatz herzustellen. Zeichnung und Photographie schließen 
sich in diesem Fall nicht gegenseitig aus, sondern haben beide ihre Berechtigung 
nebeneinander. Jeder von uns hat die Möglichkeit, das häufig nachzuprüfen, 
da die illustrierten Zeitschriften dauernd schlechte, nichtssagende Photographien 
und wertvolle, unmittelbar im Feld entworfene Zeichnungen bringen und ebenso 
prachtvoll wirkende, bildmäßige Photographien wie Zeichnungen, denen unmittel 
bar jede Glaubwürdigkeit abzusprechen ist. In dem jetzigen Kriege sind auf sämt 
lichen Kriegsschauplätzen nicht nur Maler und Zeichner von Ruf in amtlichem 
Aufträge tätig, sondern auch eine große Anzahl Berufsphotographen. Daß auch der 
Kinematograph nicht fehlt, ist wohl selbstverständlich, er arbeitet allerdings 
unter zwei erschwerenden Bedingungen. Einmal kann er gute Aufnahmen nur aus 
größerer Nähe machen, und dann bedarf er immerhin einiger Zeit zum Aufbauen 
des ganzen Apparates. Er wird deswegen in der Hauptsache nur hinter der Front 
Anwendung finden können, wo eine größere Bewegungsfreiheit ohne Gefahr möglich 
ist. Es ist indessen wohl bekannt, daß kinematographische Aufnahmen auch in der 
vordersten Schützenlinie gemacht wurden, die ja zum Teil der weitesten Öffent 
lichkeit gezeigt sind. 
Daß wir in diesem Kriege von guten und wertvollen Photographien bereits 
jetzt eine ungeheuere Menge besitzen, hat seinen Grund darin, daß bei der großen 
Verbreitung der Amateurphotographie und der sehr großen Anzahl der Kriegsteil 
nehmer eine namhafte Anzahl tüchtiger Photographen im Felde steht, die auch 
unter ungewöhnlich schwierigen Umständen gute Bilder anfertigen können, und 
daß die deutsche Industrie in der Lage ist, sie mit Apparaten zu versorgen, die den 
besonderen Ansprüchen des Feldlebens gut gewachsen sind. Denn diese Apparate 
müssen klein und leicht sein und trotzdem fest und widerstandsfähig und gegen 
Nässe und Staub wenig empfindlich. 
Welcher Art die Aufnahmen im einzelnen sind, braucht wohl nicht weiter 
gesagt zu werden, da wohl jeder hinlänglich häufig Gelegenheit hat, Bilder von den 
Kriegsschauplätzen in Originalphotographien oder in Reproduktionen in Zeit 
schriften zu sehen. Die Möglichkeit der einfachen, schnellen und billigen Herstellung
	        
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