Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Meteorologie im Kriege 
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der nördlichen, ein Südostwind und Nordwestwind beziehungsweise auf der südlichen 
Hemisphäre wehen müssen. Eine Äquatorialzone von sehr mäßiger Breite, die 
sich mit dem Sonnenstände nord- und südwärts verschiebt, nimmt an diesem 
Wechselspiele der Winde nicht teil, weil in ihrem Bereiche die starke Erwärmung 
horizontale Strömungen zurückhält und an ihre Stelle vertikale treten läßt. Man 
spricht deshalb von einer Kalmenzone, und für das Gebiet sehr hohen Luftdrucks 
ist der seiner Entstehung nach noch nicht hinreichend geklärte Name Roßbreiten 
herrschend geworden. Die jenseits dieser letzteren wehenden regelmäßigen Winde 
stellt man als Unterpassate den in größerer Meereshöhe den Ausgleich bewirkenden 
Dauerwinden als Oberpassate gegenüber. Während der über 3000 m hohe Vulkan 
Pik von Tenerife nahe seinem Fuße im Gebiete des Unterpassates liegt, reicht er 
mit seinem Gipfel bereits in das des Oberpassates hinein. 
Im kleinen Maßstabe zeigt sich ähnliches an Meeresküsten in dem Wechsel 
spiele von Land- und Seewind. Letzterer weht bei Tage, weil das Festland stärker 
als das Meer erwärmt und demzufolge der Ort einer Luftauflockerung wird; bei 
Nacht hinwiederum kühlt sich eine große Wassermasse angesichts ihrer größeren 
Wärmekoerzitivkraft langsamer als eine Landfläche ab, und da nun über dem Wasser 
die Luft stärker erwärmt wird, findet ein Abströmen vom Lande her statt. Als 
das klassische Land für diesen Gegensatz darf man die griechischen Inseln im 
Archipelagus ansehen, und auf ihn baute im Jahre 480 v. Ghr. Themistoldes seinen 
Plan, der zur Vernichtung der persischen Flotte bei Salamis führte. Ein vielfach 
ähnlicher Sachverhalt zeigt sich bei den Berg- und Talwinden, denen ebenfalls 
eine Tagesperiode eignet, wie Fournet und Hann ausgeführt haben. Solange mit 
dem Höhersteigen der Sonne auch die Temperatur steigt, wird die Luft talaufwärts 
getrieben, und wenn sich die Flächen gleichen Luftdruckes beim Nachlassen der 
Bestrahlung senken, so weht der Wind gegen den Taleingang hin. Bei Gebirgs- 
kämpfen, wie sie neuerdings eine so gewichtige Rolle spielten, darf auf diesen Wind- 
wechsel deshalb besonders geachtet werden, weil, wenn er ausbleibt, ein Rückschluß 
auf bevorstehende Änderung der Gesamtwetterlage berechtigt ist. 
Was Land- und Seewinde im kleinen, das sind im großen die Monsune (arabisch = 
Halbjahrwinde), bei denen die vierundzwanzigstündige Periode durch eine ange 
näherte Jahresperiode ersetzt ist. Ihr Schauplatz ist in erster Linie der Indische 
.Ozean, doch greifen sie auch in den Stillen über. Wenn Indien im Sommer der 
nördlichen Halbkugel stark erhitzt wird, so wird die ganze Halbinsel von aufstei 
genden Luftströmen beherrscht, und vom Meere her dringt der durch die Erd 
umdrehung nach rechts abgelenkte Südwestmonsun tief ins Innere des Landes 
ein, während nach einer gewissen Pause verhältnismäßiger Windstille der Nord 
ostmonsun den Ozean überstreicht. Der erstgenannte bringt dem Feldbau die 
notwendige Feuchtigkeit, und sein auch nur um eine Woche verspätetes Einsetzen 
kann schwere Hungersnöte im Gefolge haben, wie sie in Hindostan nur allzu häufig 
sich ereignen. In den Zeiten ausschließlicher Segelschiffahrt war die Verbindung 
Ostafrika—Indien in ausgesprochenster Weise von der Berücksichtigung des Monsun 
wechsels abhängig, und sogar das Dampfschiff hat mit Verzögerungen zu rechnen, 
wenn es gegen die augenblicklich "obwaltende Monsunrichtung seinen Weg nehmen 
muß.
	        
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