Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Meteorologie im Kriege 
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talfläche nur sehr geringen Schwankungen unterworfen. In der Hauptsache 
enthalten 100 Volumteile gewöhnlicher Luft 79 Volumteile Stickstoff und 21 Vo 
lumteile Sauerstoff. Was ersteren Bestandteil anlangt, so weiß man allerdings 
jetzt, daß in ihm auch jene Edelgase enthalten sind, die seit den letzten zwanzig 
Jahren die Aufmerksamkeit der Forscher in so hohem Maße erregt haben. So 
gibt es also, natürlich in winzigen Mengen, Helium, Neon und Argon; Krypton und 
Xenon scheinen noch nicht einwandfrei erkannt worden zu sein, so wenig wie 
freier Wasserstoff. Wie sich die Zusammensetzung gestaltet, wenn man in größere 
Höhen gelangt, ist noch eine offene Frage. Die Beobachtungen und Analysen 
beziehen sich einstweilen nur auf die sogenannte Troposphäre, die nach oben bis 
zu einer Erdentfernung von 10 bis 12 km reicht, während jenseits derselben die 
Stratosphäre gelagert ist. Man hat Grund zu der Vermutung, daß innerhalb der 
letzteren die Einzelstoffe sich, die dichtesten am weitesten nach unten, mehr in 
parallelen Niveauflächen angeordnet haben. Der Sauerstoff begegnet uns auch in 
jener allotropen Form, die man Ozon (Riechstoff) nennt, und der man früher eine 
weit einflußreichere Rolle im Haushalte der Natur an wies, als ihr in Wirklichkeit 
zugeschrieben werden darf; nach Trabert kann man auf 1 cbm Luft nur 0,014 mg 
Ozon rechnen. Auch Ammoniak, salpetrige und schwefelige Säure und andere 
Materien treten nur äußerst sparsam auf, es müßten denn im Boden gewisse selb 
ständige Ursachen zu deren Entstehung nachzuweisen sein. 
Niemals und nirgends fehlen der Luft Kohlensäure (Dioxyd) und Staub. Auf 
beide hat die Hygiene sorgsam zu achten; ergeben sich z. B. in Krankensälen 
oder Versammlungsräumen zu große Mengen dieser Stoffe, so wirken sie unmittel 
bar nachteilig auf die menschliche Gesundheit. Die Staubzähler geben Aufschluß 
darüber, wie Viel kleinste Festkörperchen in einem Kubikmeter Luft ungefähr 
enthalten sind. Daß ihre Anzahl am Meeresstrande oder auf einem hohen Berge 
ungleich geringer als in einem geheizten Zimmer und hier wieder viel geringer 
als in einem Fabrikraume ist, liegt in der Natur der Sache. Die Teilchen sind 
nicht selten so klein, daß sie sich sogar der mikroskopischenWahrnehmung entziehen. 
Wer je große Fabrikstädte, wie etwa Nürnberg, Essen, Chemnitz, an Sonntagen 
und Wochentagen aus einiger Entfernung gesehen hat, kann sich sofort ein Bild 
von der Rauch- und Staubatmosphäre machen, welche solche Industriezentren 
überlagert und u. a. auch die berüchtigten ,,gelben Nebel 44 Londons erzeugt. Ge 
legentlich kann eine große Stadt, deren Bauten stark von der Sonne erwärmt 
worden sind, allerdings auch als helle Insel in einem düsteren Meere erscheinen, 
wenn das umliegende platte Land von feuchtem Nebel bedeckt wird. 
Der Krieg hat dazu geführt, daß auf oft nicht ganz geringe Strecken der 
Luft fremdartige Gase beigemengt werden, die sich mitunter auch längere Zeit 
sinnenfällig erhalten. Auf ihre Natur wird erst die Folgezeit ein klares Licht werfen. 
Soviel ist schon jetzt festgestellt, daß zwei Arten unterschieden werden müssen; 
es gibt Gase, die bloß störend, zumal tränenerregend wirken, ohne die Gesundheit 
dauernd zu gefährden, während andere wieder direkt verderbenbringend den 
menschlichen Organismus beeinflussen. Die daraufhin bei allen kämpfenden Heeren 
eingeführten Gasmasken gewähren ein hohes Maß von Schutz, der allerdings auch 
vom engsten Anschlüsse an das Gesicht und damit von möglichst vollkommener
	        
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