Volltext: Kriegsbilder aus den Hochalpen

Kriegsbilder aus den Hochalpen 165 
In der Ortlergruppe hat schon unter solchen Verhältnissen eine Wachmannschaft auf der Cima Cadini , 3521 m , den ganzen Winter zugebracht ; das Höchstmaß an Leistungsfähigkeit erbrachte aber die Besatzung der Feldwache auf einem 3293 hohen Gipfel in der Adamellogruppe , die während der ganzen Dauer des Winters aus sich selbst angewiesen war . Dieser Cisgipsel ist im Sommer schon einer der am schwierigsten zugänglichen des dortigen Bereiches , im Winter aber so gut wie über - Haupt unnahbar . Wer die Unsumme von Willenskraft , die von den Bewohnern der - artiger Hütten aufzuwenden ist , auch nur annähernd ermessen kann , wird anerkennen , daß hier viel schlichtes und echtes Heldentum ruhmlos verrichtet wird , das so manche gefahrvolle Cinzelleistung um ein wesentliches übertrifft . 
Die eigenartige Lage vieler Unterstände inmitten des unergründlichen Gletscher - eises hat eine eigene Kunst geschaffen : die Tätigkeit im Innern von Schnee und Eis . Vom einfachen Stollen angefangen bis zum feenhaften „ Eis - Palast " wurde hierin der Phantasie und Geschicklichkeit der einzelnen Kommandan - ten kein Ziel gesetzt . Ich habe ganze Firnkämme begangen , ohne nur einmal ganz auf die Oberfläche der Schneedecke zu kommen . In langen , vielfach gewundenen Gängen konnte man allmählich die Höhe eines Gipfels gewinnen , ohne vom nahen Gegner gesehen zu werden . Durch zierliche Fensterchen aber konnte man die feindlichen Stellungen deutlich und bequem überblicken . 
Cin anderes Beispiel von „ Schneearchitektur " bot der Gipfel der Cima . . . . Dort hatte der Abschnittskommandant , Herr Oberleutnant Z . , die Zeit der größten lichen Ausaperung , in der die ganze Gipfelfläche schneefrei wurde , dazu ausgenützt , den Gipfel durch Sprengungen zu einer breiten , ebenen Fläche auszugestalten und dann mit starken Schutzmauern zu versehen , diese aber wieder mit einem soliden Bretterdach einzudecken . So bildete die Oberfläche des ziemlich schlanken und kühnen Firnhauptes einen regelrechten Pavillon mit zahlreichen Schießscharten nach allen Richtungen , der sehr bald unter dem Schutze einer hohen Schneelage von weitem , also auch von den italienischen Stellungen , als solcher nicht mehr kenntlich war . Die erforderlichen Bauarbeiten verliefen ungestört , dürften also kaum vom Feinde bemerkt worden sein und jetzt kennzeichnet sich dieser Gipfel in nichts vor dem unverfänglichen Aussehen der vielen anderen umgebenden Firndome . Cin steiler , mit Drahtseilen und Sttsten versehener Schacht , der ebenfalls mit einer Bretterverfchalung gedeckt wurde , vermittelt den Zugang von der tiefer gelegenen Feldwache unmittelbar zum Gipfel , der dergestalt auch bei den ärgsten winterlichen Schneefällen von der Wach - Mannschaft trockenen Fußes erreicht werden kann . 
Solche großzügige Anlagen sind die hauptsächlichsten Faktoren , auf denen eine Verteidigungsmöglichkeit auch unserer höchsten Bergriesen für die Dauer des ganzen Jahres fußt . Bemerkenswert ist dabei , daß gerade die schrofferen und schwieriger zugänglichen Gipfelformen am besten für wirkungsvolle und schwer zu erobernde Verteidigungswerke geeignet sind . Das Gegenteil beweisen die vielen Verhältnis - «näßig leicht erreichbaren , abgeflachten Firnkuppen der Hochalpen , die nur selten zu starken Stellungen ausgebaut wurden und meistens „ neutrales " Gebiet darstellen , auf dem sich weder unsere , noch die feindlichen Truppen dauernd eingenistet haben . Diese Gipfel und desgleichen auch ausgedehnte , flache und daher wenig Deckung bietende Gletschergebiete werden beiderseits meist nur ab und zu von Pattouillen begangen , um auf diese Weise dem Gegner zu zeigen , daß eine dauernde Besetzung in der Tat nicht ungestört vollzogen werden könne , da das Gelände viel zu „ offen " und meist auch allzu entfernt von größeren Nachschubstationen ist . Patrouillengänge in solchen Gebieten verlaufen meist ganz harmlos . Die beiderfeittgen Stellungen sind hier viele Kilometer von einander entfernt und man findet ein weites Gebiet un - gestörten Vordringens , falls nicht etwa zu gleicher Zeit eine gegnerische Patrouille
	        
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