Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Hauptmann: Die Freundschaft, die uns keinen Mut verleiht, 
Ist wertlos in den Augen eines Römers. 
Pilatus: Du führst dein Wort so schneidig wie dein Schwert 
Und dieses Schwert hat mich herausgehauen 
Beim letzten Uebersall in Kapharnaum, 
Als ich aufs Land nach Galiläa zog. 
Das soll dir auch den Raub am Schlaf verzeih'n. 
Hauptmann: Du hättest mehr geopfert als den Schlaf, 
Wär' dir bewußt, was uns hiehergetrieben. 
Der Ratsherr bittet dringend dich ums Wort. 
Pilatus: Du bist noch einer von den treuen Juden, 
Auf die der Cäsar sich verlassen kann. 
Was hast du Schweres auf dem Herzen, sprich! 
Nikodemus: Beim ew'gen Gott der Väter, glaub' es mir, 
Ich stünde nicht vor dir am heil'gen Rüsttag, 
Wenn nicht das Ungeheure wär' geschehen, 
Der größte Frevel, den ein Mensch begeh'n kann. 
Den Davidsohn, den uns Jehovah sandte, 
Verdammen sie zum Martertod am Kreuz 
Aus Zorn und Haß, aus Eifersucht und Neid. 
Das sind die Kläger gegen den Gerechten, 
Den Edelsten, den je die Erde trug. 
Und du sollst ihnen ihren Schergen machen, 
Weil nur in deiner Hand der Blutbann ruht. 
Pilatus: Du mußt mir deutlich sagen, wen du meinst 
Mit dem Verhaßten, den sie töten wollen. 
Nikodemus: Du hast von Jesus Christus nichts gehört? 
Pilatus: Vom Nazarener? Sonderbare Dinge 
Hab' ich vernommen aus dem Mund des Volks. 
Bald schien er mir ein Gaukler, bald ein Arzt, 
Und bald ein Weiser, wie es Plato war. 
Nikodemus: Halt ein, du schmähst ihn, weil du ihn nicht 
kennst. 
Er ist der- größte Mensch und Gottes Sohn, 
Der Wunder wirkt wie keiner der Propheten 
Dem Volk zum Heil, aus Liebe und Erbarmen. 
Pilatus: Was hat er dann noch meine Hilfe nötig?