Volltext: Das Geheimnis des Kreuzes!

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Claudia: -So ist der Tag denn wirklich kein verlorener? 
Maria: Es ist der größte, den ich je erlebte. 
Claudia: Der Tag, an dem dein Sohn am Kreuze stirbt? 
Maria: Der größte Kampf bringt auch den größten Sieg. 
Claudia: Laß mich den Saum von deinem Kleide küssen, 
Du übermenschlich hohe, heil'ge Frau! 
(Will vor ihr niederknien. Maria richtet sie empor.) 
Maria: Nicht so! Ich bin ein schwaches Weib wie du. 
Auch meine Seele kennt die Traurigkeit, 
Doch selig sind die Trauernden. Sie werden 
Von diesem Tage ihren Trost empfangen. 
Claudia: Nur mein Gemahl wird dran zu Grunde geh'n. 
Maria: Wer das Geheimnis dieses Tages kennt, 
Der weiß, daß du dich irrest, Claudia. 
Pilatus führt ihn nicht auf Golgatha, 
Es ist sein eigener Vater, der es tut. 
(Ein paar Tubastöße ertönen.) 
Claudia: Jetzt naht er schon der fürchterliche Zug. 
Verzeiht! Ich kann ihn noch nicht mitunseh'n. 
lWeinend ab.) 
Maria: Erwarten wir ihn hier in Gottes Namen. 
Es erscheint der Kreuziguugszug. Voraus schreitet der römische Haupt- 
mann, der die Strafvollziehung zu leiten hat Drauf Jesus mit Kreuz und 
Dornenkrone und die römischen Soldaten, die zur Kreuzigung befohlen sind. 
Dann die Hohenpriester und Aeltesten. Die Schergen sind mit Leiter, Nägeln, 
Hammer und Stricken versehen Wrd r eine Militärabteilung und zum Schluß 
das Volk. — Wie Christas die Bühne betritt, stürzt er mit dem Kreuze nieder. 
Maria (sich durch das Volk drängend, mit ausgebreiteten Armen): 
Um Gotteswillen! Laßt mich hin zu ihm! 
Ein Scherge: Was will das Weib? 
Pharisäer: Was eine Mutter will! 
Ein Priester: Die seine Mutter? Weg! Stoßt sie zurück! 
(Zn Maria:) 
Wenn du den Sohn nur recht erzogen hättest, 
Dann stündest du nicht hier. 
Magdalena: Sie lästern dich. 
Maria: Nicht mehr als meinen Sohn. 
Kaiphas: Peitscht ihn nur auf, 
Wenn er nicht weiter will! 
Maria: Mein Kind! Mein Gott! Ist das ein Wiedersehen! 
Zum Jammerbild entstellte dich der Haß, 
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