Volltext: Studien zur technischen Chronologie des Michael Psellos

■Gertrude Redl: Studien zur technischen Chronologie des Michael Psellos 323 
gebracht wird, die Aussaat für das nächste Jahr bestellt wird 
•und weil dieser Monat die Zahlzeit für Verträge, Tribute, die 
Zeit der Steuerschätzungen und dgl. darstellt. Die Griechen 
wieder haben wegen der Etymologie von xqovo? das Jahr mit 
dem September beginnen lassen. Xpövog heißt so von qpdeißeiv; 
also ist der Anfang des Jahres und des Vergehens der Septem¬ 
ber, der als Beginn des Vergehens ja auch der Herbstanfang 
ist. Psellos glaubt aber, daß man auch im Einklang mit der 
jüdischen Ueberlieferung den Jahresbeginn im September 
ansetzen kann. Die Menschen waren als unsterblich und mit 
der Hinneigung zum Göttlichen geschaffen worden. Infolge des 
Fehltrittes der Eva wurden sie zur Sterblichkeit und zur Hinnei¬ 
gung zum Schlechteren verurteilt und mit ihnen die ganze 
Schöpfung. Somit erscheint die erste Tagundnachtgleiche, d. h. 
■der März als der Jahresbeginn in Bezug auf die erste Schö¬ 
pfung und die Hinneigung zum Göttlichen, die zweite Tagund¬ 
nachtgleiche als der Jahresbeginn im Hinblick auf das Arbei- 
■tsleben und den Tod. 
XXII. Kapitel. 
Warum gibt es 15 Indiktionen und tveder mehr noch 
weniger ? 
Der Begriff der Jndiktion und die Begrenzung des Jndik- 
tionszirkels mit 15 Jahren stammt ebenfalls von den Römern. 
Namen und Umfang des Zirkels leiteten manche in fabelhafter 
Weise von einem Feldherrn ’Ivöixuoov oder ’'IvSixto; ab, der 15 
Jahre glücklich und 15 Jahre unglücklich gewesen sein soll. 
Das ist unwahrscheinlich, da vom Zeitpunkt der Weltschöpfung 
an die Summe der Jahre und die Summe der Jndiktionen in 
Relation stehen, insoferne als die Jahreszahl, z. B. 6601, divi¬ 
diert durch 15 als Rest die entsprechende Jndiktionszahl 1 ergibt. 
Psellos staunt hier, daß die Römer, die als Heiden glaubten, 
dass die Welt keinen Anfang besitze, also doch von der Wahr¬ 
heit des mosaischen Schöpfungsberichtes mitgerissen wurden. 
Gegen die Etymologie von dem Feldherrnnamen Jndiktos oder 
Jndiktion spricht ferner, daß tvöixco? und ivöixurov feminina, 
nicht masculina sind, was sie sein müßten, wären sie von einem 
männlichen Personennamen abgeleitet. Viel einleuchtender er¬
	        
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