Volltext: Das Gräberfeld von Hallstatt, seine Zusammensetzung und Entwicklung

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f M. HOERNES, DAS GRÄBERFELD VON HALLSTATT 
Die Untersuchung mußte sich ausschließlich auf innere, d. h. typologische Anzeichen stützen, 
da keine anderen, etwa stratigraphische, vorhanden waren. Sacken war allerdings darauf 
bedacht, äußere Einteilungsgründe aufzufinden, wenn etwa Gräber verschiedenen Alters in 
verschiedenen Horizonten oder in verschiedener wagrechter Verteilung angetroffen wurden, oder 
wenn sich verschiedene ethnische oder soziale Schichten durch die Anwendung verschiedener 
Bestattungsbräuche zu erkennen geben sollten usw. Aber nichts dergleichen stellte sich heraus 
und so kam er zu den resignierten Betrachtungen, die S. 18 und 20 seines Werkes zu finden sind. 
Die Kenntnis der Typen der Hallstattperiode war zu jener Zeit natürlich nicht hinreichend entwickelt, 
um eine chronologische Gliederung der Gräbermasse rein auf innere Zeugnisse zu gründen. 
Es bestand eine Zeitlang die Aussicht, daß es zu einer neuen, vollständigen und den heutigen 
Anforderungen der Wissenschaft entsprechenden Veröffentlichung der Hallstätter Gräberfunde 
kommen werde. Da diese Aussicht gegenwärtig völlig geschwunden zu sein scheint, halte ich 
es für angemessen, wenigstens den wertvollsten Teil der Gräbermasse, jenes erwähnte Drittel 
der für das Wiener Staatsmuseum untersuchten Gräber, genauer bekannt zu machen als dies bisher 
der Fall war. Sacken, S. 20 ff., gibt nur beispielsweise den Inhalt einiger der reichsten Gräber an, 
nämlich den von 6 Skelett-, 8 Brand- und 6 gemischten Gräbern. Die Ergebnisse meiner Unter¬ 
suchungen habe ich umrißweise schon an zwei Stellen veröffentlicht1), ohne jedoch die Daten mit¬ 
zuteilen, auf die sich meine Folgerungen gründeten. Dies soll nun hier geschehen. 
Von 340 Gräbern erweisen sich mit Sicherheit 123 als ältere, 175 als jüngere, 125 als männ¬ 
liche, 191 als Frauen- und Kindergräber, als zweifelhaft hinsichtlich der Altersstellung 18, als 
unsicher hinsichtlich des Geschlechtes 24. Diese 340 Gräber sind die des Ramsauerschen Aus¬ 
grabungsprotokolls, beziehungsweise des Inventars im Naturhistorischen Staatsmuseum. 
BESCHREIBUNG DER GRÄBER. 
I. ÄLTERE GRÄBER. 
A. MÄNNERGRÄBER, 
i. GRÄBER MIT KURZEN BRONZESCHWERTERN. 
Nach den Formen der Bronzeschwerter könnten diese Gräber für die ältesten auf dem Salz¬ 
berg gelten; sie bilden aber nicht die Vertretung einer eigenen Stufe für die Benützung der Nekropole. 
O 288: enthielt zwei Schwerter, zerbrochen und wehr, 17 cm lang, eine kleine Bogenfibel mit Tierfigur 
übers Kreuz gelegt: das vollgriff ige Antennenschwert auf dem Bügel (Fig. 1, 27), 3*5 cm lang (XV 7), eine 
(V 10), 51 cm lang, und ein ähnliches Schwert mit kreuzförmig geteilte Zierscheibe mit je einem Buckel 
Griffzunge, Beinschalen und sphärischem Beinknauf im Zentrum und in den vier Feldern und mit vier 
(vgl. „Grabfeld", S. 29, also nicht, wie P. Reinecke Löcherpaaren zum Anheften an eine Unterlage, 8*3 cm 
MWAG XXX, 1900, S. 47, schreibt, ,,zwei zerbrochene im Durchmesser (XVIII 17), mehrere Teile eines 
Antennenschwerter"), ferner: ein kleines Bronzehohl- Zier-(Gürtel-?) Gehänges: 1 Knebel mit Knöpfen, 
beil (Fig. i, 8), 8*1 cm lang (VII 18), ein Schleif- 1 Kettenfragment aus Stangengliedern, 1 Eisenglied 
steinbruchstück, 6*8 cm lang, einen schwachgeperlten mit Bronzering und 1 kreuzförmiges Anhängsel mit 
offenen Armring, 7-5 cm im Durchmesser, ähnlich 2 gezungten Klapperblechen (vgl. XII 9), endlich 
(XVI 9, doch ohne „Stollen"), zwei dünne, glatte Scherben eines feinen, Schwarz auf Rot bemalten, 
Arm(?)-Ringe, 6 und 9 cm im Durchmesser, mit je bauchigen Tongefäßes, dessen rhombische Muster mit 
einer Öse, die wie die Fassung eines Ringsteines ange- einem Rädchen vorgezeichnet und überdies mit ein¬ 
bracht ist, eine dreiknöpfige Gewandnadel mit Falten- gestempelten Würfelaugen verziert sind (XXVI 8). 
x) Gruppen und Stufen des Gräberfeldes von Hall- Essai de division systématique. (Mit Abb.) Congrès intern, 
statt. KblGV LV 2. 60—70. — La nécropole de Hallstatt, préhist. Monaco 1906. II. 75.
	        
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