Volltext: Obstsortenbuch

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Ranke fehlt (Fig. 31, d). Die Traube erscheint immer an Stelle einer 
Ranke. Folgt nun bet der Triebausbildung der obersten Traube eine 
Ranke, so wird nach oben keine Traube mehr erscheinen. Die Zahres- 
triebe bilden in den Blattachseln ähnlich den vorzeitigen Trieben bei 
den Obstbäumen die Geizen (Geiztriebe oder Zrxen, Fig. 31, b) Iahres- 
friebe, die aus dem Stamme (altes Holz) erscheinen, heißen Was¬ 
serschosse oder Kottriebe. Aus den Augen dieser Triebe er¬ 
scheinen im nächsten Jahre in der Regel nur unfruchtbare Triebe. 
Sie werden bei der Erziehung zumeist entfernt oder nur dann belassen, 
wenn sie als Ersatz benötigt werden. Reben, die auf zweijährigem 
Holze stehen, haben jedoch fruchtbare Augen und werden Trag¬ 
reben (Tragholz) genannt. Bei den Tragreben sind entweder die aus 
den untersten Knospen erscheinenden Triebe oder aber erst die Triebe, 
die über der vierten bis fünften Knospe erscheinen, fruchtbar. Erstere 
werden beim Schnitte auf zwei bis drei Augen, „Zapfen", letztere länger 
auf sechs bis acht Augen, „Strecker oder Bögen", geschnitten. Strecker 
sind somit lange, zumeist waagrecht geheftete Zapfen, die Bögen aber 
langgeschnittenes und zu Bögen formiertes Tragholz. Die Blüten 
(Fig. 31, c) werden als Gescheine bezeichnet. Die Blüte fällt in die Zeit 
von Mitte Juni bis Juli. Die Trauben reifen je nach der Sorte in den 
Monaten August bis Oktober. Rach der Farbe der Beeren unterscheidet 
man weiße, rote und blaue Traubensorten. Die weißen und roten 
Traubensorten geben bei der Verarbeitung Weißweine und werden daher 
auch Weißweinsorten genannt. Rur aus blauen Sorten kann 
Rotwein erzeugt werden. Hiezu muß der Most aus blauen Trauben mit 
den Beerenhülsen vergären. Werden blaue Sorten rasch abgepreßt und 
nicht auf den Beerenhülsen vergoren, so geben sie ebenfalls Weißweine. 
Die grünen Iahrestriebe verholzen und verfärben sich im Herbste je 
nach der Sorte hell- bis dunkelbraun. 
Die Vegetation der Rebe dauert 180 bis 190 Tage, davon ent¬ 
fallen 70 bis 75 Tage auf die Blattentfaltung, 20 Tage auf die Blüte, 
40 Tage auf das Beerenwachstum und 48 bis 50 Tage auf die Trauben¬ 
reife. 
Anspruch der Rebe an Klima und Boden. Die Rebe verlangt zu 
ihrem Gedeihen frostfreies Frühjahr, einen warmen Sommer und einen 
sonnigen Herbst. 3n Gebieten, in denen der Weinbau nicht mehr 
heimisch ist, Kann die Rebe nur an Spalieren oder unter Glas gezogen 
werden. Dort sind in erster Linie die Südwände als die klimatisch be¬ 
vorzugten zur Spalierzucht zu verwenden. Zur Rot gehen noch Süd- 
west-, jedoch weniger aber Südostwände und sind besonders bei letzteren 
nur mehr die frühreifen Sorten zu verwenden. Hinsichtlich des Bodens 
ist die Rebe im allgemeinen nicht besonders anspruchsvoll. 
Die Vermehrung der Rebe erfolgt durch Steckholz. Die zur Ver¬ 
mehrung verwendeten Reben werden Schnittreben genannt. Die 
Schnittreben werden auf eine Länge von 20 bis 25 Zentimeter ge¬ 
schnitten und zur Bewurzelung schräg in den Boden gelegt. Der Steck¬ 
ling bildet an den Rebknoten Wurzeln. 3e nach der Stellung werden 
die Wurzeln verschieden benannt Die nahe an der Erdoberfläche er-
	        
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