Statthaltereirat Johann Fritsch dankte in begeisterten Worten bem eigent¬
lichen Grünber des Seminariums, Herrn Kanonikus Strigl, für sein er¬
folgreiches Bemühen. Schulrat Stifter warnte mit Liebe und Ernst die
Zöglinge vor stolzem Betrachten des eigenen Wissens. Er zeigte ihnen die
Mittel, welche ihnen diese Anstalt an die Hand gebe, jener Klippe aus¬
zuweichen?) Zum Schlüsse richtete der Bischof noch ernste Worte an die
Präparanden als die ersten Zöglinge der Anstalt.
Im Laufe des Vormittags gaben die Zöglinge durch Aufführung
musikalischer Produktionen Proben ihres Fleißes. Kanonikus Strigl ver¬
einigte die anwesenden Gäste zu einem frohen Mahle?) Das Ziel war
erreicht.
Die Einteilung des Hauses war folgende:
Zu ebener Erde war rechts das Speisezimmer und das Zimmer für
die Dienstboten mit der Küche, links die Wohnung des Hausmeisters und
die Speise. Unter dem Erdgeschosse befand sich die Waschküche.
Im ersten Stockwerke rechts war das Schlafzimmer für die Präpa¬
randen des zweiten Jahrganges mit Garderobe unb bas Krankenzimmer;
links bie Wohnung bes Direktors.
Im zweiten Stocke befanb sich rechts bas Schlafzimmer für bie Präpa¬
randen des ersten Jahrganges und Garderobe, links das Stubierzimmer
für sämtliche Präparanden mit bem Musikzimmer und der Bibliothek?)
Wertvoll war das große Interesse, das die Statthalterei der jungen
Anstalt schenkte. Es kam in einer Zuschrift an das Konsistorium (vom
21. Juni 1855) besonders zum Ausdruck. Es wurde darin das ganze Unter¬
nehmen gelobt und besonders rühmend hervorgehoben, „daß bereits fast
sämtliche Schüler des hierortigen Präparanden-Lehrknrses aufgenommen
worden sind, daß sie darin gegen ein geringes Kostgeld die erforderliche
gesunde Nahrung und Verpflegung, geistig aber eine ihrer künftigen Be¬
stimmung angemessene Leitung und Führung genießen, sowie daß diese
Anstalt unter die Obsorge des Herrn Direktors der Linzer k. k. Normal-
Hauptschule, des Priesters Matthias Lucht und des damit verbundenen
Präparanden-Lehrkurses gestellt ist. Auch hat man aus dem Berichte die
Einrichtung und den ganzen Organismus der Anstalt, sowie die Mittel
und Wege kennen gelernt, durch welche die Zöglinge dieser Anstalt ihrer
religiösen, sittlichen und - soweit es ihr künftiger Beruf erfordert - auch
x) a. a. O., S. 152 ff.