Volltext: Zehn Jahre Welser Gymnasium

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F) Klassifikation. 
Ecco il giudicio um an 
come spesso erra. 
(Ariosto). 
Ueber die Klassifikation ein Urteil abzugeben, ist 
mißlich, weil sich die Maßstäbe mit dem Lehrplan und 
Den Anforderungen der Lehrer verschieben. „Es geht 
mit unseren Urteilen wie mit unseren Uhren. Keine 
geht mit der andern vollkommen gleich und jeder glaubt 
doch der seinigen". So sagt schon der ehrenwerte 
Christian Fürchtegott Gellert. Daß sich leider auch 
immer und überall wenig begabte Schüler zum Mittel* 
schulstudium drängen, ist ja bekannt. Ganz sichere 
Schlüsse -aus die Begabung und den Fleiß der Schüler 
oder -gar auf den methodisch-didaktischen Vorgang beim 
Unterrichte und auf den erzielten Lerngewinn lassen 
sich glso aus den Klassifikationsergebnissen schlechter¬ 
dings nicht ziehen. Im allgemeinen darf wohl be¬ 
hauptet werden, daß bei der großen Intensität, mit 
der heutzutage an den Mittelschulen Unterrichtet wird 
und unterrichtet werden muß, nur sehr gut begabte 
Schüler die erste Fortgangsklasse mit Vorzug, oder 
wie es jetzt heißt: „vorzügliche Eignung zum Aus- 
steigen -in die nächste Klasse", -erreichen. Jeder Schul¬ 
mann wird mir beistimmen, wenn ich sage, daß bei 
den Anforderungen, die gegenwärtig die Mittelschule 
an ihre Schüler stellt und stellen muß, mittels) e- 
gabte Schüler selbst bei Aufbietung ihrer besten 
Kräfte nur noch selten Vorzugsschüler werden. Aus 
der Zahl der so Gesiebten kann man nach dem Ge¬ 
sagten einen halbwegs zuverlässigen Schluß auf die 
Zahl der gut und hervorragend begabten Schüler wohl 
ableiten. 
Ein Blick auf die folgende -Tabelle, welche die 
Klaisfifikationsergebnisse der zehn Jahre zusammenfaßt, 
zeigt, daß die Zahl der ,,V o r z u g s s ch ü l e r" 
verhältnismäßig nicht gering ist, im Durch¬ 
schnitt gegen 23 0/0; die erdrückende Mehr¬ 
heit der Schüler jedoch ist m i t t e l b e g a b t. Aber 
auch die, welchen die Natur eine mittlere Begabung 
versagt hat, stellen noch immer ein ansehnliches Kon¬ 
tingent. 
Faßt man bei der Durchsicht der nachstehenden 
Tabelle nur die absoluten Zahlen ins Auge, so sieht 
man, daß — von einer kleinen Abweichung im Schul¬ 
jahre 1906/7, wo der Lehrkörper sich zu einem Dritt- 
teil erneuerte, abgesehen — die Zahl der Vorzugs-
	        
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