Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Deutsche Seestreitkräfte beschossen Margate an der 
Themsemündung. Dagegen mißglückte ein englischer 
Luftangriff auf Zeebrügge, den Hauptstützpunkt des 
deutschen Unterseekrieges. Ein englisches Großkampf- 
flugzeug und ein französisches Flugboot wurden 
abgeschossen. Was den Engländern hier nicht geglückt 
war, gelang, wenn auch in beschränkter Weise, den 
Deutschen. Sie unternahmen am 1. Mai einen erfolg- 
reichen Luftangriff auf die Themsemündung, wobei 
sie einen englischen Dampfer von 3000 Tonnen ver- 
senkten. In der Nacht vom 2. zum 3. Mai erzielten 
sie bereits wieder einen Erfolg an der flandrischen 
Küste. Sie schössen ein feindliches Torpedomotorboot 
in den Grund und beschädigten ein zweites so schwer, 
daß seine Vernichtung wahrscheinlich war. Am 4.Mai 
sank ein englischer Torpedobootszerstörer durch Auf- 
laufen auf eine Mine. Am 8. Mai meldete der Admiral- 
stab, daß 3 feindliche Truppentransportdampfer ver- 
senkt worden waren, und zwar am 15. April östlich 
Malta, am 20. April vor Gibraltar, am 4. Mai im 
Ionischen Meer. Uber den 10. Mai berichtete der 
deutsche Admiralstab: 
„Am 10. Mai fanden mehrere feindliche Fliegerangriffe 
auf Zeebrügge und Brügge statt. Im ganzen wurden 60 
Bomben gezählt. Militärischer Schaden ist nirgends entstanden. 
Ein feindliches Flugzeug wurde von unseren Abwehrgeschützen 
abgeschossen. 
Bei einem Vorstoß leichter deutscher Streitkräfte in die 
Hoofden wurden am 10. Mai, 5 Uhr 40 Minuten vor¬ 
mittags, östlich vom Noordhinder-Feuerschiff feindliche Streit¬ 
kräfte gesichtet, die beim Näherkommen als drei moderne 
englische kleine Kreuzer und vier Zerstörer erkannt wurden. 
Es entwickelte sich zunächst ein Ferngefecht in der Richtung 
aus die flandrische föüste, das sich bis zur Thornton-Bank 
hinzog. Dort hielten die feindlichen Kreuzer zurück. Unsere 
Streitkräfte ermäßigten daher ihre Fahrt, um den Feind auf 
nähere Schußweite herankommen zu lassen. Im weiteren 
Verlauf des Gefechts entstand auf einem Zerstörer der feind- 
lichen Linie infolge unserer Artilleriewirkung anscheinend 
eine KesseleXplosion. Der beschädigte Zerstörer schor mit starker 
Steuerbord-Schlagseite und sank kurz darauf, wie einwandfrei 
beobachtet werden konnte. 
Unsere Streitkräfte stießen nunmehr auf die feindlichen 
Zerstörer, die abdrehend mit höchster Fahrt Anschluß an ihre 
entfernt stehenden Kreuzer suchten, und stellten schließlich das 
Feuer ein, als der Gegner im Norden aus Sicht kam. Auf 
unserer Seite sind weder Beschädigungen noch Verluste ein- 
getreten." 
Der 14. Mai brachte den Engländern einen kleinen 
Triumph. Es gelang ihren Seestreitkräften, ein deutsches 
Marineluftschiff (L 22) in der Nordsee zu vernichten. 
Aber am 16. Mai wurde das Freudengeschrei dar- 
über schon wieder gedämpft durch eine Hiobspost, 
die aus dem Mittelländischen Meere kam. Dort war 
von der österreichisch-ungarischen Flotte den lieben 
Bundesgenossen übel mitgespielt worden, und auch 
englische Streitkräfte hatten an dem unglücklichen 
Gefechte teilgenommen. Der österreichisch-ungarische 
Admiralstab berichtete darüber: 
„In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai unternahm eine 
Abteilung unserer leichten Seestreitkräfte einen erfolgreichen 
Vorstoß in die Otrano-Straße, dem ein italienischer Torpedo¬ 
bootszerstörer, 3 Handelsdampfer und 20 armierte Be- 
wacbungsdampfer zum Opfer fielen. 72 Engländer der Be- 
wachungsdainpfer wurden gefangen. Auf dem Rückmarsch hatten 
unsere Einheiten eine Reihe von erbitterten Gefechten mit 
überlegenen feindlichen Streitkräften zu bestehen, wobei der 
Feind, der aus englischen, französischen und italienischen 
Schiffen zusammengesetzt war, erheblichen Schaden erlitt. Auf 
zwei feindlichen Zerstörern wurden Brände beobachtet. Das 
Eingreifen feindlicher U-Boote und Flieger in den Kampf 
hatte keinen Erfolg, wogegen unsere Seeflugzeuge, die sich 
vorzüglich betätigten, je einen Bombentreffer auf zwei feind- 
lichen Kreuzern erzielten und auch die gegnerischen U-Boote 
wirksam bekämpften. Unsere Einheiten sind vollzählig mit 
geringen Menschenverlusten und Beschädigungen zurückgekehrt. 
In hervorragendem Zusammenwirken mit unseren Streitkräften 
hat ein deutsches U-Boot einen englischen Kreuzer mit vier 
Kaminen durch Torpedoschuß versenkt." 
Am 23. Mai fuhr ein deutsches Luftschiffgeschwader 
unter Führung des Korvettenkapitäns Strasser nach 
England und griff in der Nacht vom 23. zum 24. 
London, Sherneß, Harwich und Norwich an. Alle 
Luftschiffe kehrten trotz der vervollkommneten Abwehr- 
maßregeln der Engländer ohne Verluste und ohne 
Beschädigung zurück. Am 25. Mai wurde die Südost- 
küste Englands von einem Flugzeuggeschwader an- 
gegriffen. Die „Times" nannte ihn den ersten großen 
Flugzeugangriff auf England, schilderte seine Wirkung 
mit einer für englische Verhältnisse geradezu ver- 
blüffenden Offenheit und erklärte: 
„Wir können zunächst drei Folgerungen aus diesem Angriff 
ziehen. Die Flieger verfolgen absolut militärische Ziele, und 
wenn auch eine große Anzahl bürgerlicher Personen getroffen 
wurde, so steht doch zweifellos fest, daß die feindlichen Flieger- 
genau wußten, wo sie sich befanden. Die eifrigen Bemühungen 
der Zensur, die Geschichte zu vertuschen, hat keinen Zweck. 
Zweirens gelangen wir zur Erkenntnis, daß nicht die Zeppeline 
mit großem Umfange, sondern die Flugzeuge das wirklich 
in Frage kommende Invasionsmittel sind. Wir müssen damit 
rechnen, daß derartige Angriffe in Zukunft in größerem Um- 
fange und an wichtigeren Angriffspunkten erfolgen werden. 
Schließlich meinen wir, das einzige Mittel, derartige Angriffe 
zu vermeiden, bestehe in der aggressiven Luftverteidigung." 
Die Engländer würden diese Mittel sehr gern 
angewendet haben, wenn sie es nur gekonnt hätten. 
Zunächst hatten sie einiges Glück bei der defensiven 
Luftverteidigung. Am 14. Juni schössen sie das deutsche 
Marineluftschiff „I- 43" ab, und als am 16. wieder 
ein deutsches Lustgeschwader über Südengland erschien, 
brachten sie „L 48" zum Absturz, wobei es verbrannte. 
Dafür schössen die Deutschen am 19. an der flandrischen 
Küste drei feindliche Flugzeuge ab. 
So außerordentlich die Verluste waren, die England 
durch die Luftangriffe erlitt, so wurden sie doch noch 
weit übertroffen durch den Schaden, den ihm und 
seinen Verbündeten die deutschen U-Voote zufügten- 
Die Unterseeboot-Beute der Deutschen betrug im Juni 
1016000 Vruttoregislertonnen, blieb also nur wenig 
hinter der des April zurück. Der deutsche Admiralstab 
hatte alle Ursache, der Meldung dieses Riesenergeb- 
nisses hinzuzusetzen: „Die Erfolge des 1)-Bootkrieges 
rechtfertigen volles Vertrauen in die unausbleibliche 
und entscheidende Wirkung auf unsere Gegner." 
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