Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

von amerikanischem (Selbe abhängigen Staaten, und 
indem es deutsches Eigentum in Amerika beschiag- 
nahmte. 
Einen schweren Schaden fügten die Amerikaner 
den Deutschen zu, ja den schwersten, den sie ihnen 
vorläufig überhaupt zufügen konnten, indem sie die 
in den Häfen der Vereinigten Staaten liegenden 
deutschen Handelsschiffe mit Beschlag belegten. Das 
geschah bereits am 8. April. In New Uork wurden 
27 deutsche Dampfer von zusammen 125000 Tonnen 
beschlagnahmt, in Boston 6 mit 78000 Tonnen, in 
Philadelphia 6 mit 36000 Tonnen, in Baltimore 
3 mit 31000 Tonnen. Im ganzen sollen es 88 Schiffe 
mit 512000 Tonnen gewesen sein. Die amerikanische 
Regierung beschloß, diese Schiffe zu eigenem Gebrauch 
zu verwenden. Zunächst freilich waren sie nicht ver- 
wendungsfähig, denn die deutschen Besatzungen hatten 
sie durch die Zerstörung wichtiger Maschinenteile 
unbrauchbar gemacht. Es mochte immerhin ein halbes 
Jahr dauern, bis sie seetüchtig zu machen waren. 
Die Besatzung des deutschen Kanonenbootes „Komo- 
ran", das im Hafen von Euam eingeschlossen 
war, zerstörte ihr Schiff, damit es nicht in die Hände 
der Amerikaner fiel. Sie wurde, wie die Besatzung 
der deutschen Handelsdampfer auch, als Kriegs- 
gefangene in befestigten Lagern untergebracht. 
Amerika sorgte aber auch dafür, daß seine Geld- 
vasallen-Staaten den Deutschen möglichst Abbruch 
taten. Am 11. April erschien der Gesandte Kubas in 
Berlin im Auswärtigen Amt und überreichte eine 
Note, worin er im Auftrage seiner Regierung erklärte, 
daß sie die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland 
abbreche und sich mit ihm als im Kriegszustand 
befindlich betrachte. Das war natürlich Amerikas 
Werk, denn welchen Grund hätte Kuba gehabt, sich 
gegen Deutschland zu wenden! Am 14. April brach 
Bolivia seine Beziehungen zu Deutschland ab, aus 
dem gleichen Grunde. Am 15. April tat Brasilien 
denselben Schritt. Der brasilianische Dampfer „Ba- 
ranä" war im Sperrgebiet versenkt worden, obwohl 
er, wie der brasilianische Gesandte in Berlin erklärte, 
„langsam gefahren sei und die brasilianischen Hoheits- 
abzeichen an sich getragen habe". Das nahm die 
südamerikanische Republik zum Borwande, 45 deutsche 
Schiffe mit 235000 Tonnen und 4 österreichische Schiffe 
von 18700 Tonnen in ihren Häfen zu beschlagnahmen. 
Österreich-Ungarn hatte nämlich am 6. April die diplo- 
matischen Beziehungen zu Amerika abgebrochen, worin 
ihm am 20. April die Türkei folgte. Am 2. Mai 
forderte der Gesandte von Guatemala seine Pässe 
in Berlin und erklärte den Abbruch der guatema- 
laischen diplomatischen Beziehungen zu Deutschland. 
Am 9. Mai trat auch die Negerrepublik Liberia dem 
großen Weltbund für wahre Kultur und Freiheit bei. 
Die Mulattenrepublik Haiti tat am 6. Juni das 
gleiche. Sowohl die englischen, wie die amerikanischen 
Staatsmänner wußten genau, daß sie von allen 
diesen Staatswesen keine militärische Hilfe für ihren 
Krieg zu erwarten hatten, aber sie wußten auch, 
daß jedes, und wenn es noch so unbedeutend war, 
den deutschen Handel schädigen konnte. Denn überall 
waren deutsche Schiffe, die man beschlagnahmen, 
deutsche Handelshäuser, die man zerstören konnte. 
Auch konnte man dort den Wirtschaftskrieg, den 
England nach dem Frieden führen wollte, vorbereiten, 
indem man sich die wichtigsten Rohstoffe sicherte, die 
diese Länder erzeugten, und die Deutschen auf Jahre 
hinaus von ihrem Bezug ausschloß. 
So führten die Vereinigten Staaten den Krieg mit 
den Waffen, die ihnen vorläufig zu Gebote standen, 
und daß sie damit den Deutschen schweren Schaden zu- 
fügten, kann nicht bestritten werden. Gewaltig war schon 
der Verlust, den die deutsche Handelsflotte durch die Weg- 
nähme so vieler ihrer Schiffe in fremden Häfen erlitten 
hatte. Außer den 74 Schiffen von 187000 Tonnen, die 
auf offener See aufgebracht waren, hatte sie verloren: 
in britischen Häfen beschlag- 
nahmt 182 Schiffe von 456000 Vr.-R.-T. 
in französischen und russischen 
Häfen beschlagnahmt.... 94 
in italienischen Häfen beschlag- 
nahmt 39 
in portugiesischen Häfen be- 
schlagnahmt 75 
in nordamerikanischen Häfen 
beschlagnahmt 88 
in brasilianischen Häfen be- 
schlagnahmt 46 
in griechischen Häfen beschlag- 
nahmt 9 „ „ 18500 
in japanischen Häfen beschlag- 
nahmt 12 „ „ 24500 
in chinesischen Häfen beschlag- 
nahmt 11 .. w 22000 
Das heißt, sie hatte von 5459296 Tonnen 2166000 
Tonnen eingebüßt, also zwei Fünftel ihres Bestandes, 
den sie im August 1914 aufzuweisen gehabt hatte. 
Dazu kamen die Verluste der deutschen Kaufleute 
in den feindlichen Ländern. 
Ob allerdings alle diese Verluste für Deutschland 
unwiederbringlich sein würden, hing doch eben schließ- 
lich davon ab, wie es aus dem Kriege hervorging. 
Blieb es am Ende siegreich, so konnte es, falls seine 
Staatsmänner darnach waren, alles Verlorene oder 
wenigstens einen großen Teil davon wiedergewinnen. 
Der Sieg Deutschlands aber, das zeigte sich immer 
deutlicher, hing wesentlich davon ab, wie sich der U-Boot- 
krieg gestaltete. Gelang es den Deutschen, den Schiffs- 
räum der Welt weiterhin fo zu versenken, wie es in 
den beiden ersten Monaten des unbeschränkten U-Boot- 
krieges geschehen war, so mußte der Tag kommen, 
an dem England gezwungen war, den Frieden nach- 
zusuchen. Nun war die U-Bootbeute der beiden fol- 
genden Monate, des April und Mai, fo gewaltig, 
daß sie die stärksten Hoffnungen hervorrufen mußte. 
Das gilt vor allen Dingen von der des April, die 
auf die ungeheure Zahl von 1091000 Tonnen an- 
schwoll, während die des Mai nur 869000 Tonnen 
betrug, das heißt immerhin rund 100000 Tonnen 
mehr als im Februar. Seit Kriegsbeginn waren 
8 638500 Bruttoregistertonnen durch Minen, U-Boote 
und deutsche Kreuzer versenkt worden, und da aus 
„ 143000 
,, 172000 
„ 227000 
„ 630000 
„ 236000 
727
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.