Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

zum Bewegungskrieg zu machen. Sie änderten die 
bisherige Verteidigungsart gänzlich. Hatten sich bisher 
die Deutschen bemüht, ihre Gräben gegen jede Uber- 
macht und auch im furchtbarsten Feuer bis aufs 
Äußerste zu halten, so besetzten sie nun ihre vordersten 
Stellungen nur schwach, suchten durch Infanterie- 
und Maschinengewehrfeuer den Angreifenden den 
schwersten Schaden zuzufügen, wichen dann aber 
dem Stoß nach rückwärts aus, und wenn die ab- 
gekämpften, gelichteten feindlichen Bataillone über 
die erste deutsche Stellung hinausgelangt waren, 
setzte der deutsche Gegenstoß ein. Dem erlagen sie 
meist, und die Deutschen nahmen nicht nur ihre 
vorderste Stellung zurück, sondern sie vermochten 
sogar hin und wieder ihre Gegner weit über sie 
hinauszutreiben. 
Vom 12. März an begann diese neue Art der 
Kriegführung. Die Engländer überschütteten den 
ganzen Tag über die von den Deutschen bereits 
geräumte Stellung westlich von Bapaume mit dem 
heftigsten Eeschützfeuer und griffen abends mit starken 
Kräften an. Sie fanden die Deutschen nicht mehr 
vor, glaubten, sie seien entflohen und griffen am 
folgenden Tage zwischen Achiet-le-Petit und Erevillers 
ohne Feuervorbereitung an, wurden aber unter bluti- 
gen Verlusten zurückgetrieben. In der Nacht unter- 
nahmen sie nach starkem Feuer einen Vorstoß beider- 
seits von Bouquoy, der gleichfalls verlustreich scheiterte. 
Es kann hier nicht jedesmal angegeben werden, 
an welchen Tagen und wie oft deutsche Stoßtrupps 
die vorrückenden Engländer und Franzosen über- 
fielen und ihnen 20 oder 30 oder mehr Gefangene 
abnahmen. Dazu waren diese Unternehmungen im 
einzelnen zu unbedeutend, im ganzen aber taten sie 
den langsam und zögernd Vorgehenden empfindlichen 
Schaden. Erst am 16. besetzten die Engländer die 
längst geräumten deutschen Gräben bei Sailly, erst 
am 18. Bapaume, Peronne, Roye und Noyon, alles 
Ortschaften, um die sie so lange und heiß und so 
vergeblich gerungen hatten, und die ihnen nun die 
Deutschen freiwillig überließen. Zu erwähnen sind 
außerdem Gefechte westlich und südlich von Margi- 
Der rumänische Krieg im 
<^<as Jahr 1917 begann auf dem rumänischen 
^/Kriegsschauplatz mit gewaltigen Kämpfen. Sie 
dauerten aber nur bis Mitte des Januar an, dann 
machte die furchtbare Kälte, verbunden mit bedeu- 
tenden Schneefällen, der Kampftätigkeit fürs erste 
ein Ende. 
Am 1. Januar zwang die 9. Armee die Russen 
zu weiterem Rückzug. Von Westen und Süden 
näherten sich die deutschen und österreichisch-ungarischen 
Truppen den Brückenkopfstellungen bei Focsani und 
Fundeni. Uber 1300 Gefangene und viel Kriegs- 
Material blieben in der Hand des unermüdlichen 
val am 22., im Hügelgelände südlich von St. Quen- 
tin am 25., bei La Fere am 27., bei Eroisilles und 
Ecoust - St. Mein (nordöstlich von Bapaume) am 28., 
nordöstlich von Soissons am 30. und Angriffe auf 
das von den Deutschen gehaltene DorfHenin-sur-Cajoul 
südöstlich von Arras am 31. März. „Natürlich", schrieb 
eine englische Zeitschrift, „dürfen wir ganz mit Recht 
erklären, daß dieser Rückzug ein Eingeständnis der 
Schwäche und die letzte Krönung unserer schwer er- 
rungenen, doch nicht zur Vollendung gebrachten Er- 
folge an der Somme im vergangenen Jahre ist. 
Doch ist dieser Erfolg nicht ganz von der Art, wie 
wir ihn noch vor einem halben Jahr erwartet haben. 
Ja, ganz im Gegenteil, es ist uns noch gar nicht 
so recht klar, ob wir überhaupt bei der ganzen Sache 
etwas gewonnen haben". So vernünftig urteilten 
englische Zeitungen, was von den französischen nie 
geschah und auch nicht zu erwarten war. 
Außerhalb dieses Rückzugsgebietes kam es zu 
Kämpfen in der Gegend von Lens und Loos am 
17. und 30., zwischen Lens und Arras am 21. März. 
Nicht unbedeutend waren die Kämpfe in der Cham- 
pagne am 12., 13. und 14. März südlich von Ripont 
um die Höhe 185, die von den Franzosen immer 
wieder mit starken Kräften gestürmt, aber von den 
Deutschen gehalten wurde. Am 27. eroberten die 
Deutschen französische Gräben südlich von Ripont 
und nahmen 300 Mann dabei gefangen. Als die 
Franzosen am Tage darauf die Rückeroberung ihrer 
Stellung versuchten, wurden sie blutig abgewiesen. 
Am 30. schlugen französische Unternehmungen gegen 
die Höhen südlich von Ripont fehl. 
Im Verdun - Gebiet gelang den Deutschen noch 
eine Unternehmung in der zweiten Hälfte des Mo- 
nates. Kompagnien oft bewährter Regimenter, so 
meldete die deutsche Heeresleitung, stürmten am 
18. März mehrere französische Grabenlinien in 500 
und 800 m Breite im Südostteile des Waldes von 
Malancourt und auf dem Osthange der Höhe 304 
und machten 8 Offiziere, 485 Mann zu Gefangenen. 
Nächtliche Gegenangriffe der Franzosen wurden ab- 
gewiesen. 
ersten Vierteljahr 1917. 
Verfolgers. Zwischen Buzaul und Donau hielten 
die Russen und Rumänen ihren Brückenkopf. Ost- 
lich von Braila in der Dobrudscha nahmen deutsche 
und bulgarische Truppen zäh verteidigte Stellungen 
der Russen und warfen sie auf Macin zurück. In 
diesen Kämpfen zeichnete sich das Pommersche Re- 
serve-Jnfanterie-Regiment Nr. 9 aus. Am 2. warfen 
deutsche und österreichisch-ungarische Truppen den 
Feind nach Nordosten zurück. Westlich und südlich 
von Focsani standen Truppen der 9. Armee vor 
einer befestigten Stellung der Russen. Pintecesti und 
Mera am Milcovul wurden erstürmt, 400 Gefangene 
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