Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

wurden aber durch deutschen Gegenangriff wieder 
hinausgeworfen. Auch die Höhe 304 am linken Maas- 
ufer stürmten sie vergeblich. 
Der deutsche Heeresbericht über den 9. März lautete: 
„Südlich der Avre griffen die Franzosen Teile unserer 
Gräben bei Laucourt und südlich von Crapeaumesnil an. 
Sie wurden im Handgemenge geworfen, 12 Gefangene blieben 
in unserer Hand. 
Östlich von Reims holten unsere Stoßtrupps 14 Mann aus 
oen feindlichen Linien. 
In der westlichen Champagne gingen beiderseits von Prosnes 
Russen, geführt von französischen Offizieren, gegen unsere 
Stellungen vor. An einzelnen Stellen eingedrungene Ab- 
teilungen wurden durch Gegenstoß vertrieben. 
Südlich von Ripont entspannen sich westlich der Cham- 
pagne Fe., die mehrmals den Besitzer wechselte, neue Kämpfe, 
die keine wesentliche Änderung der Lage herbeiführten; dort 
wurden von uns 55 Gefangene einbehalten. 
Auf dem Westufer der Maas blieb am Walde von Cheppy 
ein französischer Vorstoß ergebnislos. 
Ostlich der Maas brachen unsere Sturmabteilungen in den 
Cauriereswald ein und kehrten mit 6 Offizieren, 250 Mann und 
2 Maschinengewehren zurück. Der Rest der französischen 
Grabenbesatzung entzog sich der Gefangennahme durch eilige 
Flucht. 
Auch bei Flirey, zwischen Maas und Mosel, gelang eine 
Sturmtruppenunternehmung wie beabsichtigt; dabei wurden 
15 Gefangene eingebracht." 
Am 10. kam es im Vorfelde der Ancre-Front zu 
lebhaften Eeschützkämpfen und bei Jrles zu Jn- 
fanteriegefechten, bei denen die deutschen Nachhut- 
abteilungen befehlsgemäß auf die Hauptstellung aus- 
wichen. Zwischen Avre und Oise setzten nach heftigem 
Feuer französische Vorstöße ein, blieben aber erfolg- 
los, ebenso die französischen Angriffe aus die Höhe 185 
in der Champagne. 
In der Nacht vom 11. zum 12. März begann die deut- 
sche Heeresleitung die große Rückverlegung der deutschen 
Westfront und vollendete sie in den nächsten Nächten, 
ohne daß die Engländer und Franzosen etwas da- 
von merkten. Das war geradezu ein Wunder, denn 
es mußten Rückführungen von Geschützen, Sprengun- 
gen und andere Dinge vorgenommen werden, die 
dem Feinde, wie man hätte annehmen müssen, nicht 
verborgen bleiben konnten. Von Arras bis über 
Soissons hinaus, eine Strecke von 60—70 km Länge, 
gingen die Deutschen zurück. Die Tiefe des ge- 
räumten Gebietes war an verschiedenen Stellen sehr 
verschieden. Hier betrug sie nur einige Kilometer, 
dort 40—50. Der ganze Raum, der den Engländern 
und Franzosen überlassen wurde, war größer als 
manches deutsche Herzogtum, aber nur ein sehr ge- 
ringer Teil des von den Deutschen besetzten Gebietes 
in Frankreich und Belgien. Die neue deutsche Front 
verlies von Arras über Croisilles-Veaumetz-Vertin- 
court-Villers-Faucon-Vermand-Etreillers-Montes- 
court-Vendeuil-La Fere-Amigny - Leuilly-Vregny. 
Diese Stellung war vorher ausgebaut und mit allen 
Mitteln der Vefestigungskunst so angelegt worden, 
daß sie auch einer doppelten und dreifachen Uber- 
macht standhalten konnte und fast uneinnehmbar 
erschien. In dem ganzen von den Deutschen ge- 
räumten Räume wurde nur eine Zone, Noyon und 
Umgegend, völlig vor der Zerstörung bewahrt, denn 
hier lag keine militärische Notwendigkeit zur Zer- 
störung vor, und die sinnlose Vernichtungswut der 
Franzosen und Italiener war den Deutschen ebenso 
fremd, wie die kalt berechnende der Engländer, die 
mit voller Überlegung Städte und Dörfer ihrer 
Bundesgenossen in Brand schössen, in der Erwägung, 
daß es England immer nur nützlich sein kann, wenn 
andere Mächte geschwächt werden. Wo aber eine 
militärische Notwendigkeit vorlag, und das war fast 
überall der Fall, verwüsteten die abziehenden Deut- 
schen das Gelände so gründlich, wie es nur möglich 
war. Alle Brücken und Wege wurden gesprengt, 
alle Bahnen abgebaut, alle Alleen, jeder Baum- 
wuchs abgeholzt, die Wälder abgeschlagen und ihr 
Holz abgeführt, die Dörfer vernichtet, so weit es 
notwendig war, die kriegs- und arbeitstaugliche Be- 
völkerung abgeschoben. Der Feind fand, als er an- 
rückte, ein völlig verwüstetes Land, das ihm keine 
Hilfsmittel bot, und eine Bevölkerung von Frauen, 
Kindern und Greisen, die nur auf 5 Tage mit Brot 
versehen war und die er mit Nahrungsmitteln aus- 
statten mußte. Auch Kunstwerke, Kirchtürme, Schlösser 
waren nicht verschont worden, weil ihre Schonung 
die Sicherheit des deutschen Heeres beeinträchtigt 
hätte. 
Besonderes Aufsehen machte die Sprengung der 
gewaltigen Ruine Coucy-le-Chäteau, eines der 
gewaltigsten Bauwerke des französischen Mittelalters, 
einst Sitz der Castellane von Coucy, berühmt in der 
Zeit des Minnesanges, mit einem Turm von 55 m 
Höhe und 31 m Dicke. Man kann sich denken, wie 
die Franzosen über diese Gemeinheit der Boches 
jammerten und Rache schrieen, und doch klang das 
Geschrei in ihrem Munde wenig glaubwürdig, denn 
kein Volk hat sich von jeher so gleichgültig gegen 
die Denkmäler seiner großen Vergangenheit verhalten, 
wie eben die Franzosen. Prachtvolle alte Kirchen, 
Klöster und Schlösser waren im Frieden in Frankreich 
auf Abbruch verkauft und niedergerissen worden, und 
kein Hahn hatte danach gekräht. Darum machte 
das Jammern über die Beschädigung oder Vernich- 
tung ihrer Altertümer, die eine Folge des Krieges 
war, den Eindruck des Gekünstelten und Unwahren. 
Viel überzeugender und wahrer klangen die Klagen 
der französischen Zeitungen über die Verluste an 
materiellen Gütern, die Frankreich erlitt. Der Scha- 
den, der ihm durch die Zerstörung erwuchs, ging in 
die vielen Hunderte von Millionen, wurde von man- 
chen auf zwei Milliarden Francs geschätzt, und es 
mochte wohl zweier Menschenalter bedürfen, ehe das 
Land wieder in den alten Zustand gebracht werden 
konnte. Trotzdem war all das Gewinsel von bar- 
barischer Grausamkeit und hunnischer Zerstörung?- 
wut, das die deutschfeindliche Presse anstimmte, 
albernes Gefasel. Die deutsche Heeresleitung folgte 
dabei nur einem selbstverständlichen Gebote der 
Pflicht, die ihr unterstehenden Truppen nach Mög- 
lichkeit zu schützen. 
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