Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Deutschland wollte in dem mit Belgien zu schließenden 
Frieden lediglich Vorsorge dafür treffen, daß dieses Land, mit 
dem die Kaiserliche Regierung in guten nachbarlichen Verhält- 
nissen zu leben wünscht, von den Gegnern nicht zur Förderung 
feindlicher Anschläge ausgenützt werden kann. Eine solche Vor- 
sorge ist um so dringender geboten, als die feindliche Macht- 
haberei in wiederholten Reden und namentlich in den Ve- 
schlössen der Pariser Wirtschaftskonferenz unverhüllt die Absicht 
ausgesprochen hat, Deutschland auch nach Wiederherstellung des 
Friedens nicht als gleichberechtigt anzuerkennen, vielmehr syste¬ 
matisch weiter zu bekämpfen. 
An der Eroberungssucht der Gegner, die den Frieden 
diktieren wollen, ist der Friedensversuch der vier Verbündeten 
gescheitert. Unter dem 
Aushängeschild des Na- 
tionalitätenprinzips ha- 
ben sie als Kriegsziel 
enthüllt, Deutschland, 
Osterreich - Ungarn, die 
Türkei und Bulgarien 
311 zerstückeln und zu 
entehren. Dem Versöh¬ 
nungsversuch stellen sie 
ihren Vernichtungswil- 
len entgegen. Sie wol- 
len den Kampf bis aufs 
äußerste. 
So ist eine neue 
Sachlage entstanden, 
die auch Deutschland 
zu neuen Entschlüssen 
zwingt. Seit zwei und 
einhalb Jahren miß- 
braucht England seine 
Flottenmacht zu dem 
frevelhaften Versuch, 
Deutschland durch Hun- 
ger zur Unterwerfung 
zu zwingen. In bru¬ 
taler Mißachtung des 
Völkerrechts unterbindet 
die von England ge- 
führte Mächtegruppe 
nicht nur den legitimen 
Handel ihrer Gegner; 
durch rücksichtslosen 
Druck nötigt sie auch die 
neutralen Staaten, jeden 
ihr nicht genehmen Han¬ 
delsverkehr aufzugeben 
oder den Handel nach 
willkürlichen Vorschrif- 
ten einzuschränken. Das 
amerikanische Volk kennt 
die Bemühungen, die 
unternommen worden 
sind, um England und 
seine Bundesgenossen zur 
Rückkehr zum Völker- 
recht und zur Achtung 
vor dem Gesetz der Frei- 
heit der Meere zu be- 
wegen. Die englische Regierung verharrt bei ihrem Aus- 
Hungerungskrieg, der zwar die Wehrkraft des Gegners nicht 
trifft, aber Frauen und Kinder, Kranke und Greise zwingt, 
um ihres Vaterlandes willen schmerzliche, die Volkskraft ge- 
fährdende Entbehrungen zu erdulden. So häuft britische 
Herrschsucht kalten Herzens die Leiden der Welt, unbekümmert 
um jedes Gebot der Menschlichkeit, unbekümmert um die Proteste 
der schwer geschädigten Neutralen, unbekümmert selbst um die 
stumme Friedenssehnsucht bei den Völkern der eigenen Bundes- 
genossen. Jeder Tag, den das furchtbare Ringen andauert, 
bringt neue Verwüstungen, neue Not und neuen Tod. Jeder 
Tag, um den der Krieg abgekürzt wird, erhält auf beiden 
Seiten Tausenden tapferen Kämpfern das Leben und ist eine 
Wohltat für die gepeinigte Menschheit. 
Die Kaiserliche Regierung würde es vor ihrem eigenen 
Gewissen, vor dem deutschen Volk und vor der Menschheit nicht 
verantworten können, wenn sie irgend ein Mittel unversucht 
ließe, das Ende des Krieges zu beschleunigen. Mit dem 
Herrn Präsidenten der Vereinigten Staaten hatte sie gehofft, 
Abwehr eines Fliegerangriffs auf der oberen Plattform eines Zeppelin-Luft- 
schiffes während eines Fluges über England. Nach einer Zeichnung auf Grund 
von Studien an Bord des Lustschiffes von dem Sonderzeichner der „Jllustrirten 
Zeitung" Felix Schwormstädt. 
dieses Ziel durch Verhandlungen zu erreichen. Nachdem der 
Versuch zur Verständigung von den Gegnern mit verschärfter 
Kampfansage beantwortet worden ist, muß die Kaiserliche Re¬ 
gierung, wenn sie in höherem Sinne der Menschheit dienen 
und sich an den eigenen Volksgenossen nicht versündigen will, 
den ihr von neuem aufgedrungenen Kampf ums Dasein nun- 
mehr unter vollein Einsatz aller Waffen fortführen. Sie muß 
daher auch die Beschränkungen fallen lassen, die sie sich bisher 
in der Verwendung ihrer Kampfmittel zur See auferlegt hat. 
Im Vertrauen darauf, daß das amerikanische Volk und 
seine Regierung sich den Gründen dieses Entschlusses und seiner 
'Notwendigkeit nicht verschließen werden, hofft die Kaiserliche 
Regierung, daß die Vereinigten Staaten die neue Sachlage 
von der hohen Warte 
der Unparteilichkeit wür- 
digen und auch an ihrem 
Teil mithelfen werden, 
weiteres Elend und ver- 
meidbare Opfer an Mem 
schenleben zu verhüten. 
Indem ich wegen der 
Einzelheiten der geplan¬ 
ten Kriegsmaßnahmen 
zur See auf die an- 
liegende Denkschrift Be- 
zug nehmen darf, darf 
ich gleichzeitig der Er¬ 
wartung Ausdruck ge- 
ben, daß die Amerikani- 
sche Regierung amerika- 
nische Schiffe vor dem 
Anlaufen in die in der 
Anlage ^ beschriebenen 
Sperrgebiete und ihre 
Staatsangehörigen da- 
or warnen wird, den 
Häfen der Sperr- 
gebiete verkehrenden 
Schiffen Passagiere oder 
Frauen anzuvertrauen. 
Ich benutze diesen 
Anlaß, um Euerer EX- 
zellenz den Ausdruck 
meiner ausgezeichnet- 
sten Hochachtung zu er- 
neuern. 
(gez.) Zimmermann. 
Die in der Note 
erwähnte Denkschrift 
hatte folgendenWort- 
laut: 
Vom I.Februar 1917 
ab wird in den nach- 
stehend bezeichneten 
Sperrgebieten um Groß- 
britannien, Frankreich 
und Italien herum und 
im östlichen Mittelmeer 
jedem Seeverkehr ohne 
weiteres mit allen Waffen entgegengetreten werden. Solche 
Sperrgebiete sind 
a. im Norden ein Gebiet um England und Frankreich, 
das begrenzt wird durch eine Linie in 20 (zwanzig) Seemeilen 
Abstand längs der holländischen Küste bis Terschelling-Feuer- 
schiff, den Längengrad von Terschelling-Feuerschiff bis Udsire, 
eine Linie von dort über den Punkt 62 Grad Nord 0 (null) 
Grad Länge nach 62 Grad Nord 5 Grad West, weiter zu 
einem Punkt 3 (drei) Seemeilen südlich der Südspitze der 
Färöer, von dort über Punkt 62 Grad Nord 10 Grad West 
nach 61 Grad Nord 15 Grad West, dann 57 Grad Nord 
20 Grad West, bis 47 Grad Nord 20 Grad West weiter nach 
43 Grad Nord 15 Grad West, dann auf dm Breitengrad 
43 Grad Nord entlang bis 20 Seemeilen von Cap Finisterre 
und in 20 Seemeilen Abstand entlang der spanischen Nord- 
küste bis zur französischen Grenze. 
d. im Süden das Mittelmeer. Der neutralen Schiffahrt 
bleibt offen das Seegebiet westlich der Linie Pt. de l'Espi- 
quette bis zu 30 Grad 20 Minuten Nord und 6 Grad Ost,
	        
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