Die Mole im Feuer.
Die Molenbatterie, feuernd.
Nach Zeichnungen von Richard Fiedler.
Der Seekrieg und Luftkrieg vom 1. April bis Ende Oktober 1918.
deutschen Flotte.
Meuterei der
April war an bedeutenden Unternehmungen
^/zur See reicher als die ersten drei Monate des
Jahres. Am Abend des 9. April beschossen deutsche
Torpedostreitkräfte unter Führung des Korvetten-
kapitäns Albrecht die militärischen Anlagen von La
Panne und kehrten unversehrt zurück. Feindliche
Seestreitkräfte wurden dabei nicht gesichtet, aber in
der Nacht vom 11. zum 12. April unternahmen eng-
lische Seestreitkräfte,bestehend aus Monitoren, Torpedo-
fahrzeugen und Flugzeugen, einen Angriff auf die
flandrische Küste. Ostende wurde mit schwerem Ka-
liber beschossen, Zeebrügge durch Flugzeuge mit
Bomben belegt. Nach den deutschen Berichten richteten
die Engländer keinen militärischen Schaden an, und
eins ihrer Torpedomotorboote geriet brennend in
die Hände der Deutschen. Der Besuch wurde den
Engländern auf dem Luftwege erwidert. Der rühm-
lichst bekannte Fregattenkapitän Strasser griff in der
Nacht vom 12. zum 13. April mit einem Marineluft-
schiffgeschwader wichtige Stapel-, Herstellungs- und
Verschiffungsplätze der Kriegsindustrie Mittelenglands
an. Beworfen wurden Birmingham,Nottingham, Shef-
field, Leeds, Hull und Erimsby. Trotz außerordent¬
lich starker artilleristischer Gegenwehr und Fliegerver-
folgung kehrten alle Luftschiffe wohlbehalten zurück.
Hauptmann Manger, die Kapitänleutnants Herbert
Ehrlich, v. Freudenreich und Flemming und Kor-
vettenkapitän Arnold Schütze zeichneten sich mit ihren
tapferen Besatzungen bei der Unternehmung be-
sonders aus.
Kurze Zeit danach unternahmen die Engländer
den größten Schlag, den sie während des ganzen
Krieges zur See geführt haben. Der Bericht der
deutschen Admiralität berichtet darüber:
„In der Nacht vom 22.zum 23. April wurde ein groß-
angelegtes und mit rücksichtslosem Einsatz geplantes Unter-
nehmen englischer Seestreitkräfte gegen unsere flandrischen Stütz-
punkte gerichtet. Nach heftiger Beschießung von See ans,
drangen, unter dem Schutze eines dichten Schleiers von künst-
lichem Nebel, kleine Kreuzer, begleitet von zahlreichen Zer-
störern und Motorbooten, bei Ostende und Zeebrügge bis un¬
mittelbar unter die Küste vor, mit der Absicht, die dortigen
Schleusen und Hafenanlagen zu zerstören. Gleichzeitig sollte
nach Aussage von Gefangenen eine Abteilung von vier Kom-
pagnien Seesoldaten (Royal Marines) die Mole von Zee-
brügge handstreichartig besetzen und alle auf ihr befindlichen
Baulichkeiten, Geschütze und Kriegsgeräte sowie die im Hafen
liegenden Fahrzeuge vernichten. Nur etwa vierzig von
ihnen haben die Mole betreten. Diese sind teils tot, teils
lebend in uusere Hand gefallen. Auf den schmalen hohen
Mauern der Mole ist von beiden Seiten mit äußerster Er¬
bitterung gefochten worden. Von den am Angriff beteiligten
englischen Seestreitkräften wurden die kleinen Kreuzer „Jphi-
genie", „Jntrepid", „Irene" und zwei andere gleicher Bauart,
deren Namen unbekannt sind, dicht unter der Küste versenkt.
Ferner wurden drei Zerstörer und eine größere Zahl von
Torpedobooten durch unser Artilleriefeuer zum Sinken ge-
bracht. Nur einzelne Leute der Besatzung konnten von uus
gerettet werden. Außer einer durch Torpedotreffer verursachten
Beschädigung der Mole sind unsere Hafenanlagen uud Küsten-
batterien völlig unversehrt. Vou unseren Seestreitkräften er-
litt nur ein Torpedoboot Beschädigungen leichtester Art. Unsere
Menschenverluste sind gering."
Die Engländer mußten selbst zugeben, daß das
Unternehmen vor Ostende mißglückt war. Vor Zee-
brügge dagegen scheinen sie mehr Erfolg gehabt zu
haben, als der deutsche Admiralitätsbericht ihnen zu-
gestand. Dieser Bericht war überhaupt höchst irre-
führend. Es klang, als wäre den Engländern eine
ungeheure Schlappe zugefügt worden durch die Ver-
fenkung von fünf Kreuzern. Aber die Engländer
wollten die alten mit Beton und Zement gefüllten
Kreuzer ja gerade versenken, um den deutschen Unter-
seebooten die Ausfahrt zu sperren. Das scheint ihnen
bei Zeebrügge in der richtigen Fahrtrinne gelungen
zu sein, bei Ostende nicht, doch kann auch die Unter-
brechung der U - Bootausfahrt aus Zeebrügge nicht
lange gedauert haben. Aus den Aussagen der Ge-
fangenen ging übrigens hervor, daß der große An-
griff schon viermal geplant und durch die Wachsam-
keit der deutschen Seeleute vereitelt worden war, bis
endlich der Nebel die Ausführung möglich gemacht
hatte. Daraus ging so recht deutlich hervor, wie ge-
fahrdrohend den Engländern der Unterseekrieg ge-
worden war. Noch deutlicher zeigte das eine Tat,
die England mit den Vereinigten Staaten im März be-
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