Auch am 7. und 8. war er an dieser Stelle nicht
glücklich. Ostlich der Bahn dagegen gelang es ihm, auf
dem linken Cerna-Ufer Fuß zu fassen. An der Cerna
hörten von da an die Kämpfe den ganzen Oktober
hindurch nicht auf. Serben standen hier den Bul-
garen gegenüber und griffen immer wieder mit großer
Zähigkeit an. Vis zum 20. Oktober schlugen die
Vulgaren allein die Serben zurück. Am 21. griffen
deutsche Truppen ein, und die Bulgaren drängten
nun am 22. die Serben in die Verteidigung. Am
25., 27. und 28. aber stießen sie bereits Wieder vor,
und am 29. unternahmen sie sogar einen sehr be-
deutenden Angriff erst in schmalen, dann in breiten
Abschnitten. Sie kämpften so tapfer wie sie bisher
immer gekämpft hatten. Auch waren ihre Vorstöße
durch starke Geschützseuer gut vorbereitet. Dennoch
erreichten sie nichts. Am 30. Oktober errangen sie
im Ostteile des Cernabogens zunächst einen Erfolg,
aber durch Gegenstoß bulgarischer Fußtruppen wurden
sie verlustreich in ihre Ausgangsstellungen zurück-
geworfen. —
Neben den Cernakämpfen waren andere Unter-
nehmungen Sarrails im Oktober so belanglos, daß
sie unerwähnt bleiben mögen. Auch im November
blieb der Cernabogen der Schauplatz immer wieder-
Holter erbitterter Kämpfe. Aber auch an anderen
Stellen Mazedoniens unternahm Sarrail, der Ver-
stärkungen und neue Munitionszufuhr erhalten hatte,
sehr starke Angriffe, die zum Teil zu ziemlich er-
heblichen Erfolgen führten.
Am 1.,7., 10. und 11. November führten die Vor-
stöße der Vierverbandstruppen im Cernabogen, die
besonders unter rücksichtsloser Einsetzung serbischer
Kräfte erfolgten, nur zu schweren Verlusten. Auch
gegen den Ansturm Sarrails nördlich von Vrod an
der Cerna behaupteten die Deutschen und Bulgaren
ihre Stellungen, aber am 14. mußten sie ihre Linien
ein erhebliches Stück zurückverlegen, um Flanken-
Wirkung gegen die Talstellung zu vermeiden. Am
15. gelang es den Serben, eine der Höhen nord-
östlich von Cegel zu nehmen, und am 17. wurde
weiter unt diese Höhen gekämpft, wobei sich das
pommersche Infanterieregiment Nr. 42 besonders aus-
zeichnete. Der deutsche General von Velow stellte
sich persönlich an die Spitze eines Jägerbataillons
und eroberte die am 13. verlorene Höhe zurück. Das
Vordringen der Serben wurde freilich durch diese
glänzende Waffentat nicht verhindert. Sie machten
vielmehr nordöstlich von Cegel derartige Fortschritte,
daß die deutschen und bulgarischen Truppen genötigt
wurden, Monastir aufzugeben und am 19. nördlich
von der Stadt eine neue Stellung einzunehmen. Auf
die Kriegslage hatte das so wenig Einfluß wie das
Aufgeben von Görz durch die Österreicher, aber der
moralische Eindruck des serbischen Erfolges war sehr
bedeutend. Die Einnahme der Stadt wurde überall
in den Vierverbandsländern als der Anfang der Rück-
eroberung Serbiens hingestellt, und die englischen
und französischen Zeitungen bekamen dadurch wieder
Stoff zu unendlichen Lügen und Prahlereien, durch
die sie den Mut ihrer Völker von neuem auf-
peitschten.
Inzwischen waren auch an anderen Stellen der
Front Sarrails Angriffe erfolgt. Am 12. wurde
bei Lazec und Kenali gekämpft, am 16. zwischen
Malik und Prespasee. Am 19. und 20. setzten ser-
bische Vorstöße an der Moglenafront ein. Alle diese
Gefechte verliefen für die Deutschen und Bulgaren
günstig. Auch der Vorstoß Sarrails zwischen Ochrida-
und Prespasee am 20. und 21. November scheiterte.
Am 19. waren neue deutsche Kräfte auf dem Kriegs-
schauplatz angekommen, und von da an waren die
Erfolge der Serben, Italiener, Franzosen und Eng-
länder vorüber. Die Eroberung einer Höhe östlich
von Paralovo durch deutsche Gardejäger am 21., die
Zurückweisung serbischer und italienischer Vorstöße
am 23. nordwestlich von Monastir und englischer
östlich vom Wardar am 26. zeigten, daß das Kriegs-
glück sich wieder einmal gewendet hatte. Auch die
Angriffe auf die Höhen östlich von Paralovo blieben
erfolglos, sie scheiterten am zähen Aushalten der
deutschen Truppen nach erbitterten Kämpfen. Das
alles waren indessen nur kleine Mißerfolge Sarrails.
Das bedeutsamste Ereignis des Monats aber geschah
am 26. und 27. November und war zugleich der
größte Mißerfolg, den das Salonikiheer während
seines langen, meist nicht sehr ruhmreichen Daseins
zu verzeichnen hatte, ja, man kann sagen, es war
eine schwere Niederlage, die dem Oberbefehlshaber
auf lange hinaus die Lust an ähnlichen Abenteuern
nahm. Es erfolgte nach heftiger Feuervorbereitung
zwischen Prespasee und Cerna am Nachmittag des
27. in der Monastirebene und in Bergen am Cerna-
bogen ein Ansturm gegen die deutschen und bul-
garischen Linien von Trnooa (nordwestlich von Mo-
nastir) bis Makovo. Am Abend war er vollkommen
gescheitert, wurde am folgenden Tage wieder mit ver-
stärkten Kräften aufgenommen, und wieder wurden
die deutschen und bulgarischen Stellungen von Trnova
bis Makovo und östlich davon bei Gruniste mit einem
Eisenhagel überschüttet. Dann folgte der allgemeine
Massensturm, an dem sich nicht nur das serbische
Kanonenfutter, sondern auch Russen, Franzosen und
Italiener beteiligten. Nur die Engländer wurden
in dem Berichte nicht erwähnt. Der Zweck der Übung
war diesmal ein wirklicher Durchbruch. Sarrail hatte
schwerlich an seine Möglichkeit selbst geglaubt. Er
war ihm aber anbefohlen, weil Rumänien in den
letzten Zügen lag und ein Entlastungsversuch großen
Stils gemacht werden mußte; er war auch durchaus
vergeblich. Unter der vernichtenden Wirkung des
deutschen und bulgarischen Artillerie- und Infanterie-
feuers erlitten die Anstürmenden schwere blutige Ver-
luste, ohne auch nur den geringsten Geländegewinn
davonzutragen. Für jeden Einsichtigen war dadurch
dargetan, daß eine Entlastung Rumäniens von Süden
her mit den Mitteln, die Sarrail zu Gebote standen,
nicht zu erreichen war, der Vierverband aber zog
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