Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Linie östlich Sailly-MoisIains-Aizecourt-le-haut- 
Peronne. Die Sache stand für die Deutschen sehr 
ichlecht, aber die völlige Niederlage wurde doch ver- 
mieden, und zwar dadurch, daß die Deutschen es 
verstanden, sich in der Nacht vom Feinde abzulösen. 
Am 3. September standen sie in der längst vorbe- 
leiteten starken Stellung ArleuX-Moeuvres-Manan- 
court. Bei Noyon scheiterten französische Angriffe. 
Der 4. September verging damit, daß die Engländer 
in dem verlassenen Kampfgelände sich langsam vor- 
tasteten. Nur bei Wijtschate, südlich der Ailette, bei 
Terny-Sorny-Clamecy und Bucy-le-long erfolgten 
Teilangriffe auf die deutschen Stellungen, die sämt- 
lich erfolglos verliefen. Am 5. und 6. September fanden 
zum Teil sehr heftige Vorfeldgefechte statt. Bei Fismes 
unternahmen an beiden Tagen die Amerikaner An- 
griffe auf die deutschen Stellungen, wurden aber zu- 
rückgeworfen. Von den Kämpfen des 8. September 
sind hervorzuheben heftige, aber erfolglose Angriffe 
Fochs gegen Cambrai. Auch am folgenden Tage hatte 
er hier kein Glück, auch zwischen Ailette und Aisne 
und bei Zpern kamen seine Truppen nicht vorwärts. 
Am 10. fanden nur Vorfeldgefechte statt, aber am 
11. September erfolgten Teilangriffe in Flandern, am 
La-Bassee-Kanal, zwischen Arras und Peronne, zwi- 
schen Ailette und Aisne und bei Fismes. Zwischen 
Maas und Mosel griffen Franzosen und Amerikaner 
den Bogen bei St. Mihiel an. Die Kämpfe dauerten 
den ganzen Tag an, wurden am Tage darauf fortgesetzt 
und endeten damit, daß die Deutschen denBogen vonSt. 
Mihiel räumten. Am 12. September scheiterten starke 
englische Angriffe zwischen Arras und Peronne. Zwi- 
schen Ailette und Aisne wurden am 13. die Angriffe 
wieder aufgenommen, am 14. erfolgte dort sogar ein 
französischer Großangriff, er wurde aber ebenso ver- 
lustreich abgewiesen wie ein starker englischer Vorstoß 
bei Havrincourt, der auch am 15. September zu keinem 
Erfolge führte. An den drei folgenden Tagen lag 
der Schwerpunkt des Kampfes zwischen Ailette und 
Aisne, am 18. September gesellten sich starke eng- 
lisch-französische Angriffe beiderseits der Somme zu 
den französischen zwischen Ailette und Aisne. Uberall 
gelang es den Deutschen, sich zu behaupten. Auch 
am 19. wurden die Engländer bei Gouzeaucourt und 
die Franzosen an der Aisne abgewiesen. Am 20. 
nahmen die Deutschen ihre Vortruppen südlich der 
Somme und westlich von Jouy zurück. Am 21. 
suchten die Engländer südlich von Cambrai vergeb- 
lich den Durchbruch zu erzwingen. Am 22. scheiterten 
englische Angrisfe bei Epehy. Vorbereitet durch ge- 
waltigen Artilleriekamps am 22. und 23., erfolgte am 
24. September wieder ein englisch-französischer Groß- 
angriff in der Richtung auf St. Quentin, der beiden 
Teilen viel Blut kostete, aber zu keinem Erfolge führte. 
Am 23. wiesen die Deutschen Teilangriffe an der 
Somme und östlich der Mosel ab. 
Am 26. September setzten Großangriffe der Foch- 
schen Heere ein, die alles bisher Dagewesene über- 
trafen. Amerikaner und Franzosen suchten zwischen 
Aisne und Mosel durchzudringen, erlitten dort die 
schwersten Verluste und konnten schließlich so gut wie 
nichts erreichen. Am 27. stürmten die Engländer im 
Räume von Cambrai, die Franzosen in der Cham- 
pagne und in den Argonnen, die Amerikaner zwi- 
schen Maas und Mosel gegen die deutschen Linien an. 
Hier und da gelang es ihnen, ein Stück vorzudringen, 
aber im ganzen wurden sie überall abgewiesen. Am 
29. September setzten sie ihre Angrisfe fort. Die 
ganze Front von Verdun bis Flandern war ein 
großes Schlachtfeld. Es wurde zugleich gekämpft in 
Flandern, im Räume von Cambrai, zwischen Somme 
und Aisne, am Damenweg, in der Champagne und 
zwischen Maas und Mosel. Die Angreifenden konnten 
überall zurückgeworfen werden, aber bei Cambrai 
verlegten die Deutschen ihre Front rückwärts. Das- 
selbe geschah zwischen Ailette und Aisne und in den 
Argonnen. Am 29. hielten die feindlichen Großangriffe 
und die deutschen Rückwärtsbewegungen an, die übri- 
gens überall in guter Ordnung, meist in der Nacht, 
von den Feinden unbemerkt, ausgeführt wurden. Der 
30. September bot dasselbe Bild. War schon am 
29. September Cambrai geräumt, so geschah jetzt in 
St. Quentin das gleiche. Am 1. Oktober fanden 
wechselvolle Großkämpfe statt an fast allen Stellen 
der Front. Es wurden, besonders bei der Heeres- 
gruppe Gallwitz, ungeheuer viel feindliche Tanks ab- 
geschossen, wobei sich besonders die Leutnants Suhling 
und Burmeister, Keibel, Schräpler, Ribbell, Mayer, 
Bräuer und Berninghaus, die Vizefeldwebel Jolk- 
mann und Rauguth und der Unteroffizier Thele 
hervortaten. Am 2. Oktober gaben die Deutschen 
auch Lens nnd Armentieres auf, immer unter dem 
Drucke wuchtiger feindlicher Angriffe, deren sie sich 
tapfer und nicht erfolglos, aber mühsam erwehrten. 
Bis weit in den September hinein hatten die Kriegs- 
berichterstatter und ihren Spuren folgend die deut- 
schen Zeitungen ihren Lesern erzählt, der deutsche 
Rückzug geschähe freiwillig und habe den Zweck, die 
Feinde in das Gelände zu bringen, das durch den 
Krieg vollständig verwüstet war. Dort sollten sie 
unter denkbar ungünstigen Verhältnissen den Herbst 
und Winter verbringen. Etwa vor Mitte September 
verstummte dieses Gerede. Dann hieß es mit einem 
Male, die Lage sei sehr ernst, so ernst, wie sie noch 
kaum gewesen, und als Bulgarien zusammenbrach 
und Osterreich in die Welt hinausschrie, daß es Frieden 
haben müsse um jeden Preis, da begriff es jedermann, 
daß das Kriegsglück sich völlig gewendet habe und 
Deutschland vor dem schweren Kampfe um seine Erlstenz 
stehe! Wie verzweifelt aber die deutsche Regierung 
die Lage ansah, wußte doch im Volke niemand, und 
so wirkte es wie ein Donnerschlag, als am 4. Ok- 
tober von Berlin ein Gesuch an Wilson erging, 
den Frieden zu vermitteln und sofort einen Waffen- 
stillstand herbeizuführen. 
Der Antrag bedeutete, daß die deutsche Regierung 
den Krieg verloren gab. Sie hatte den Mut ver- 
loren, sie verzweifelte daran, daß die jetzt üble Kriegs- 
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