Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Am 10. Juli Wiederholten die Russen im Zentrum 
der Kaukasus-Front ihre Angriffe auf die türkischen 
Stellungen südlich des Tschoruk. Sie erlitten dabei 
furchtbare Verluste, konnten aber nicht irgendwie 
nennenswerte Erfolge erzielen. Am 29. Juli er- 
oberten sie den Berg Antuck, 20 Km südwestlich des 
Ortes Nouche, im Sturmangriff zurück. Ein erbitterter 
russischer Vorstoß gegen die türkischen Stellungen 
im Ognott-Abschnitt, 30 Km südöstlich der Ortschaft 
Baschkeuy, wurde durch einen mit dem Bajonett aus- 
geführten Gegenangriff der Türken zurückgeschlagen. 
Von größerem Belang war das, was im August im 
Kaukasus geschah. Am 5. August besetzten die Türken 
den Berg Nebatt, 6 km südwestlich von Bitlis, und 
setzten mit Erfolg ihre Angriffe auf die Berge von 
Koltis, südöstlich von Bitlis, fort. Im Abschnitt von 
Müsch endigte der gegen den Berg Kozma (20 km 
südöstlich von Müsch) unternommene Angriff mit der 
regellosen Flucht der Russen. Die Türken besetzten 
Kizilagatsch (16 km westlich von Müsch) und 
nahmen den Russen über 200 Gefangene und 7 Ee- 
schütze ab. 
Am 22. und 26. August fanden schwere Kämpfe auf 
dem rechten Flügel der türkischen Heeresstellung statt. 
Am ersten Schlachttage wurden die Russen unter 
ungeheuren Verlusten zurückgetrieben. Sie verloren 
allein im Abschnitt von Ognott 3000 Mann. Am 
26. brachen die Türken durch ihre Angriffe den Wider¬ 
Die Vorgänge in Mazedonien vom 
ie Unternehmung in Saloniki ist ein Mißerfolg 
ebenso wie die in Gallipoli einer war. Man 
ziehe beizeiten die Truppen, die dort festliegen, zu- 
rück und führe sie nach Flandern oder Frankreich, 
wo wir sie wahrlich dringend nötig haben", so ließ 
sich Anfang November 1916 ein englisches Unter- 
Hausmitglied im Parlament vernehmen, und der 
Mann traf mit seinen Worten den Nagel auf den 
Kopf. Die 300000 Soldaten, die Sarrail befehligte 
(nach französischen Angaben waren es sogar 350000), 
nützten der Entente so gut wie gar nichts und hätten 
anderswo vielleicht den Ausschlag geben können. Zu- 
dem wurde ihre Ergänzung und Ernährung immer 
schwieriger, denn die deutschen U-Boote im Agäischen 
und Mittelländischen Meere wurden immer zahlreicher 
und dreister, und die Zahl der Fracht- und Truppen- 
überführungsschiffe, die ihnen zum Opfer fielen, schwoll 
mit jedem Tage bedenklicher an. Nur die geheimen 
Pläne, die England in der Osthälfte des Mittelmeeres 
verwirklichen wollte, erklären es, daß das Heer nicht 
zurückgezogen wurde. 
Untätig blieb übrigens der französische Oberbefehls- 
haber des buntscheckigen Heeres nicht. Es ist immer- 
hin erstaunlich, was ihm trotz der großen Schwierig- 
keit seiner Lage gelang. Ein Truppenkörper, der aus 
fünf oder sechs Völkerschaften zusammengewürfelt ist, 
unter der gegenseitigen Eifersucht der Unterführer 
stand der Russen und drangen langsam vorwärts. 
Am 28. zersprengte der linke Flügel der Türken 
russische Divisionen und nahm ihnen 5000 Gefangene 
und mehrere Geschütze ab. Im September, Oktober 
und November fanden Kampfhandlungen, die Er- 
wähnung verdienen, auf diesem Kriegsschauplatz über- 
Haupt nicht statt. Am 2. Dezember zogen die Türken 
in den Ort Sarlik, 100 km südlich von Hamadan 
ein. Am 26. Dezember fanden für die türkischen 
Truppen günstige Vorpostengefechte im Kaukasus 
statt, ebenso am 28. Dezember. Sonst hatten die 
türkischen Heeresberichte bis Ende des Jahres nichts 
zu verzeichnen. 
Vom 23. Dezember ist noch ein Gefecht zu er- 
wähnen, das, wenigstens nach den englischen Mel- 
düngen, eine blutige Schlappe für die Türken be- 
deutete. Es fand statt bei Maghdabek in Ägypten, 
wo eine türkische Abteilung von 2000 Mann fast 
völlig durch die Engländer vernichtet wurde. Etwa 
1350 Mann gerieten in englische Gefangenschaft, und 
außerdem erbeuteten die Engländer sieben Geschütze 
und vieles Kriegsmaterial. Die Türken selbst schwiegen 
sich über diese Niederlage völlig aus, widersprachen 
allerdings auch den englischen Siegesberichten nicht. 
Von einer größeren Bedeutung war der englische 
Sieg bei Maghdabek so wenig wie irgend ein anderes 
Ereignis auf den morgenländischen Kriegsschauplätzen 
bis zu Ende des Jahres. 
1. Oktober bis 31. Dezember 1916. 
und beständigen Seuchen und Krankheiten, zu- 
weilen unter Mangel an Verpflegungsmitteln und 
Schießbedarf leidet, ist eigentlich zum Angriff wenig 
geeignet. Trotzdem setzte Sarrail es durch, daß sein 
Heer immer wieder vorstieß. Entscheidende Erfolge 
hatte er freilich dabei nicht aufzuweisen, aber schon 
die Tatsache, daß er mit solchen Truppen vorzugehen 
imstande war und mehrere nicht unbedeutende Vor- 
teile zu erringen wußte, stellt seinen militärischen 
Fähigkeiten ein sehr günstiges Zeugnis aus. 
Der Oktober begann mit einem ziemlichen Er- 
folg des Sarrailschen Heeres. Am 4. mußte der 
deutsche Heeresbericht melden: die Verbündeten hätten 
neue Stellungen befehlsgemäß bezogen. Nach 
den bisherigen Erfahrungen mußte man aus der 
Meldung schließen, daß die bisherigen Stellungen 
nicht mehr haltbar gewesen waren und hatten ge- 
räumt werden müssen. Am 4. Oktober hielten sich 
Sarrails Truppen auf den Höhen der Nidze-Planina 
und eroberten auf dem linken Strumaufer das Dorf 
Jenikoj zurück. Am 5. Oktober mußten die Vulgaren 
einige ihrer am weitesten vorgeschobenen Stellungen 
räumen. Damit waren nun freilich die Erfolge Sarrails 
vorläufig vorüber. 
Der starke Angriff, den er am 6. Oktober west- 
lich der Bahn Monastir-Florina gegen die Bulgaren 
richtete, brach zusammen. 
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