Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

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ung der Italiener, Slawen, Rumänen, Tschechen und Slowaken 
von der Fremdherrschaft, die Befreiung der Bevölkerungen, 
welche der blutigen Tyrannei der Türken unterworfen sind, 
und die Entfernung des osmanischen gleiches aus Europa, 
weil es zweifellos der westlichen Zivilisation fremd ist. Die 
Absichten Seiner Majestät des Kaisers (von Rußland?) be- 
züglich Polens sind klar und durch die Proklamation kund¬ 
gegeben, welche er an seine Armeen gerichtet hat. 
Wenn die Alliierten Europa der brutalen Begierde des 
preußischen Militarismus entreißen wollen, so war es selbst- 
verständlich niemalt ihre Absicht — wie man vorgegeben hat 
— die Vernichtung 
der deutschen Völker 
und ihr politisches 
Verschwinden anzu- 
streben. Was sie vor' 
allem wollen, ist die 
Sicherung des Frie- 
dens auf der Grund- 
läge der Freiheit 
und Gerechtigkeit, der 
unverletzlichenTreue, 
welche die Regierung 
derVereinigtenStaa- 
ten stets beseelt hat. 
Die Alliierten, einig 
in der Verfolgung 
dieses hohen Zieles, 
sind jeder einzeln und 
gemeinsam entschlos- 
sen, mit ihrer ganzen 
Kraft zu handeln 
und alle Opfer zu 
bringen, um den 
Streit zu einem sieg- 
reichen Ende zu füh- 
ren, von welchem 
ihrer Uberzeugung 
nach nicht bloß ihr 
eigenes Heil und ihre 
Wohlfahrt, sondern 
die Zukunft der 
Zivilisation selbst ab- 
hängt." 
Der Weltschul- 
meister Wilson 
hatte hier seinen 
Meister gefunden. 
Es wurde ihm ein 
scharfer Rüffel er- 
teilt, weil er es 
gewagt hatte, die 
beiden kämpfen- 
den Mächtegrup- 
pen als gleichwer- 
tige Größen zube- 
handeln und zu den Mittelmächten in demselben Tone 
zu sprechen, rvie zu England und seinen Verbündeten. 
Dann wurde ihm in schroffster Form kund und zu 
wissen getan, daß vor einer völligen Demütigung 
und Unterwerfung der Mittelmächte von einem Frie- 
den überhaupt nicht die Rede sein könne. Der Wort- 
führer der großen amerikanischen Republik wurde 
abgefertigt wie König Konstantin von Griechenland. 
England wußte, warum es sich das leisten konnte, 
und Wilson wußte, warum er sickss gefallen ließ. Die 
Mittelmächte wandten sich nun mit einer Note an 
die Neutralen und legten darin ihren Standpunkt 
dar. Ihre Übergabe an die neutralen Gesandten in 
Verlin fand am 11. Januar statt. Der Wortlaut 
der deutschen Note war der folgende: 
Aus der rumänischen Hauptstadt Bukarest: Blick aus den Boulevard Elisabetha mit 
dem deutschen Gouvernement (links). Nach einer Zeichnung für die „Jllustrirte 
Zeitung" von Albert Reich. 
„Die Kaiserliche Regierung hat durch die Vermittlung der 
Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, der König- 
lich Spanischen Regierung und der Regierung der Schweizerischen 
Eidgenossenschaft die Antwort ihrer Gegner auf die Note vom 
12. Dezember erhalten, in der Deutschland im Einklang mit 
seinen Verbündeten den alsbaldigen Eintritt in Friedensver- 
Handlungen vorschlug. 
Die Gegner lehnen diesen Vorschlag mit der Begründung 
ab, daß es ein Vorschlag ohne Aufrichtigkeit und ohne Be- 
deutung sei. Die Form, in die sie ihre Mitteilung kleiden, 
schließt eine Antwort an sie aus. Die Kaiserliche Regierung 
legt aber Wert dar- 
auf, den Regierun- 
gen der neutralen 
Mächte ihre Anffas- 
sung über die Sach- 
läge zu kennzeichnen. 
Die Mittelmächte 
haben keinen Anlaß, 
erneut auf Ausein- 
andersetznngen über 
den Ursprung des 
Weltkrieges einzu- 
gehen. Die Geschichte 
wird urteilen, wen 
die ungeheure Schuld 
an dem Kriege trifft. 
JhrWahrspruch wird 
ebensowenig über die 
Einkreisungspolitik 
Englands, die Re- 
vanchepolitik Frank- 
reichs, das Streben 
Rußlands nach Kon- 
staminopel hinweg¬ 
gehen, wie über die 
Aufwiegelung Ser- 
biens, den Mord in 
Serajewo und dieGe- 
samtmobilmachung 
Rußlands, die den 
Krieg gegen Deutsch- 
land bedeutete. 
Deutschland und 
seine Verbündeten, 
die zur Veteidigung 
ihrer Freiheit und 
ihres Daseins zu den 
Waffen greifen muß- 
ten, betrachten dieses 
ihr Kriegsziel als er- 
reicht. Dagegen ha- 
ben die feindlichen 
Mächte sich immer 
weiter von der Ver- 
wirklichung ihrer 
Pläne enfernt, die 
nach den Erklärun- 
gen ihrer verant- 
wortlichen Staats- 
männer unter an de- 
ren auf die Eroberung Elsaß-Lothringens und mehrerer preu¬ 
ßischer Provinzen, die Erniedrigung und Verminderung der öfter- 
reichisch-ungarischen Monarchie, auf die Aufteilung der Türkei 
und die Verstümmelung Bulgariens gerichtet sind. Angesichts 
solcher Kriegsziele wirkt das Verlangen nach Sühne, Wieder- 
gutmachung und Bürgschaft im Munde der Gegner überraschend. 
Die Gegner bezeichnen den Friedensvorschlag der vier ver- 
bündeten Mächte als Kriegsmanöver. Deutschland und seine 
Bundesgenossen müssen auf das nachdrücklichste Verwahrung 
dagegen einlegen, daß ihre Beweggründe, die sie offen dar- 
gelegt haben, auf diese Weise gefälscht werden. Ihre Uber- 
zeugnng war, daß ein gerechter und für alle Kriegführenden 
annehmbarer Friede möglich sei, daß er durch unmittelbaren 
mündlichen Gedankenaustausch herbeigeführt werden könne, 
und daß deshalb weiteres Blutvergießen nicht zu verantworten 
sei. Die ohne Vorbehalt ausgesprochene Bereitschaft, beim 
Eintritt in die Verhandlungen ihre Friedensvorschläge bekannt- 
zugeben, widerlegt jeden Zweifel an ihre Aufrichtigkeit.- Die 
Gegner, in deren Hand es lag, das Angebot auf seinen Gehalt 
zu prüfen, haben weder die Prüfung versucht, noch Gegen- 
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