Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

heftige französische Angriffe statt, aber siegreich waren 
sie nirgends und führten keine Änderung der Lage 
herbei. 
Im September ereigneten sich wieder ein eng- 
lischer Großangriff und zwei französische Angriffe 
mit starken Kräften. Die Engländer hatten bis zum 
18. nur kleinere Vorstöße, dagegen öfters sehr starke 
Beschießungen der deutschen Stellungen vorgenommen. 
Am 19. September steigerte sich das Feuer auf ver- 
schiedenen Teilen der deutschen Heeresfront so ge¬ 
waltig, daß eine große Unternehmung der Engländer 
mit Sicherheit zu erwarten war. Sie blieb auch 
nicht aus. Der 20. September wurde ein Tag, wie 
er selbst auf diesen schlachtgewohnten Gefilden zu den 
ganz seltenen gehörte. Auf einer 12 Kilometer breiten 
Front gingen die Engländer mit 9 Divisionen zwi- 
schen Langemarck und Hollebeke gegen die Armee 
des Generals SiXt von Armin vor. Vorangegangen 
war stärkstes Trommelfeuer aller Kaliber, unterstützt 
wurde der Angriff durch Flammenwerfer und Tanks 
in großer Zahl. Aber sie vermochten doch nur einen 
Kilometer tief in die deutsche Abwehrzone einzu- 
dringen; nur nördlich der Straße Menin-Dpern 
blieb ein weiter vorn liegendes Stück des Geländes 
in ihrer Hand. Am Abend waren nach zähem, blu- 
tigem Ringen alle in der Kampflinie liegenden Ort- 
schaften noch in deutschem Besitz. 
Der Angriff wiederholte sich am Abend des fol- 
genden Tages. Wieder ging zwischen Langemarck 
und Hollebeke englische Infanterie nach stärkstem 
Trommelfeuer gegen die deutschen Gräben vor. An 
mehreren Stellen wurde sie im Nah kämpf, an an- 
deren Stellen durch das Feuer der deutschen Ge- 
schütze zur Umkehr gezwungen. Darauf brachten es 
die Engländer am 22. September nur zu Teilan- 
griffen südöstlich von St. Julien, und am 23. und 24. 
erfolgten nur noch Feuerkämpfe, keine Infanterie- 
angriffe mehr. Der große englische Angriff war wieder 
einmal gescheitert. Am 25. gingen die Deutschen 
ganz plötzlich nördlich der Straße Menin-Ipern 
zum Angriff über und eroberten Teile des verlorenen 
Geländes in kraftvollem Vorstoß zurück. Heftige 
Gegenangriffe der Engländer blieben ohne Wirkung. 
Aber die englische Stoßkraft war noch nicht gelähmt. 
Am 26. September entbrannte in Flandern eine neue 
Schlacht, und wiederum schlug die Armee des Ge- 
nerals SiXt von Armin die Ubermacht zurück. Nur 
östlich von St. Julien konnten die Stürmenden einen 
Geländegewinn erringen. Sonst war auch das furcht- 
barste Trommelfeuer, das Einsetzen einer großen 
Macht von Tanks und ungeheurer Menschenmassen 
vergeblich. Zwölf Divisionen stürmten gegen die 
deutsche Linie an, und doch blieb ihnen der Sieg 
versagt. Am Abend des furchtbaren Tages waren 
die von ihnen errungenen Vorteile so gering, daß 
die auf dem Schlachtfelde liegenden Leichenhügel 
als umsonst gebrachte Opfer gelten mußten. Der 
September ging dann zu Ende, ohne daß die Eng- 
länder einen Großangriff hätten wiederholen können. 
Vom 27. bis zum 29. erfolgten nur Teilvorstöße an 
verschiedenen Stellen. 
Auf dem französischen Kriegsschauplatze ereignete 
sich während dieses Monats kein eigentlicher Groß- 
angriff. Abgesehen von einem mißglückten Vorstoß 
der Franzosen in der Champagne am 3. September, 
wurden bis zum 6. September nur im Räume um 
Verdun Gefechte geliefert, die, abgesehen von einem 
französischen Erfolg am 1., für die Deutschen günstig 
verliefen. Am 7. und 8. September versuchten die 
Franzosen Angriffe größeren Stils. Am ersten Tage 
wurde zwischen SamogneuX und der Straße Beau- 
mont-Vacherouville erbittert gerungen, am zweiten 
Tage noch erbitterter zwischen Fosseswald und Be- 
zonvauX, im Ehaumewalde und in der Richtung auf 
Orna. Nach anfänglichen Erfolgen wurden die Fran- 
zofen doch schließlich zurückgeworfen. Von den Teil- 
kämpfen des 9. September ist ein siegreicher Vorstoß 
deutscher Stoßtruppen beiderseits der Höhe 344 zu 
erwähnen. Am 10. September setzten die Franzosen 
wieder eine größere Unternehmung ins Werk. Sie 
griffen ihren Gegner auf dem östlichen Maasufer 
zwischen Fosses- und Ehaumewald mit starken Kräften 
an. Südlich des Wavrille-Waldes drangen sie in die 
deutschen Linien ein, wurden aber auch hier, wie 
sonst allerwärts, wieder zurückgeworfen. Am 14. Sep- 
tember suchten sie an der Straße Somme-Py-Sou- 
ain die Deutschen zu überrumpeln, indem sie ohne 
Feuervorbereitung ihre Gräben zweimal bestürmten. 
Aber es gelang ihnen nicht, einzudringen. Dagegen 
stürmten badische Truppen die Höhe östlich des 
Ehaumewaldes, fügten den Franzosen schwere blu- 
tige Verluste zu und brachten 300 Gefangene zurück. 
Der 18. und 19. September waren wieder größere 
Schlachttage. Westlich der Straße Veaumont-Va- 
cherauoille brachen die Franzosen in 3 Kilometer 
Breite vor und führten einen starken Stoß gegen die 
deutschen Stellungen, wurden aber im Nahkampf 
zurückgeworfen und dann beim Weichen von der 
deutschen Artillerie in schrecklicher Weise zusammen- 
geschossen. Auch bei der Höhe 344 östlich von Sa- 
mogneuX holten sie sich am 18. eine blutige Schlappe, 
wiederholten dort ihre Vorstöße am 19., wurden je- 
doch abermals geworfen. Vis Ende des Monats 
sind dann auf diesem Teile des Kriegsschauplatzes 
nur noch Beschießungen, Erkundung?- und Sturm- 
truppengefechte ohne Bedeutung zu erwähnen. 
Der Oktober war ein Monat allerfchwerster Kämpfe 
in Flandern, denn je lästiger und bedrohlicher den 
Engländern der Unterseekrieg wurde, um so eifriger 
strebten sie danach, die Stützpunkte dieses Krieges 
zu erobern und die Deutschen zum Verlassen der 
belgischen Küste zu nötigen. Sie glaubten das er- 
reichen zu können, wenn sie vorläufig das hochge- 
legene Gelände in Flandern mit Einschluß des Höhen- 
rückens zwischen Tourout und Thielt in ihre Gewalt 
brachten. Das war eingestandenermaßen das Ziel 
ihrer Oktoberangriffe, und daran müssen ihre Erfolge 
gemessen werden. Nach kurzer Zeit sahen sie ein, 
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