Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

frischer Kräfte die Einbruchsstelle beiderseits von Loos zu 
vertiefen. Nach aufgefundenen Befehlen war das Ziel ihres 
Angriffes das vier Kilometer hinter unserer Front gelegene 
Dorf Vendin-le-Vieil. 
In tagsüber wahrenden, erbitterten Kämpfen drängten 
unsere Truppen durch Gegenangriffe den eingebrochenen Feind 
bis über die dritte Linie unserer ersten Stellung wieder zurück. 
Der Gewinn der Engländer ist gering; in neuen Angriffen, 
die sich bis zu elf Malen wiederholten, versuchte der zähe 
Gegner am Abend nochmals sein Glück. Vor unserer Kampf- 
linie brachen die feindlichen Sturmwellen zusammen. Südlich 
von Hulluch und westlich von Lens wurde der Angreifer, der 
an allen Stellen des Kampffeldes schwerste Verluste erlitten 
hat, abgewiesen. 
Bei St. Quentin entfalteten die Franzosen nachmittags be- 
sonders lebhafte Feuertätigkeit. Es gelang ihnen mit etwa 
3000 Schuß auf die innere Stadt das Pfarrhaus in Brand 
zu schießen. Von dort sprang das Feuer auf die Kathedrale 
über, die seit 8,30 Uhr abends in Flammen steht." 
Der Heeresbericht über den 16. August lautete: 
„Ein neuer, der zweite Großkampftag der Flandernschlacht 
ist zu unseren Gunsten entschieden, dank der Tapferkeit aller 
Waffen, dank der nie versagenden Angriffskraft unserer un- 
vergleichlichen deutschen Infanterie! 
Nach einstündigem Trommelfeuer brach am Morgen des 
16. 8. die Blüte des englischen Heeres, auf dem nördlichen 
Flügel begleitet von französischen Kräften, tiefgestaffelt zum 
Angriff vor. Auf 30 Kilometer Front von der Äser bis zur 
Lys tobte tagsüber die Schlacht. 
Der an dem Vser-Kcmal bei Drie-Grachten vorgeschobene 
Posten wurde überrannt; der Feind erkämpfte sich auch das 
nördlich und östlich von Birschoote von unseren Sicherungen 
schrittweise aufgegebene Vorfeld der Kampfstellung am Martje- 
Vaart. 
Die Engländer durchstießen bei Langemarck unsere Linien 
und drangen, Verstärkungen nachschiebend, bis Poelkapelle vor. 
Hier traf sie der Gegenangriff unserer Kampfreserven. In un- 
widerstehlichem Ansturm wurden die vorderen Teile des Fein- 
des überwältigt, seine Hinteren Staffeln zurückgeworfen. Am 
Abend war nach zähem Ringen auch Langemarck und unsere 
Stellung wieder in unserer Hand. 
Auch bei St. Julien und an zahlreichen Stellen weiter 
südlich bis nach Warneton drang der Gegner, dessen zer- 
schlagene Angriffstruppe durch immer neue Kräfte ergänzt 
wurde, in unsere Kampfzone ein. Die Infanterie fing den ge- 
waltigen Stoß überall auf und warf den Feind unter enger 
Mitwirkung der Artillerie und Flieger wieder zurück. An den 
von Roulers und Menin auf Upern führenden Straßen drangen 
sie über unsere alte Stellung hinaus in erfolgreichem Angriff vor. 
In allen anderen Abschnitten des weiten Schlachtfeldes 
brach der englische Ansturm vor unseren Hindernissen zusammen. 
Trotz schwerster Opfer haben die Engländer nichts erreicht! 
Wir haben in der Abwehr einen vollen Sieg errungen. 
Unerschüttert, in gehobener Stimmung steht unsere Front, zu 
neuen Kämpfen bereit! 
Im Artois griffen die Engländer gegen Abend bei Loos 
wiederum heftig an: örtliche Einbrüche wurden durch kraft- 
volle Gegenstöße wettgemacht. 
St. Quentin lag weiter unter französischem Feuer; der 
Dachstuhl der Kathedrale ist eingestürzt, das Innere des 
historischen Bauwerks ausgebrannt." 
Am 17. verloren die Deutschen Langemarck durch 
einen überraschenden englischen Angriff. Im übri- 
gen war vom 17.bis 20. August die Kampftätigkeit 
gering. Die Verluste der Engländer waren so groß 
gewesen, daß sie einige Tage der Ruhe bedurften. 
Aber nach den Teilvorstößen gingen sie schon am 
22. August zwischen Langemarck und Hollebeke zu 
einheitlichen großen Angriffen über. Sie dauerten 
den ganzen Tag an und führten zu schweren Kämpfen. 
Bis zu sechsmal stürmten sie unter Einsetzung neuer 
Kräfte gegen die deutschen Stellungen an, wurden 
aber jedesmal in zähem Nahkampf zurückgeworfen. 
Von ihren Panzerkraftwagen, die den Durchbruch 
durch die deutschen Linien ermöglichen sollten, wur¬ 
den nicht weniger als 21 durch das deutsche Feuer 
zerschossen. Bis auf zwei Stellen hielten die Deut- 
schen die ganze Kampffront von 25 Kilometer gegen 
den feindlichen Ansturm. Am 23. unternahmen die 
Engländer Vorstöße bei Westhoek, bei Lens, und an 
der Bahn Arras-Douai, die sämtlich scheiterten. Aus 
den zahlreichen Kämpfen des 24. August sind hervor- 
zuHeben die Gefechte bei Lens, die Eroberung des 
Gehöftes Gillemont durch die Deutschen und vor 
allem die Schlacht auf der Südseite von St. Quentin, 
wo Franzosen die deutschen Stellungen in einer 
Breite von 3 Kilometer mit starken Kräften angriffen 
und erst nach schweren Kämpfen zurückgeworfen 
werden konnten. Am 25. August fanden Gefechte 
bei Le Catelet statt und dauerten am folgenden Tage 
mit wechselndem Erfolge an. Am 26. unternahmen 
die Engländer außerdem heftige Vorstöße nord- 
westlich von Lens, die verlustreich scheiterten. Der 
27.AugustwarwiedereinTag, derbedeutendereKämpfe 
brachte. An der Straße Upern-Menin brach am 
frühen Morgen ein starker englischer Angriff zusammen. 
Nachmittag setzte schlagartig stärkstes Trommelfeuer 
gegen die Kampfzone zwischen Langemarck und der 
Bahn Roulers-Zpern ein. Unter Verwendung zahl- 
reicher Panzerwagen und tieffliegender Flugzeuge 
trat bald darauf die englische Infanterie auf dieser 
Front zum Sturm an. Abends erfolgte ein zweiter 
geschlossener Ansturm unter nochmaliger gewaltiger 
Feuersteigerung. Der Erfolg war sehr gering. Nur 
an einer Stelle gelang ein unbedeutender Einbruch 
in die deutschen Gräben, sonst überall behaupteten 
die Deutschen ihre Stellungen dank der Tapferkeit 
besonders württembergischer Truppen und der ver- 
nichtenden Wirkung ihres zusammengefaßten Artil- 
leriefeuers. Nach dieser Schlacht, die der deutsche 
Heeresbericht als eine blutige Niederlage des Feindes 
bezeichnete, ereigneten sich bis Ende des Monats nur 
unbedeutende Kämpfe an verschiedenen Stellen der 
Front in Flandern. 
Nicht viel besseres Glück entwickelten im August 
die Franzosen, die der Heeresgruppe des deutschen 
Kronprinzen gegenüberstanden. Bis zum 20. spielten 
sich auf diesem Teile des Kriegsschauplatzes nur 
Kampfhandlungen von geringer Bedeutung ab. Am 
Chemin-des-Dames, auf dem Westufer und auf dem 
Ostuser der Maas, bei Eerny, auf dem nördlichen 
Aisneufer fanden vom 1. bis 9. August kleine Ge- 
fechte statt, in denselben Gegenden sowie in der West- 
Champagne, nördlich der Straße Laon-Soissons und 
südwestlich von Ailles wurde zwischen dem 10. und 
12. August gekämpft. Von da an begannen die 
Kämpfe bedeutender zu werden. Mehr noch als am 
12. steigerten die Franzosen am 13. ihre Feuertätig- 
keit an der Nordfront von Verdun. Der 14. August 
war ein Artilleriekampftag an beiden Ufern der Maas, 
wobei die französische Artillerie nach dem deutschen 
Heeresbericht zeitweilig durch die deutsche lahmgelegt 
wurde. Auch scheiterten am Chemin-des-Dames meh- 
rere französische Angriffe. 
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