Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Ein Zeltlas 
Missionare Einspruch erhob. Die ungeheuere Mehrheit 
des „Missionsvolkes" war ganz damit einverstanden, 
daß das Ansehen der Deutschen in den Augen der 
Neger ein für allemal vernichtet werden müsse. Des- 
halb ließen sie die Deutschen ohne Unterschied von 
den Negern entwürdigend behandeln und behandelten 
selbst sie aufs verächtlichste. Bei den Dualas erregten 
sie dadurch großes Entzücken, und daran waren die 
Deutschen selber mit schuld. Denn dieser freche, faule, 
nichtsnutzige und gemeine Negerstamm war von 
ihnen geradezu verhätschelt worden. Sie hatten es 
versäumt, sie zu einer geregelten Arbeit zu erziehen, 
womit beim Neger die Erziehung überhaupt anfängt. 
Durch Erundstückverkäufe und dergleichen waren die 
schwarzen Herrschaften wohlhabend geworden und 
hatten ein lächerliches Selbstgefühl gewonnen. Sie 
dunklen sich den Weißen gleich, wollten von keiner 
Unterordnung mehr etwas wissen, traten äußerst an- 
maßend auf, wenn sie sich in ihren vermeintlichen 
Rechten gekränkt fühlten, und erlebten mehrmals die 
Genugtuung, daß sich sogar der deutsche Reichstag 
ihrer elenden Querelen tatkräftig annahm. Seit den 
Zeiten, da der große Reichskommissar Kurt Peters 
wegen seiner Härte gegen die lieben Neger gestürzt 
worden war, gehörte es ja zum guten Tone im 
deutschen Reichstage, daß von Zeit zu Zeit im Namen 
des Christentums, der Menschlichkeit und anderer 
schöner Dinge gejammert wurde, wenn einer der 
schwarzen Lümmel die Prügel bekommen hatte, die 
ihm zuträglich waren. Die Quittung für dieses 
geistreiche Gebaren seiner Vertreter erhielt dann 
das deutsche Volk von den Engländern und den 
Negern selber. Die Engländer wußten die ganze 
Welt davon zu überzeugen, daß die Deutschen die 
beklagenswerten Eingeborenen ihrer Kolonien miß- 
handelten, weshalb sie nicht verdienten, überhaupt 
der Askari. 
Kolonien zu besitzen. Die Neger aber wurden fauler, 
als sie schon von Natur waren, und dazu aufsässig 
und der deutschen Herrschaft feind. Das galt vor 
allem von den Dualas und führte dazu, daß sie sich 
sofort zu den Engländern schlugen, als diese ins 
Land kamen, und ihnen treffliche Dienste als Verräter 
und Spione leisteten. Die Haltung der Dualas ge- 
hörte mit zu den Dingen, die die deutsche Niederlage 
in Kamerun verschuldet haben. Die Hauptgründe 
waren allerdings ganz andere: der Mangel an 
Schießbedarf, der von der Heimat nicht ergänzt werden 
konnte, und vor allem die ungeheure Übermacht der 
Feinde. England und seine Verbündeten stellten all- 
mählich 40000 Mann ins Feld. Denen waren die 
Deutschen und die ihnen treu gebliebenen farbigen 
Truppen nicht gewachsen, denn sie waren zuletzt auf 
wenige tausend Mann zusammengeschmolzen. Immer- 
hin haben sich die Verteidiger des Landes bis in den 
Februar 1916 gehalten — gewiß ein Ruhmesblatt in 
der deutschen Kriegsgeschichte. 
Aus dem Jahre 1914 sind folgende Ereignisse zu 
erwähnen: Am 6. August überfielen die Franzosen 
die deutsche Station Vonga, deren kleine Besatzung 
sich noch rechtzeitig zurückziehen konnte. Die Eng- 
länder griffen gegen Ende August Mora von Nige- 
ria aus an, wurden aber abgewiesen. Am 27. August 
wurden sie in einem Gefechte bei Garua geschlagen, 
und als sie am 31. das befestigte Garua berannten, 
wurden sie unter Verlust von mehreren hundert 
Toten Zurückgeworfen. Aus den Briefschaften der 
toten englischen Offiziere, die in deutsche Hände 
fielen, ergab sich, daß die Engländer in Nigeria be- 
reits etwa 14 Tage vor der englischen Kriegserklärung 
an Deutschland davon unterrichtet waren, es werde 
zu Feindseligkeiten zwischen den beiden Ländern kom- 
men. Offenbar hatten die englischen Staatsmänner 
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