Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

zu verwehren suchten, wurden in kraftvollem Stoß zurückge- 
worfen. Abends drangen deutsche Truppen in das brennende 
Cividale, die erste Stadt der Ebene ein. 
Die Front der Italiener bis zum Adriatischen Meer ist 
ins Wanken gekommen; auf der ganzen Linie sind unsere 
Korps im Nachdrängen. 
Görz, die in den Isonzoschlachten viel umkämpfte Stadt, 
ist heute früh von österreichisch-ungarischen Divisionen ge- 
nommen worden. 
Die Zahl der Gefangenen ist auf mehr als 80000 gestiegen, 
die Zahl der Geschütze hat sich auf mehr als 600 erhöht." 
Uber den 28. Oktober: 
„Der durch die Erfolge beflügelte Angriffsgeist der deut- 
schen und österreichisch-ungarischen Divisionen der Armee des 
Generals der Infanterie Otto von Velow hat die ganze ita- 
lienische Isonzofront zum Zusammensturz gebracht. 
Die geschlagene zweite italienische Armee ist im Zurückfluten 
gegen den Tagliamento. 
Die 3. italienische Armee hat sich dem Angriff auf ihre 
Stellungen von der Wippach bis zum Meer nur kurze Zeit 
gestellt; sie ist in eiligem Rückzüge längs der adriatischen Küste. 
Auch nördlich des breiten Durchbruchs ist die italienische 
Front in Kärnten bis zum Ploecken-Paß ins Wanken ge- 
kommen. 
Feindliche Nachhuten versuchten bisher vergeblich, das un- 
gestüme Vorwärtsdrängen der verbündeten Armeen zu hemmen. 
Deutsche und österreichische Truppen stehen vor Udine, dem 
bisherigen Hauptquartier der Italiener. 
Osterreichisch-ungarische Divisionen haben Cormons genom- 
men und nähern sich im Küstenstrich der Landesgrenze. 
Alle Straßen sind von regellos flüchtenden Fahrzeugen 
der italienischen Armeen und Bevölkerung bedeckt; die Ge- 
fangenen- und Beutezahlen sind dauernd im Anwachsen. 
Heftige Gewitter, verbunden mit schweren Niederschlägen, 
entluden sich gestern über dem gewaltigen Kampffelde der 
12. Isonzoschlacht." 
Über den 29. Oktober: 
„Udine ist von den verbündeten Truppen der 14. Armee 
genommen! Der bisherige Sitz der italienischen Obersten 
Heeresleitung ist damit am 6. Tage der erfolgreichen Operation 
in unsere Hand gefallen. 
Unaufhaltsam, keine Anstrengung achtend, drängen unsere 
Divisionen in der Ebene dem Laufe des Tagliamento zu. 
An den wenigen Übergängen des durch die Regengüsse 
hoch angeschwollenen Flusses staut sich der Rückzug des ge- 
schlagenen feindlichen Heeres. 
Die aus Kärnten vorgehenden Truppen haben auf der 
ganzen Front venezianischen Boden betreten und sind im Vor- 
wärtsdrängen gegen den Oberlauf des Tagliamento". 
Uber den 30. Oktober meldete Ludendorff kurz: 
Die Bewegungen der aus der Kärntner Lage vor- 
dringenden Truppen der 14. und der Jsonzoarmeen 
nahmen den von der Führung beabsichtigten Verlauf. 
Uber den 31. Oktober lautete der Bericht der deut- 
schen Heeresleitung: 
„Unseren schnellen Schlägen im Osten, dem unvergleichlich 
ßähen Ausharren an allen Fronten, insbesondere im Westen, 
ist es zu danken, daß die Operationen gegen Italien begonnen 
und so erfolgreich weitergeführt werden konnten. 
Gestern haben die verbündeten Truppen der 14. Armee 
dort einen neuen, großen Sieg erfochten. 
Teile des feindlichen Heeres haben sich am Tagliamento 
zum Kampf gestellt. 
Im Gebirge und in der friaulischen Ebene bis zur Bahn 
Udine—Codroipo—Treviso ging der Feind fechtend auf das 
Westufer des Flusses zurück! Vrückenkopfstellungen auf dem 
Ostufer hielt er bei Pinzano, Dignano und Codroipo. In 
einer von dort über Vertiolo—Pozzuolo—Lavariano auf Udine 
vorspringenden Nachhutsstellung leistete er heftigen Widerstand, 
um den Rückzug seiner 3. Armee auf das westliche Ufer des 
Tagliamento zu decken. 
Von Siegeswillen getrieben, von umsichtiger Führung in 
entscheidender Richtung angesetzt, errangen hier die deutschen 
und österreichisch-ungarischen Korps Erfolge, wie sie auch in 
diesem Kriege selten sind. 
Die Brückenkopfstellungen von Dignano und Codroipo 
wurden von preußischen Jägern, bayerischer und württember- 
gischer Infanterie im Sturm genommen. 
Auf allen Kriegsschauplätzen bewährte brandenburgische 
und schlefische Divisionen durchbrachen von Norden her in 
unwiderstehlichem Anlauf die Nachhutstellungen der Italiener 
östlich des unteren Tagliamento und schlugen den Feind 
zurück, während erprobte österreichisch-ungarische Korps vom 
Jsonzo her gegen die letzte dem Feinde verbliebene Übergangs- 
stelle bei Latisana vorwärtsdrängten. 
Durch den Stoß von Norden abgeschnitten, streckten, beider- 
seits umfaßt, mehr als 60000 Italiener dort die Waffen! 
Mehrere hundert Geschütze fielen in die Hand der Sieger. 
Die Zahl der Gefangenen aus der in einer Woche so er- 
folgreich durchgeführten 12. Jsonzoschlacht beläuft sich damit 
auf über 180000 Mann, die Summe der genommenen Ge- 
schütze auf mehr als 1500. 
Die sonstige Beute ist an diesen Zahlen zu bemessen." 
In drei Tagen hatten die Italiener alles ver- 
loren, was sie in elf Isonzoschlachten mit Strömen 
von Blut erobert hatten, und bis zu Ende des Ok- 
tobers waren sie über den Tagliamento zurück- 
geworfen. Mit Recht sprach Ludendorff es aus, daß 
die deutschen und österreichisch-ungarischen Erfolge 
selbst in diesem Kriege Aufsehen erregen mußten. 
Die Zahl der Gefangenen und der erbeuteten Ge- 
schütze übertraf in der Tat noch die Niesenbeute nach 
dem Durchbruch von Eorlice-Tarnow. 
In England und Frankreich begriff man sehr 
schnell, was hier auf dem Spiele stand. „Läßt Ca- 
dorna den Feind auf das Westufer des Tagliamento 
gelangen, so kann hier Italien bis zur Lombardei 
verloren gehen. „Die englischen Generalstabsoffiziere 
müssen das unter allen Umständen verhindern", schrieb 
die Times. In der Tat wurde sofort, als die ersten 
Notschreie des geschlagenen Cadorna ertönten, ein 
starkes englisch-französisches Hilfsheer nach Italien 
gesandt. Den Oberbefehl über dieses Heer, das zu- 
nächst 80000 Mann umfaßte, aber mit fieberhafter 
Eile verstärkt wurde, übernahm der General Fayolle. 
Den englischen Teil führte als Unterfeldherr der 
Franzosen der General Plumer. Vorläufig aber war 
das englisch-französische Hilfsheer viel zu schwach, 
als daß es das weitere Vordringen der Deutschen 
und Österreicher hätte hindern können. 
Zunächst folgte eine italienische Niederlage der 
andern, am 31. Oktober wohl die unerhörteste und 
schmählichste von allen. Das Anstauen der zurück- 
weichenden italienischen Masse nordöstlich von Lati- 
sana bot der deutschen Führung Gelegenheit, starken 
italienischen Kräften durch Umfassung den Rückweg 
zu verlegen. Deutsche und österreichisch-ungarische 
Divisionen, die sich westlich von Udine dem Taglia- 
mento näherten, wurden von Norden her angesetzt. 
Gleichzeitig stießen österreichisch-ungarische Kolonnen 
längs der Lagunen gegen Latisana vor. Dadurch 
wurden große italienische Verbände, die in volle 
Verwirrung geraten waren, genötigt, die Waffen zu 
strecken. Uber 60000 Mann wurden gefangen, mehrere 
hundert Geschütze fielen in die Hände der Sieger. 
Uberall am unteren und mittleren Tagliamento 
standen die Verbündeten und hinderten die Italiener, 
Vrückenkopfstellungen zu behaupten. „Solcher Art", 
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