Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

nach Arras vorbrechender Angriff starker englischer Kräfte 
zum Luftstoß. 
Abends griffen mehrere Divisionen zwischen Hulluch nnd 
Mertcourt und von Fresnoy bis Gavrelle nach Trommel- 
feuer an. 
Bei Hulluch sowie zwischen Loos und der Straße Lens— 
Lievin wurde der Feind durch Feuer und im Gegeustoß zu¬ 
rückgetrieben. Westlich von Lens kam nach heftigen Kämpfen 
mit unseren Vorfeldtruppen ein neuer Angriff des Gegners 
nicht mehr zur Ausführung. Bei Avion scheiterte sein mit 
besonderem Nachdruck geführter erster Ansturm völlig. Hier 
griff er erneut nach Heranziehen von Verstärkungen an. Auch 
dieser Angriff wurde durch Feuer und im Gegenstoß zum 
Scheitern gebracht. 
Zwischen Fresnoy und Gavrelle nährte der Feind seine 
anfangs verlustreich in unserer Artilleriewirkung zusammen- 
brechenden Sturmwellen dauernd durch Nachschub frischer 
Truppen. Nach erbitterten Nahkämpfen setzten sich die Eng- 
länder zwischen Oppy und der Windmühle von Gavrelle in 
unserer vordersten Linie fest. 
Unsere Truppen haben sich vortrefflich geschlagen; der 
Feind hat in der gut zusammenwirkenden Abwehr und im 
Kampf Mann gegen Mann hohe blutige Verluste erlitten." 
Die Kämpfe der letzten Junitage waren unbedeu- 
tend, und so hatte der ganze Monat den Engländern 
trotz mehrfachen Einsatzes starker Kräfte keinen Erfolg 
gebracht. Dagegen waren ihre blutigen Verluste sehr 
hoch gewesen. Noch ungünstiger war das Ergebnis 
des Monats für die Franzosen, die dem deutschen 
Kronprinzen gegenüberstanden. Angriffe von Be- 
deutung konnten sie mit ihren abgekämpften Truppen 
den ganzen Juni über nicht unternehmen. Sie waren 
durch die großen Kämpfe des Mai furchtbar erschöpft 
und geschwächt, was freilich die Engländer nicht hin- 
derte, ihnen die Übernahme eines Frontstückes west- 
lich und nordwestlich von St. Quentin in einer Länge 
von etwa 12 Kilometern zuzumuten. Wohl oder übel 
mußten sie sich die Verlängerung ihrer Kampffront 
gefallen lassen. 
Die Deutschen eröffneten die Kämpfe des Juni 
mit einem kräftigen Vorstoß bei Allemant, nordöstlich 
von Soissons. Am 1. Juni führte dort ein westfäli- 
sches und ein hannoversches Regiment, wirksam unter- 
stützt durch Teile einer bewährten Sturmtruppe, 
Artillerie, Minenwerfer und Flieger, einen Angriff 
mit vollem Erfolge durch. In überraschendem An- 
stürm wurde die französische Stellung in etwa einem 
Kilometer Breite genommen und gegen wiederholte 
Gegenangriffe gehalten. Am 3. Juni führten west- 
fälische und rheinische Regimenter am Winterberg 
bei Eraonne eine gewaltsame Erkundung durch. Die 
am Westhange des Berges in die deutschen Stellungen 
einbezogenen französischen Gräben wurden gegen 
starke Gegenangriffe gehalten. Nordwestlich von Braye 
drangen Stoßtrupps niederschlesischer Regimenter in 
die französischen Stellungen und nahmen mehr als 
100 Mann gefangen. Bei den Erkundungsvorstößen 
brachten die Deutschen wertvolle Feststellungen über 
den französischen Kräfteeinsatz mit. In der Cham- 
pagne, östlich des Poehlberges, wurden kleine fran- 
zösische Angriffe durch Gegenstöße zum Scheitern ge- 
bracht. Am 4. Juni unternahmen die Franzosen 
zwei nach sehr starker Vorbereitung durchgeführte 
Nachtangriffe bei Braye, denen sie am 5.in der Nacht 
noch einen dritten hinzufügten. Sie erlitten dabei 
die schwersten Verluste, ohne irgendeinen Gewinn zu 
erzielen. Der 6. Juni war für die Deutschen ein Tag 
größerer Erfolge. Der deutsche Heeresbericht meldete 
darüber: 
„Bald nachdem niederrheinische Füsiliere an der Straße 
Pinon-Jony in erbittertem Handgemenge eine Anzahl Ge- 
fangene aus den französischen Gräben geholt und die Auf- 
merksamkeit des Gegners dorlhin gelenkt hatten, setzten sich 
frühmorgens südlich von Pargny—Filain Teile von meiningen- 
schen, hannoverschen, schleswig-holsteinischen und brandenbur- 
gischen Regimentern in Besitz der feindlichen Stellungen am 
Chemin-des-Dames in fast zwei Kilometer Ausdehnung. Durch 
Artillerie, Minenwerfer und Flieger wirksam unterstützt, be- 
gleitet von Pionieren und Trupps des in den Kämpfen der 
letzten Wochen besonders bewährten Sturmbataillons 7, nahmen 
die Kompagnien trotz hartnäckigen Widerstandes des Gegners 
das befohlene Angriffsziel. 
Gegen die gewonnene Linie richteten sich nach heftigen 
Feuerwellen starke feindliche Gegenangriffe bis in die Nacht 
hinein; sie sind sämtlich abgewiesen worden. 
14 Offiziere, 543 Mann wurden als Gefangene, 1 Revolver- 
kanone, IS Maschinengewehre und mehrere Granatwerfer als 
Beute eingebracht." 
Vom 8. bis 10. Juni ereigneten sich größere An- 
griffe nicht, nur Stoßtruppsunternehmungen an ver- 
schiedenen Stellen der Front, Handstreiche, bei denen 
die Deutschen, besonders Ostpreußen und Westfalen, 
viel Tapferkeit und Glück entwickelten. Dabei er- 
oberten die Deutschen Gräben am Chemin-des-Dames 
westlich von Cerny, die ihnen am 11. die Franzosen 
durch Gegenangriff zu entreißen suchten. . Aber durch 
Feuer und im Nah kämpf wurden sie mit großen Ver- 
lusten zurückgetrieben. Auch ein französischer Angriff 
bei Vauzcaillon, nordöstlich von Soissons, am13.Juni 
blieb erfolglos. Vom 14. bis 17.Juni waren wie¬ 
der nur unbedeutende Gefechte zu melden. Am 18. 
und 19. wurde um einen Teil der deutschen Stellun- 
gen südwestlich des Hochberges in der Champagne 
gerungen. Zunächst gelang es den Franzosen, einzu- 
dringen und sich festzusetzen, dann aber wurden sie 
durch einen kräftigen Gegenstoß eines märkischen Regi- 
mentes wieder hinausgeworfen. Am 20. begannen 
heftige Kämpfe bei Vauraillon, die sich bis zum 25., 
mit Ausnahme des 23., täglich wiederholten. Ihren 
Anfang nahmen sie am 20. Juni, durch den Ein- 
bruch von Rheinländern, Hannoveranern und Braun- 
schweigern in die französischen Stellungen, wobei die 
Franzosen starke blutige Verluste erlitten, Gefangene 
und Gräben verloren. Diese Gräben versuchten sie 
am folgenden Tage wiederzuerobern, was ihnen nach 
viermaligen, äußerst erbitterten Kämpfen nur teil- 
weise gelang. Sie errangen dann noch einen kleinen 
örtlichen Erfolg am Sattel östlich des Eorniller, die 
Deutschen einen solchen am Poehlberge südöstlich von 
Moronvilliers, wo Thüringer und Altenburger Truppen 
die französischen Stellungen nach kurzem Feuerüber- 
fall in 400 Meter Breite nahmen und das gewonnene 
Gelände gegen sieben heftige Gegenangriffe im wesent- 
lichen behaupteten. Am 22. Juni nahmen Abteilungen 
niedersächsischer Regimenter am Chemin-des-Dames 
einen Teil der französischen Stellungen südöstlich von 
Filain im Sturm und hielten die in etwa 11/2 Kilo¬ 
meter Breite und 500 Meter Tiefe gewonnenen Gräben 
gegen drei heftige Angriffe. Die Franzosen erlitten 
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