Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Ein italienischer Stabsoffizier und 200 Mann blieben in unserer 
Hand. Ein weiterer Angriff kurz vor Mitternacht nordöstlich 
des Gabriele, ohne Artillerie-Einleitung angesetzt, wurde durch 
unser Feuer niedergestreckt. Eine mächtige italienische An- 
griffswelle sollte östlich von Görz und nördlich des Wippach- 
Tales Bahn schaffen. Nach sechsstündiger Artillerievorberei- 
tung brach zu Mittag die feindliche Infanterie gegen unsere 
Linien vor. 
Am Friedhof von Görz und bei Grazigna wurde der Gegner 
durch die hervorragende Wirkung unserer Batterien, denen 
überhaupt reichlicher Anteil an den gestrigen Erfolgen gebührt, 
zum Weichen gezwungen. Bei San Marco hingegen konnte 
der Feind erst in erbittertem Ringen von Mann gegen Mann 
zurückgeworfen werden, wobei sich namentlich die bewährten 
Kämpfer des nordböhmischen 2. Jägerbataillons und des 
kroatischen Infanterie-Regiments Nr. 96 hervortaten. In engem 
Kampfräume brachten wir hier Gefangene von sieben italie- 
nischen Regimentern ein. Aus der Karsthochfläche kam es zu 
keinen größeren Kampfhandlungen. Trieft wurde neuerlich 
von feindlichen Fliegern heimgesucht. Die in die Stadt ge- 
worfenen Bomben richteten keinen nennenswerten Schaden an." 
Uber den 29. August: 
„Der große Waffengang am Jsonzo wurde auch gestern 
mit höchster Erbitterung fortgeführt. Der Wall der Verteidiger 
widerstand siegreich den schwersten Anstürmen. Im Räume 
von Kal brachen in den Morgenstunden zwei starke italienische 
Angriffe zusammen. Bei Podlesce, Madoni und Vritof warf 
der Feind den ganzen Tag über bis in die späte Nacht un- 
unterbrochen neue Massen gegen unsere Stellungen. Alle 
Angriffe prallten an der Zähen Sündhaftigkeit unserer Braven 
ab. Zu den vielen Kampfmitteln, mit deren Hilfe der Feind 
unseren Widerstand niederzuzwingen versucht, trat gestern 
ein neues, in diesem Gelände kaum erwartetes. Östlich von 
Vritof ritt italienische Kavallerie gegen unsere Verschanzungen 
an. Sie wurde von Maschinengewehren empfangen und ver- 
nichtet. Für die heldenhaften Kämpfer auf dem Monte San 
Gabriele brachte der 29. August abermals heiße Stunden. 
Immer wieder lief der Feind gegen das Bollwerk Sturm. 
Gegen Abend gelang es ihm, am Nordhang in unsere Gräben 
einzudringen. Nach Einbruch der Dunkelheit schritten in 
schwerem Unwetter unsere Truppen zum Gegenstoß. Neues 
Ringen endete mit regelloser Flucht der Italiener. 
Auch östlich von Görz ließ der Druck des feindlichen Heeres 
noch nicht nach. Waren am Vormittag nur Einzelangriffe 
abgeschlagen, so ging der Gegner nachmittags nach mehr- 
stündigem Trommelfeuer neuerlich zu einem allgemeinen, breit 
angelegten Massenstoß über. Wieder fand sich das Gelände 
nun San Marco im Brennpunkt der Kämpfe. Mit Bajonett 
und Handgranaten wurde hier wie überall zwischen St. Eat- 
rina und Vertojba die erste Linie behauptet. Bei Kostan- 
jevica schob sich unsere Front nach einem erfolgreichen Über- 
fall der Gegner etwas vor. 
Neben anderen Truppen fanden in den jüngsten Kämpfen 
noch Abteilungen der Regimenter 10 (Przemysl) und 48 (Nagy- 
Kanisza) Gelegenheit, sich besonders hervorzutun. Die blutigen 
Verluste des Feindes sind außergewöhnlich schwer. Die Zahl 
der seit Beginn der elften Schlacht eingebrachten Gefangenen 
ist auf mahr als 10000 gestiegen. 
Triest wurde vormittags zum zweiten Male, heute früh 
zum dritten Male innerhalb 48 Stunden, von feindlichen 
Fliegern bombardiert. Den Angriffen sielen mehrere Ein- 
wohner zum Opfer; mehrere Privatgebäude wurden beschädigt." 
Uber den 30. August: 
„Triest wurde gestern mittag zum vierten Male von feind- 
lichen Fliegern angegriffen, ohne daß nennenswerter Schaden 
entstanden wäre. Auf der Karsthochfläche war es Verhältnis- 
mäßig ruhig. 
Im Räume von Görz zwang den Italienern der opfer- 
reiche Niederbruch ihrer letzten Angriffe eine Kampfpause auf. 
die von uns dazu benutzt wurde, einige noch verbliebene 
Feindnester auszuheben. 
Ebenso kam es nördlich von Kal, nachdem am Morgen 
noch einige Einzelstöße des Feindes gescheitert waren, tags- 
über zu keiner größeren Kampfhandlung mehr. 
Um so ungestümer warfen sich die italienischen Divisionen . 
neuerlich auf die zwischen den eben genannten Abschnitten 
sich ausdehnende Front, auf unsere Stellungen bei Podlesce, 
Madoni, Britof und auf den seit sieben Tagen im Mittelpunkt 
des Isonzoringens stehenden Monte San Gabriele. Mit 
außerordentlicher Zähigkeit ließ der Feind Angriff auf Angriff 
folgen. Wieder war es der Tapferkeit und Ausdauer von 
Truppenverbänden aus allen Teilen Österreichs und Ungarns 
zu danken, daß in hin- und herwogender Schlacht sämtliche 
Stellungen siegreich behauptet wurden. 
In stundenlang währenden Nahkämpfen fanden Mannes- 
zucht, Gefechtsmoral und auf gründlicher Ausbildung fußende 
Kampftüchtigkeit wieder einen untrüglichen Wertmesser. Voll 
frisch fortlebenden Angriffsgeistes holten abends bei Britof, 
als der Italiener von seinen Anstürmen etwas abließ, unsere 
Abteilungen drei italienische Offiziere, 110 Mann und zwei 
Maschinengewehre aus den feindlichen Gräben." 
Uber den 31. August: 
„Gestern vormittag kam es am Jsonzo zu keinen größeren 
Kampfhandlungen. Am Nachmittag flammte zwischen Tolmein 
und der Wippach die Schlacht an zahlreichen Stellen aufs 
neue empor. Nördlich von Kal, bei Madoni und bei Britof 
wurden stärkere italienische Angriffe abgeschlagen. Wie an 
den vorangehenden Tagen war der Monte San Gabriele 
abermals der Schauplatz erbitterten Ringens. Von Norden 
und Westen her drangen die an Zahl weit überlegenen An- 
greiser auf unsere tapfere Besatzung ein. Auf dem Nordteil 
des Berges lag das Schwergewicht des Kampfes. Unsere über 
alles Lob erhabene Infanterie fing, wiederholt zum Gegen- 
stoß übergehend, alle Anstürme auf. Bei Görz und im Wippach- 
tal ließ der Feind heftigen Artillerieüberfällen mehrere Einzel- 
stöße folgen, die alle glatt abgewiesen wurden. Östlich von 
Görz, ein italienisches Grabenstück nehmend, brachten unsere 
Stoßtrupps 6 italienische Offiziere, 140 Mann und 4 Maschinen- 
gewehre ein. Triest war wieder das Angriffsziel italienischer 
Flieger. Das bischöfliche Palais wurde beschädigt." 
Die ersten Septembertage bedeuteten eine Kampf- 
pause. Am Jsonzo unterblieben am 1. größere Kämpfe. 
Italienische Teilangriffe auf der Hochfläche Vain- 
sizza-Heiligengeist, bei Görz' und Jamiano scheiterten 
und wurden von den österreichisch-ungarischen Sturm- 
truppen durch erfolgreiche Gegenunternehmungen be- 
antwortet. Im Bereiche des Monte San Gabriele 
wurden die italienischen Massen von dem österreichisch- 
ungarischen Geschützfeuer niedergehalten. 10 italienische 
Offiziere und 315 Mann fielen als Gefangene in die 
Hände der Österreicher. Am 2. September mühten 
sich die Italiener von neuem heftig um die Eroberung 
des Monte San Gabriele, aber die den ganzen Tag 
über geführten Kämpfe endeten hier mit einem vollen 
italienischen Mißerfolge. Auch östlich von Görz und 
bei Jamiano blieben italienische Vorstöße ergebnislos. 
Der 3. September verlief ohne größere Infanterie- 
kämpfe, doch mußten die Österreicher bei Kal und 
Madoni italienische Angriffe abweisen, und von früh 
an standen sie am Nordhange des Monte San Gabriele 
in heftigen Kämpfen mit den Italienern, die sich 
darauf versteift hatten, den Berg auf alle Fälle und 
um jeden Preis in ihre Hände zu bekommen. Uber 
die Ereignisse des 4.September meldete der österreichisch- 
ungarische Heeresbericht: 
„Der neunzehnte Tag der elften Jsonzoschlacht war von 
schweren blutigen Kämpfen erfüllt. Bei Madoni stießen unsere 
Sturmtruppen im Vorgehen auf einen tiefgegliederten italie- 
nischen Angriff und geboten ihm Halt. Vier weitere Angriffe 
wurden abgeschlagen. 
Der Monte San Gabriele steht seit gestern früh erneut im 
Mittelpunkt eines zu größter Heftigkeit gesteigerten Ringens. 
Der Feind stürmt immer wieder gegen den Felsgipfel an, der 
wiederholt in feine Hand fiel, um kurz darauf von unserer 
ruhmreichen Infanterie zurückerobert zu werden. Der auf 
beiden Seiten mit größter Zähigkeit geführte Kampf dauert 
bis zur Stunde in unverminderter Stärke an. Bei Görz machte 
der Italiener einige vergebliche Vorstöße. 
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