Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

aber in erbittertem Nahkampf durch bayrische, hau- 
noversche, niederschlesische und Posener Regimenter 
eine blutige Schlappe. Auch in den Gefechten des 
folgenden Tages bei dem Gehöft Froidmont und 
bei der Mühle von Vauclerc wurden die Franzosen 
zurückgeworfen. Am 24. Mai scheiterten englische 
Angriffe im Artois und französische in der Champagne 
unter beträchtlichen Verlusten der Angreifenden. Bei 
Loos dauerten sie bis zum folgenden Tage an. 
wurden dann aber zugunsten der Deutschen ent- 
schieden. Uber die französischen Kämpfe des 25. Mai 
lautete der Bericht der deutschen Heeresleitung: 
„Am Chemin-des-Dames wurde südlich von Pargny mit 
geringem eigenen Verlust ein Angriff durchgeführt, der unsere 
Stellungen erheblich verbesserte. In kraftvollem Anlauf über- 
rannten die aus Schlesiern, Mecklenburgern, Schleswig-Hol- 
steinern und Hanseaten bestehenden Sturmtruppen den Gegner, 
machten 14 Offiziere, 530 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 
15 Maschinengewehre und viel Gerät. In den gewonnenen 
Linien wurde ein französischer Gegenangriff glatt abgewiesen. 
Im Westteil der Champagne brachen nach heftiger Artillerie- 
Wirkung, die sich nachmittags zum Trommelfeuer steigerte, 
starke Angriffe gegen unsere Höhenstellungen südlich und süd- 
östlich von Nauroy in 4 km Breite vor. Im Nahkampf 
wurden die Franzosen geworfen, durch Gegenstoß Einbruchs- 
stellen gesäubert. Nach dem Mißlingen des ersten Ansturms 
setzte der Feind zwei weitere Angriffe an, die gleichfalls 
scheiterten." 
Fünfmalige französische Versuche am folgenden 
Tage, die die von den Deutschen ihnen an den Stein- 
Die italienischen kämpfe 
er April war aus dem italienischen Kriegsschau- 
platz ein sehr ruhiger Monat. Auf der Karst- 
Hochfläche kam es manchmal zu starken Geschützkämpfen, 
aber Jnfanterieangriffe erfolgten von beiden Seiten 
nicht. Hier und da glückte den Österreichern ein 
Handstreich, wobei 30 oder 50 oder 100 Italiener 
gefangen wurden. Auch entfalteten sie, wie übrigens 
ihre Gegner gleichfalls, eine sehr rege Fliegertätigkeit, 
womit sie an verschiedenen Stellen schöne Erfolge 
erzielten. Den Gang des Krieges im großen aber konnte 
das alles nicht beeinflussen, und von diesen Gefechten 
kann keines hier eine besondere Erwähnung finden. 
Ganz anders gestaltete sich das Bild im Mai. 
Bis zum 10. ereignete sich allerdings nichts von 
Bedeutung, dann aber steigerte sich das Artillerie- 
feuer der Italiener zu größter Heftigkeit. Uber den 
12. meldete der österreichisch-ungarische Generalstab: 
„Der Feind ließ zwischen Tolmein und dem Meer in ganzer 
Front seine Geschütze und Minenrverser in Tätigkeit treten. 
Sein Feuer hielt die ganze Nacht über an und dauert fort." 
Am 13. ging die Artillerieschlacht am Jsonzo ohne 
Unterbrechung weiter. Das italienische Feuer steigerte 
sich mitunter zur größten Stärke, und nun suchte 
auch die italienische Infanterie einzugreifen. Bei 
Plava unternahm sie einen Handstreich gegen eine 
der österreichisch ungarischen Höhenstellungen, wurde 
aber sofort durch Gegenstoß zurückgeworfen. Der 
Angriff war der Auftakt zu der neuen großen Jsonzo- 
schlacht. Zum zehnten Male suchte Cadorna die 
österreichisch-ungarischen Stellungen an dieser Stelle 
brächen südlich von Pargny entrissenen Stellungen 
diesen wieder zu entreißen strebten, blieben erfolglos. 
Am 27. Mai hatten die Deutschen in der Champagne 
einen Erfolg zu verzeichnen. Württembergische und 
thüringische Regimenter und Teile eines Sturm- 
bataillons nahmen in frischem Drausgehen mehrere 
französische Grabenlinien am Pöhlberg und Keilberg 
südlich von Moronvilliers. Sie machten 250Gefangene 
und behaupteten die Stellung gegen mehrere starke 
Gegenangriffe. Auch am 28. scheiterte ein französischer 
Angriff am Pöhlberg. Am 30. stürmten westrheinische 
Truppen auf dem südlichen Aisneufer französische 
Gräben. An der Front des Kronprinzen Rupprecht 
von Bayern hatte inzwischen der Artillerie kämpf 
keinen Tag aufgehört, und mehrmals waren die 
Engländer an verschiedenen Stellen zu heftigen An- 
griffen geschritten, so vor allen Dingen am 30. Mai 
zwischen Monchy und Euemappe, wo westpreußische 
Regimenter die bereits in die deutschen Linien Ein- 
gedrungenen in erbittertem Nahkampf zurückwiesen. 
Erfolge erzielten die Engländer trotz aller ihrer 
Tapferkeit und Zähigkeit nirgendwo, und als der 
Mai zu Ende ging, war nur ein ganz geringer Teil 
des umstrittenen Gebietes in ihre Hände gefallen, 
Auf der Karte waren die englischen Fortschritte 
kaum zu bemerken. 
im April und Mai 1917. 
zu durchbrechen, und niemals vorher war er imstande 
gewesen, so starke Massen ins Feuer zu werfen und 
vor allem so riesige Munitionsmassen zu verschwenden, 
wie es jetzt geschah. Die italienische Armee focht auch 
nicht mehr allein. Am 21. Mai verbreitete die 
„Agenzia Stefani" einen Depeschenwechsel zwischen 
den Königen von England und Italien. Die britische 
Majestät drahtete an die italienische: 
„Ich wünsche, der Genugtuung und Freude Ausdruck zu 
geben, die ich und mein Volk empfinden über die neuesten 
Erfolge der tapferen Truppen Eurer Majestät. Ich bin stolz 
in dem Bewußtsein, daß auch meine Soldaten Seite an Seite 
mit dem italienischen Heer gefochten haben." 
Darauf erwiderte der Savoyer: 
„Ich spreche meinen Dank aus für das Telegramm Eurer 
Majestät, das mir anläßlich der neuen Erfolge der italienischen 
Truppen zugekommen ist. Ich bin glücklich, daß in dem 
Kampfe um das gemeinsame Ideal meine Truppen einheitlich 
an der Seite der ruhmreichen englischen Armee kämpfen." 
Man konnte den beiden bedeutungslosen Bieder- 
männern die Freude wohl gönnen, die sie empfanden 
bei dem Gedanken, daß ihre Truppen das gemein- 
same Räuberideal auch gemeinsam zu verwirklichen 
suchten. Ganz dunkel aber blieb, was sie unter den 
Erfolgen verstanden, zu denen sie sich gegenseitig 
beglückwünschten. Die übrige Welt konnte davon 
nichts entdecken, im Gegenteil, nur die Kunde von 
erfolglosen Unternehmungen erscholl Tag für Tag 
durch die Lande. Gleich der erste Tag, der 14. Mai, 
begann mit einer ganz unzweifelhaften italienischen 
Niederlage. Der österreichisch-ungarische Eeneralstab 
meldete darüber: 
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