Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

dem Befehl des Generals von der Marwitz die Russen 
an der Lupkowpaßstraße, am 6. wurde ein russischer 
Angriff auf die Höhe Ostry im Orawatale blutig ab- 
gewiesen, Tarnow zurückerobert, die letzten russischen 
Stellungen östlich des Dunajec und der Mala er- 
kämpft. Am folgenden Tage war die Zahl der 
russischen Gefangenen schon auf 70000, die der er¬ 
oberten Geschütze auf 38 gestiegen. 
Am 8. Mai machte der österreichisch-ungarische 
Eeneralstab bekannt: 
Die Folgen der Schlacht von Tarnow und Gorlice über- 
tragen sich nunmehr auch auf die Karpathenfront östlich Lupkow. 
Unsere Truppen, die auch hier zum Angriff übergingen, er¬ 
oberten nachts den Grenzkamm nördlich der aus den letzten 
erbitterten Karpathenkämpfen bekannten Orte Telepocz, Zellö 
und Nagypolani. 
Während der Wintermonate haben die Russen unter den 
schwersten Verlusten in wochenlangen Kämpfen südlich des 
Grenzkammes der 
Karpathen Fuß 
gefaßt und durch 
Einsatz aller ver- 
fügbaren Reser- 
ven ihre Front in 
den Oberläufen 
der Ondava, La- 
borcza und Czi- 
roka nach Süden 
vorgeschoben. 
Trotz aller stürmi- 
schen und wüten- 
den Angriffe des 
Feindes konnte 
der Uzsoker Paß 
uns nicht entrissen 
werden. Nördlich 
und beiderseits 
des Passes hielt 
unsere Gruppe, 
die hier monate- 
lang focht, felsen- 
fest stand. Der 
ganze Raumge- 
winn der Russen 
ist nun in wem- 
gen Tagen ver¬ 
loren gegangen. 
Unter den großen 
Verlusten, die ein 
so eiliger Rückzug 
bedingt, räumte der Feind den Streifen ungarischen Bodens, 
den er so mühsam erstritten. 
In Westgalizien nehmen die Kämpfe an der ganzen Front 
weiter einen erfolgreichen Verlauf. Krosno wurde gestern durch 
unsere Truppen erobert. Wie groß die Verwirrung und Un- 
ordnung bei der auf der ganzen Front in schleunigstem Rückzug 
befindlichen Armee Radkow Dimitriew ist, beweisen die im 
Ortskampf um Brzostek gemachten Gefangenen; die den sechs 
russischen Divisionen Nr. 5, 21, 31, 52, 63 und 81 angehörenden 
Teile der aus den Veskiden zurückflutenden russischen Truppen 
wurden an mehreren Stellen umzingelt und gefangen ge- 
nommen. Die Gesamtzahl der seit dem 2. Mai gemachten 
Gefangenen erreichte bisher 70000. Die Verfolgung wird 
weiter fortgesetzt. In Südostgalizien wurden auf den Höhen 
beiderseits des Lomnicatales starke russische Angriffe zurück- 
geschlagen. Ein russischer Stützpunkt bei Zaleszczyki wurde von 
uns erobert. 
Am 8. überschritten unter Kämpfen die Truppen 
Mackensens die Wisloka zwischen Besko und Frysztak. 
Vor dem Drucke der östlich und nördlich von Tarnow 
kämpfenden Verbündeten wichen die Russen auf Mielec 
und über die Weichsel zurück. An demselben Tage 
überschritten die österreichisch-ungarischen Kolonnen den 
Erenzkamm der Karpathen, indem sie die aus ihren 
Höhenstellungen geworfenen Russen verfolgten, und 
der k. k. Generalstab konnte triumphierend melden: 
„Ungarn ist vom Feinde frei." Auf galizischem Boden 
dauerte die Schlacht fort. In einem Frontraum von 
über zweihundert Kilometern von der Weichsel bis zum 
Uzsoker Paß gingen die Russen zurück. Auch im 
Karpathenabschnitt östlich des Uzsoker Passes und in 
Südgalizien entwickelten sich heftige Kämpfe. Die 
österreichisch-ungarischen Truppen stritten mit den 
Russen auf den Höhen bei Ottynia und erstürmten 
den starkbefestigten Brückenkopf Zaleszczyki, um den 
schon wochenlang verzweifelt gekämpft worden war. 
Dann verfolgten sie die Russen über den Dnjestr und 
machten dabei 3500 Gefangene. 
Am 8. Mai erschien der deutsche Kaiser bei seinen 
Truppen auf dem südöstlichen Kriegsschauplatze und 
wohnte einem 
Gefechte der 
Ersten Garde- 
divisionbei. Die 
Nachricht wur- 
de vom Volk 
freudig begrüßt, 
denn jedesmal 
bisher, wenn 
der Kaiser im 
Osten erschie- 
nen war, hatte 
die Armee ei- 
nen großen Er- 
folg errungen. 
Der oberste 
Kriegsherr kam 
in der Tat wie 
zu einem Sie- 
gesfeste, denn 
Schlag auf 
Schlag ließ 
Mackensen auf 
die zurückweichenden Russen niedersausen. Obwohl 
der Großfürst alles daran setzte, die Verfolgung auf- 
zuhalten, obwohl er mit der Bahn und zu Fuß 
neue Reservemassen heranführen ließ, warfen die 
deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen am 
9. die Russen von Stellung zu Stellung zurück und 
nahmen ihnen 12000 Gefangene und vieles Ma- 
terial ab. Vom 2.bis 9. Mai waren über 80000 Ge- 
fangene in die Hände der Armee Mackensens ge- 
fallen. Dazu kamen 20000, die bei der Verfolgung 
in den Karpathen eingebracht wurden. Der Ge- 
samtverlust der russischen dritten Armee konnte somit 
auf 150000 Mann angeschlagen werden. Mackensen 
erreichte am 9. Mai Brzezanka und die untere Wis- 
loka. Die dritte russische Armee war im Räume von 
Sanok-Lisko mit der Hauptmacht zusammengepreßt. 
Gegen diese Masse drängten die Verbündeten vor, 
erkämpften im Westen den Übergang über die Wis- 
loka, erreichten im Süden die Linie Dwernik-Valigrod- 
Vukowsko. 
Von den Russen zerstörte Eisenbcihnbrücke in Westgalizien. 
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