Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

näcfig verteidigte Friedhofshöhe von Gorlice und den zäh ge- 
haltenen Eisenbahnwall von Kamieniza. 
Von den österreichischen Truppen hatten galizische Bataillone 
die steilen Höhenstellungen des Pustkiberges angegriffen und er- 
stürmt und ungarische Truppen in heißem Kampf die Wiatrowka- 
höhen genommen. Preußische Garderegimenter warfen den 
Feind aus den Höhenstellungen östlich der Viala und stürmten 
bei Staszkowka sieben hintereinander gelegene, erbittert ver- 
teidigte russische Linien. Entweder von den Russen angesteckt 
oder von einer Granate getroffen, entzündete sich die hinter 
Gorlice gelegene große Naphthaquelle. Haushoch schlugen die 
Flammen aus der Tiefe, und eine Rauchsäule von mehreren 
hundert Metern stieg gen Himmel. Am Abend des 2. Mai, als 
die heiße Frühlingssonne einer kühlen Nacht zu weichen begann, 
war die erste Hauptstellung ihrer ganzen Länge und Tiefe 
nach in einer Ausdehnung von 16 km durchbrochen und ein 
Geländegewinn von durchschnittlich 4 Km erzielt, mindestens 
20000 Gefangene, mehrere Dutzend Geschütze und etwa 
sein, wenn das siegreiche Heer stark genug und der 
Feldherr kühn und entschlossen genug war, den Erfolg 
auszubeuten. Beides war glücklicherweise der Fall. 
Dem deutschen Führer standen Truppen, Geschütze 
und Munition in reicher Fülle zur Verfügung, um 
das begonnene Zertrümmerungswerk zu vollenden, 
und er war nicht der Mann, der etwas halb zu tun 
pflegte. Nicht einen Tag lang gönnte er dem ge- 
schlagenen Russenheere Ruhe und gab ihm die Möglich- 
keit, sich wieder zu festigen und zu sammeln, sondern 
er ließ seine Truppen rastlos vorgehen. Am 3. Mai 
durchbrachen die Verbündeten nördlich der Wald- 
karpathen die dritte befestigte Linie der Russen, die 
General der Kavallerie von der Marwitz (x), Kommandeur eines der 
50 Maschinengewehre blieben in der Hand der verbündeten 
Truppen, die beim Kampf um die Siegespalme gewetteifert 
hatten. Außerdem wurde eine noch unübersehbare Menge 
von Kriegsmaterial aller Art erbeutet, darunter große Mengen 
von Gewehren und Munition. 
Hier war also erreicht worden, was die Franzosen 
und Engländer in ihren vier oder sechs bisherigen 
„Großen Offensiven" hatten erreichen wollen, aber 
nie auch nur im entferntesten erreicht hatten: eine 
vollkommene Durchbrechung der feindlichen Linie. 
Die verbündeten Truppen hatten sie durchgesetzt, auf 
einem Gelände, das dem Feinde die größten Vorteile 
bot, ja fast uneinnehmbar erscheinen mußte. Die 
Schlacht war ein überwältigendes Zeugnis für die 
alles überwindende Tapferkeit der österreichifch-unga- 
rifchen und deutschen Truppen — wieder wurden 
wie so oft schon, die Bayern mit besonderer Aus- 
Zeichnung genannt — und schon dadurch eine der 
glänzendsten Waffentaten des Krieges. Sie konnte 
für das russische Hauptheer der Anfang vom Ende 
hen Reservekorps, mit seinem Generalstab. (Photo „Az Est", Budapest.) 
nun auf der ganzen dortigen Front geworfen, auf 
die Wisloka zurückwichen. Die russische Veskidenfront 
wurde dadurch unhaltbar. Da die verbündeten Streit- 
kräfte unter andauernden erfolgreichen Kämpfen von 
Westen her gegen Jaslow und Zwigrod vorgingen, 
begannen die Russen am Morgen des 5. Mai am 
Westabschnitte der Karpathenfront den Rückzug aus 
Ungarn. Sie waren somit auf einer 150 km langen 
Front geschlagen, und ihre Verluste an Gefangenen 
erhöhten sich bereits am 5. Mai auf 30000, am 6. 
auf 50000. Die Nachhuten des fliehenden Heeres 
suchten auf den Höhen des linken Wislokaufers und 
unterhalb der Ropamündung verzweifelten Wider- 
stand zu leisten, der aber mit wuchtigen Schlägen 
gebrochen wurde. Am Abend des 5. Mai war der 
Übergang über die Wisloka erzwungen und die 
Duklapaßstraße in die Gewalt der Verbündeten ge- 
bracht. An demselben Tage schlugen die österreichisch- 
ungarischen Truppen vereint mit den deutschen unter 
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