Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Die Bekanntmachung der deutschen Negierung 
war also eine Sammlung haarsträubender Scheuß- 
lichkeiten und enthielt eine äußerst schmerzliche Lektion 
für die Zuckerwasserseelen in Deutschland, die noch 
immer darüber jammerten, daß die deutsche Volks- 
seele durch erdichtete Schauerberichte ergriffen und 
gegen die armen, verführten Franzosen, die „Ehren- 
haftesten unserer Feinde", ungebührend aufgeregt 
werde. DasGeschwa- 
fel verstummte jetzt 
auf einige Zeit, denn 
die amtlichen Dar- 
legungen der deut- 
schen Regierung wa- 
ren nicht zu wider- 
legen, ebenso 
wie die über 
gischen Greuel, die sie 
am 20. Mai erschei- 
nen ließ, und die rus- 
sischen Greuel, 
bekannt waren, und 
sie zeigten deutlich, 
daß das Volk 
„Tigeraffen", 
Voltaire seine lieben 
Landsleute genannt 
hat, den Deutschen 
ein genau so ruchlo- 
ser, gemeiner Feind 
war wie England 
und Rußland auch. 
In jeder Weise er- 
wiesen sie sich als ein- 
ander wert, die 
großen Mächte, 
im Namen der ge- 
fährdeten Kultur ge- 
gen Deutschland und 
Österreich-Ungarn 
imFeldelagen. Ruß- 
land hetzte seine Ko- 
saken, Kirgisen und 
Tungusen gegen die 
deutsche Grenze her- 
an, England brachte 
seine Inder, Frank- 
reich seine Senegal- 
Ein Vayerngrab 
Nach einer Zeichnung des Kriegsmalers 
neger. Dum-Dum-Geschosse kamen in allen drei Heeren 
zur Verwendung. Das Rote Kreuz war allen Dreien 
gleich wenig heilig, Russen, Franzosen und Engländer 
schössen unbekümmert auf Lazarette, auf denen die 
durch die Genfer Konvention unverletzlich gemachte 
Fahne wehte, und erklärten dann mit frecher Stirn, 
das geschähe, weil die Deutschen das Rote Kreuz als 
Deckung für ihre Kanonen benutzten. Ebenso einig 
waren sie in der Anwendung niederträchtiger Kriegs- 
listen,'wodurch die Kriegsführung verrohen mußte. 
Von der Ost- wie Westfront berichtete die deutsche 
Heeresleitung oftmals, daß die Feinde sich den deutschen 
Linien in deutschen Uniformen und Helmen nahten, 
daß sie die weiße Fahne aufzogen oder die Hände 
zum Zeichen der Ergebung hoch hielten und dann 
die herbeieilenden deutschen Soldaten durch versteckte 
Maschinengewehre niedermähen ließen. Die natürliche 
Folge war, daß die erbitterten Deutschen solche Ab- 
teilungen einfach vernichteten und keinen schonten, 
auch wenn er um 
sein Leben bat. Diese 
Haltung im Land- 
kriege entsprach ganz 
der Führung falscher 
Flaggen auf dem 
Meere, die das see- 
gewaltige England 
gewohnheitsmäßig 
anwandte. 
Den Gipfel der 
Niedertracht aber er- 
reichten die Feinde 
Deutschlands, als sie 
begannen,Gefangene 
zur Deckung ihrer 
Linien zu verwen- 
den.Siestelltensieda- 
hin, wo sie Schützen- 
grüben auswarfen, 
m von den Deut- 
schen nicht beschossen 
zu werden. Daß 
deutsche Gefangene 
in Frankreich durch 
Mißhandlungen, 
Quälereien, Lockun- 
gen und Drohungen 
gepreßt wur- 
, in die berüch- 
tigte Fremdenlegion 
einzutreten, also in- 
direkt den Krieg ge- 
gen ihr eigenes Va- 
terland zu führen, 
braucht kaum be- 
sonders erwähnt zu 
in den Hochvogesen. roerden. 
der „Jllustrirten Zeitung" Friedrich Fennel. besonderes 
Wort muß auch Über 
die Kampfmittel gesagt werden, die zur Anwendung 
kamen. Die Welt hat sich ja längst daran gewöhnt, 
daß alle Erfindungen der Technik und Chemie zur 
Massenvernichtung von Menschenleben im Kriege an- 
gewendet werden. Mit Granaten zu feuern, die in 
Stücke springen, und deren einzelne Teile furchtbare 
Wunden reißen, ist unter den Völkern, die sich selbst 
christliche nennen, völkerrechtlich erlaubt, und es ver- 
ging kein Jahr, in dem nicht diese Waffen irgendwie 
„verbessert", das heißt mörderischer ausgestaltet wurden. 
Unter Brücken oder auf Straßen unterirdische Minen 
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