Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

hatten aber nur bei Korytnica einen vorübergehen- 
den Erfolg. Deutsche Gegenangriffe warfen sie aus 
den Gräben, in die sie eingedrungen waren, wieder 
hinaus und kosteten ihnen fast 1200 Gefangene. Ihre 
blutigen Verluste waren geradezu furchtbar. Bei 
Swinjuchi, wo ihre tapferen sibirischen Truppen ein- 
gesetzt wurden, lagen vor einer deutschen Bataillons- 
front 1800 bis 2000 russische Leichen, und an man- 
chen Stellen konnte die deutsche Infanterie über die 
Leichenhügel nicht mehr hinwegschießen. Nördlich von 
Zborow gewannen die zum Gegenstoß eingesetzten 
deutschen Truppen unter dem General von Eben 
Boden. Am folgenden Tage wurden sie von starken 
russischen Kräften angegriffen, warfen sie aber zurück, 
zum Teil im Bajonettkampfe, und hielten den von 
ihnen gewonnenen Boden auch am 3. September 
gegen mehrfache starke russische Angriffe. 
Am 5. September scheiterten russische Vorstöße nörd- 
lich der Bahn Zloczow-Tarnopol. Am 9., 10. und 
11. September schlugen die Deutschen russische Massen- 
angriffe nördlich von Stara Czerwiszcze am Stochod 
zurück und brachten den Stürmenden schwere Ver- 
luste bei. Am 12. wurden nur kleinere russische Vor- 
stöße nördlich der Dweten - Mündung und bei Gar- 
bunowka nordwestlich von Dünaburg gemeldet, am 
14. erhöhter Geschützkampf zwischen der Lipa und 
der Bahn Kowel-Rowno, am 16. schweres Geschütz- 
seuer gegen die Truppen des Generals Tersztyänszki. 
So schien sich die große russische Offensive in den 
ersten Tagen des Monats schon erschöpft zu haben, 
aber Mitte September lebte sie wieder auf und zwar 
mit erhöhter Gewalt. Die Russen hatten ihre Be- 
stände wieder aufgefüllt, und so konnte das Ge- 
metzel weitergehen. Am 16. begann ein furchtbarer 
russischer Ansturm. Der deutsche Heeresbericht mel- 
bete darüber: 
„Aus der ganzen Front südlich von Pinsk machte sich eine 
Steigerung der russischen Feuertätigkeit geltend. 
Westlich von Luzk griff der Feind morgens, mittags und 
gegen Abend aus der etwa 20Kilometer breiten Linie Zaturcy 
(an der Turya) — Pustomyty die unter dem Oberbefehl 
des Generalobersten von Tersztyänszki stehenden Truppen des 
Generals v. d. Marwitz mit starken Kräften, darunter den 
beiden Gardekorps, in vielen Wellen an. Restlos und unter 
den größten — zum Teil, wie die Meldungen lauten, „un- 
geheuren" — Verlusten ist der Stoß gescheitert. 
An der Armeefront des Generaloberst von Vöhm-Ermolli 
brachen zwischen dem Sereth und der Strypa nördlich von 
borow ebenfalls die stärksten Angriffe auf die deutschen 
inien des Generals von Eben vollkommen zusammen." 
Am 17. hinderte das deutsche Sperrfeuer ein er- 
neutes Vorbrechen der Russen aus ihren Sturm- 
stellungen westlich von Luzk gegen die Truppen des 
Generals von der Marwitz. Es kam nur nördlich 
von Szelwow zu einem schwächlichen russischen An- 
griff, der leicht abgewiesen wurde. Zwischen dem 
Sereth und der Strypa endeten die wiederholten An- 
griffe der Russen auf die Gruppe des Generals von 
Eben mit ebenso verlustreichen völligen Mißerfolgen, 
wie am vorhergehenden Tage. 
Der 18. September brachte einen erfolgreichen 
Gegenstoß der Verbündeten. Deutsche und öfter- 
reichisch-ungarische Truppen des Generals v.Bernhardi 
stürmten unter Führung des Generalleutnants von 
Elausius einen starkbefestigten Brückenkopf nördlich 
von Zarzecze am Stochod und verfolgten die Russen 
bis ans Ostufer. Ihre Beute an Gefangenen betrug 
31 Offiziere, 2511 Mann. In welcher Verfassung 
sich das russische Heer befand, zeigte der deutsche 
Heeresbericht über die Ereignisse des 19. September. 
Er hob hervor, daß der russische Oberbefehlshaber 
seine Fußtruppen tagsüber nicht zu neuen Angriffen 
aus ihren Gräben habe bringen können, obwohl er 
sie nach der edlen russischen Gewohnheit, die sich seit 
Nikolai Nikolajewitsch im Heere Väterchens ein- 
gebürgert hatte, von der eigenen Artillerie beschießen 
ließ. Erst abends und nachts brachen die Russen 
wieder in starken Wellen vor, erlitten aber nur 
schwerste Verluste, ohne etwas ausrichten zu können. 
Vorübergehend gelang es ihnen, bei Szelwow in die 
deutschen Stellungen einzudringen, sie wurden aber 
sehr bald wieder hinausgedrückt. Am 20. ging die 
russische Garde vereint mit anderen starken Kräften 
gegen Marwitz vor, eroberte bei Korytnica einen 
Teil der deutschen Stellungen, aber an allen übrigen 
Punkten scheiterten die russischen Angriffe unter den 
schwersten blutigen Einbußen. Einen Teil der er- 
oberten Gräben behaupteten die Russen noch einige 
Tage lang. Am 22. unternahmen sie wieder starke, 
aber erfolglose Angriffe bei Korytnica, und am 23. 
erfolgte der dritte große russische Ansturm. Mit starken 
Massen griffen sie fünfmal zwischen Sereth und Strypa 
nördlich von Zborow ihre Gegner an, in deren Stel- 
lung sie bei Manajow einzudringen vermochten, doch 
konnten sie das Eroberte nicht behaupten, und bei 
dem Rückzug, zu dem sie gezwungen wurden, nahmen 
ihnen die Deutschen noch 700 Gefangene ab. Um 
die Stellungen bei Manajow wurde auch an den 
beiden folgenden Tagen erbittert gerungen. Die 
Russen opferten hier eine große Menge ihrer Leute, 
konnten jedoch trotzdem das Verlorene nicht wieder- 
gewinnen. 
Der 27. September brachte den Deutschen nicht 
unbedeutende Erfolge. Die deutsche Heeresleitung 
berichtete darüber: 
„Schwächere russische Vorstöße an der Aa (westlich von 
Riga), sowie zwischen Miadziol- und Narocz-See wurden leicht 
abgewiesen. 
Die im Tagesbericht vom 22.September erwähnten ver¬ 
loren gegangenen Teile unserer Stellung bei Korytnica sind 
gestern durch einen vollgelungenen Gegenangriff der Truppen 
des Generals von der Marwitz nach schwerem Kampfe wieder 
erobert und darüber hinaus noch Vorteile errungen. Alle 
Versuche des Feindes, uns wieder zurückzuwerfen, sind ge- 
scheitert. Das russische vierte sibirische Armeekorps hat nach 
den Meldungen unserer Truppen Verluste erlitten, die einer 
Vernichtung des Korps nahekommen. 41 Offiziere, 2800 Mann 
sind gefangen in unsere Hand gefallen, 1 Geschütz und 17 Ma- 
schinengewehre erbeutet." 
Vom 28. ist die Abweisung eines russischen An- 
griffes nordöstlich von Goduzischki, vom 29. die Ab- 
Weisung eines solchen südwestlich von Witoniec zu 
erwähnen. Am 30. nahmen die Russen ihre An- 
griffstätigkeit in größerem Maße wieder auf. Beider¬ 
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