Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

zuverlässige Elemente in ihm befanden, nicht gewachsen. 
Die Munitionszufuhr und die Versorgung mit Lebens- 
Mitteln waren durch die deutschen 11-Boote sehr er- 
schwert, und Krankheiten verschiedener Art räumten 
in erschreckender Weise unter den Truppen auf. End- 
lich wagte der General auch deshalb nicht vorzurücken, 
weil er nicht ganz sicher war, wie Griechenland sich 
verhalten würde. Ohne die Gewißheit zu haben, daß 
ihm das griechische Heer nicht in den Rücken oder in 
die Flanke falle, konnte er in der Tat nicht vorrücken. 
König Konstantin gab zwar wieder und wieder die 
Versicherung, daß er neutral bleiben werde, aber die 
Diplomaten des Vierverbandes glaubten ihm das nicht 
und wären mit seiner Neutralität auch keineswegs 
sein Bewenden. Besondere Erbitterung hatte es bei 
den Griechen erregt, daß auch die ihnen so «.verhaßten 
italienischen Truppen auf Korfu hatten landen dürfen. 
Aber auch das wurde trotz des griechischen Einspruches 
nicht rückgängig gemacht, und es folgten noch ganz 
andere Dinge. Am 16. Februar erklärten die Ge- 
sandten Englands, Frankreichs und Italiens dem 
griechischen Ministerpräsidenten Skuludis, alle grie- 
chischen Eisenbahnen und Telegraphenstationen in 
Tessalien und Morea würden von ihren Truppen 
besetzt werden, und wenn Griechenland widerstrebe, 
so werde man Gewalt brauchen. Griechenland leistete 
natürlich keinen Widerstand, und die Besetzung er- 
folgte. Am 19. Februar nahmen die Vierverbands- 
Auslegen von Sperrnetzen in der Dardanellenstraße. Nach ein 
Sonderzeichners der „Jllustri 
zufrieden gewesen. Er sollte eben gerade nicht neutral 
bleiben, sollte sich ihnen anschließen, sollte tun, was 
Nikita von Montenegro und der Serbenpeter getan 
hatten. England vor allen Dingen suchte das zu er- 
reichen, damit es nicht das Blut seiner Söhne auch 
auf diesem Kriegsschauplatz zu vergießen brauchte. 
Mit einer Schamlosigkeit sondergleichen suchte dieses 
Volk, das angeblich für Belgiens Rechte in den Krieg 
gezogen war, Griechenland und seinen König mit 
Gewalt zum Kriege zu zwingen. Jeder Monat brachte 
neue Rechtsverletzungen und Vergewaltigungen. Wie 
in einem unterworfenen Lande schalteten die Eng- 
länder in Griechenland. Von Völkerrecht war hier 
überhaupt nicht mehr die Rede. 
Vergebens hatte die griechische Regierung gegen 
die Besetzung Salonikis und der Inseln protestiert, 
zuletzt gegen den schändlichen Raub Korfus. Eng¬ 
länder und Franzosen erklärten, die Maßregel sei 
notwendig für ihre Sicherheit, und dabei hatte es 
Zeichnung des nach den türkischen Kriegsschauplätzen entsandten 
n Zeitung" Fritz Grotemeyer. 
mächte die Insel Othoni bei Korfu in Besitz. Am 
23. Februar landeten sie Truppen in Patras. Anfang 
März stellten sie neue Forderungen von geradezu grotes- 
ker Unverschämtheit: Die mazedonischen Bahnen sollten 
ausschließlich ihren Zwecken dienen. Die griechischen 
Truppen bei Florina und Kawalla sollten durch die 
ihrigen ersetzt werden. Die Ausgänge des Kanals von 
Korinth sollten in ihre Hände gegeben werden. Die 
griechische Regierung lehnte das alles ab, ja sie fand den 
Mut zu einem Schritt, der den Vierverbandsmächten 
eigentlich äußerst ungelegen kommen mußte. Nach dem 
letzten Balkankriege war Nordepirus zu Albanien ge¬ 
schlagen worden, weil es Italien für sich beanspruchte 
und unter keiner Bedingung dulden wollte, daß es an 
Griechenland angegliedert wurde, obwohl die Bevöl- 
kerung der Mehrzahl nach aus Griechen bestand. Jetzt, 
am 20. März, erschien mit einem Male ein königlich 
griechischer Erlaß, der erklärte, Nordepirus gehöre fortan 
zu Griechenland und werde der griechischen Gesetzgebung 
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