Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Am 4. Juni meldete der deutsche Admiralstab, daß 
der englische Kreuzer „Euryalus" vollständig aus- 
gebrannt sei und daß am 31. Mai ein deutsches U- 
Boot vor der Humbermündung einen großen eng- 
lischen Torpedozerstörer vernichtet habe. Im übrigen 
brachte der Juni keine weiteren wichtigen Ereignisse im 
Seekriege, auch keine Zeppelinangrisse auf England, 
der Juli ebensowenig. Am 11. wurde der Hafen 
Seaham-Harbour an der englischen Ostküste von 
einem deutschen U-Boote beschossen. Uberhaupt lebte 
derU-Bootkrieg im Juli kräftig wieder auf. In einer 
Woche, so berichteten Londoner Blätter, wurden in der 
Nordsee während des Juli 18 englische Schiffe versenkt. 
Die größte Seetat des Monats vollbrachte aber 
ein deutsches Unterseeboot, das nicht zum Kampf aus- 
gezogen war, sondern zu friedlichen Zwecken. Schon 
am 5. konnte der deutsche Admiralstab melden, ein 
U-Boot sei unversehrt heimgekehrt, das dem König 
von Spanien ein Handschreiben des Kaisers und den 
in Spanien internierten Deutschen Arzneimittel nach 
Cartagena gebracht habe. Alle Zeitungen des Vier- 
Verbandes erregten sich darüber, daß Spanien dieses 
deutsche Kriegsschiff wie ein Handelsschiff empfangen 
habe und daß dieses U-Boot gegen die Regeln des 
Völkerrechts viel zu lange in dem spanischen Hafen 
habe weilen dürfen. Der Arger rührte daher, daß 
durch die Fahrt des deutschen U-Bootes erwiesen 
wurde, wie unwirksam die englische Blockade Deutsch- 
lands war. Aber es sollte noch ganz anders kommen. 
Am 9. Juli landete im Hafen von Baltimore das 
deutsche Handels-Unterseeboot „Deutschland". Es hatte 
eine Ladung wertvoller Farbstoffe nach Amerika be- 
fördert und wollte Kautschuk und Nickel nach Deutsch- 
land bringen. Unglaublich war der Eindruck, den 
dieses Ereignis in der ganzen Welt hervorbrachte. 
Was noch kurz vorher in England und Amerika von 
angesehenen Fachmännern für unmöglich erklärt wor- 
den war, hatte sich nun doch ereignet. Ein U-Boot 
von 2000 Tonnen hatte die 4200 Seemeilen glücklich 
zurückgelegt. Nun mußte die englische Blockade einen 
guten Teil ihrer Bedeutung verlieren, denn wenn 
auch ein Verkehr im Großen zwischen Deutschland und 
Amerika zur See nicht möglich war, so konnten doch 
wertvolle Stoffe, wie Kupfer, Arzneien, Kautschuk, 
Nickel und dergleichen sicher über den Ozean gebracht 
werden, und wer wollte es den Deutschen verwehren, 
eine beliebige Anzahl solcher Boote herzustellen? Ein 
halbes Dutzend war, als die „Deutschland" in Amerika 
landete, schon im Bau. 
England erkannte sehr wohl die Gefahr, die seiner 
Seestellung dadurch drohte, und tat alles, was es 
vermochte, sie abzuwenden. Der englische und der 
französische Botschafter beschworen die amerikanische 
Regierung, die „Deutschland" nicht als Handelsschiff 
anzuerkennen. Ein Tauchboot müsse immer als 
Kriegsschiff behandelt werden, denn wer wolle kon- 
trollieren, ob es sich nicht plötzlich auf hoher See 
in ein solches verwandeln werde! Die Amerikaner 
aber erklärten klar, sie hätten sich davon überzeugt, 
daß die „Deutschland" keine Waffen bei sich führe 
und erkannten sie zur unaussprechlichen Wut der 
Engländer als Handelsschiff an. Nun wurde durch 
ein englisches Schiff der Versuch gemacht, sie im 
amerikanischen Hafen zu rammen, aber der Anschlag 
ward vereitelt. — Es kann schon hier gesagt werden, daß 
ihr auch die Rückfahrt glückte, obwohl vor dem Hafen 
von Baltimore englische Kreuzer aus sie lauerten 
und 32 Kriegsschiffe auf sie Jagd machten. Am 
25. August fuhr sie wieder in Bremen ein, begrüßt 
vom begeisterten Jubel des ganzen deutschen Volkes. 
Der Plan, derartige Boote zu bauen, war von 
der Kruppschen Germaniawerft in Bremen gefaßt 
worden. Dr. Alfred Lohmann, der Vorsitzende des 
Auffichtsrates der Deutschen Ozean-Reederei, hatte 
den Bau mit der größten Energie gefördert. Der 
Kapitän, dem das Wagnis geglückt war, durch alle 
ihm drohenden ungeheueren Gefahren das Schiff 
sicher hindurchzuführen, hieß Paul König. Sein 
und Lohmanns Name waren in Aller Munde. 
Selbst in der neutralen Presse wurde der Gedanke 
laut: Ein Volk, das immer wieder seine geistige 
Überlegenheit an den Tag legt und solche Männer 
hervorbringt, kann durch keine Macht der Welt 
niedergerungen werden. 
Der Krieg im Orient und aus der Balkanhalbinsel von Februar bis Ende Juni 1916. 
Qrnfang Februar war die Lage auf den verschie- 
■vl-benen Kriegsschauplätzen im Orient und auf der 
Balkanhalbinsel die folgende: 
Serbien und Montenegro waren bis auf das letzte 
Dorf besetzt. In Saloniki stand immer noch das Heer 
des Vierverbandes unter dem Befehl des französischen 
Generals Sarrail, zusammengewürfelt aus englischen, 
kanadischen, australischen und französischen Truppen 
und dem kümmerlichen Reste der serbischen Armee. 
Es hatte sich dort ohne jede Rücksicht auf die neutralen 
Herren des Landes fest eingenistet, war aber nicht 
imstande, eine größere Unternehmung zu beginnen. 
Bulgarische und deutsche Truppen standen an der 
Grenze Griechenlands, die sie zu überschreiten zögerten, 
um nicht die Volksleidenschaften der Griechen auf- 
zuregen und so dem standhaften König und seiner 
Regierung in Athen ihre Stellung zu erschweren. 
Auf der Kaukasusfront war infolge des Winter- 
wetters im ganzen Ruhe eingetreten. In Mesopotamien 
war es den Engländern nicht gelungen, ihr in Kut- 
el-Amara eingeschlossenes Heer zu befreien. Der eng- 
lische General Aylmer hatte am 21. Januar die tür- 
kischen Stellungen bei Menlahie auf beiden Seiten 
des Tigris mit starken Kräften unter dem Schutz von 
Kanonenbooten angegriffen, hatte sich aber eine schwere 
Schlappe geholt, bei der sein Heer über 3000 Tote 
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