Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Abmachungen alles bisher Dagewesene übersteigt und nun- 
mehr zur öffentlichen Kenntnis gebracht werden muß. 
Viele übereinstimmende Nachrichten bestätigen die kaum 
glaubhaft gehaltene und daher bisher nicht bekannt gewordene 
Tatsache, daß in der französischen Armee innerhalb des Kom¬ 
pagnieverbandes besondere Formationen aufgestellt werden, 
die den ausdrücklichen Befehl erhalten, bei einem Angriff in 
den genommenen Schützengräben zurückzubleiben und dort alles 
noch Lebende niederzumachen. 
Die Truppen, denen dieses Henkersamt übertragen wird, 
bezeichnet die französische Dienstsprache mit „Les Nettoyeurs", 
auf deutsch „die Reiniger", „Säuberer" oder „Auskehrer". 
Ihre Ausrüstung besteht nicht, wie bei den anderen Mann- 
schaften, aus Gewehr, Patronen und Bajonett, sondern aus 
einem Revolver, einem Messer und einem Sack voll Hand- 
granaten. Ist es nun einer französischen Sturmwelle gelungen, 
einen deutschen Graben zu überrennen, dann springen die 
Nettoyeurs hinein und beginnen ihre Arbeit. Diese besteht 
darin, den Schützen- 
graben von allem 
noch Lebenden zu 
reinigen,mit anderen 
Worten, jeden ein- 
zelnen Deutschen 311 
ermorden. In die 
Unters tänd e, in d enen 
oft wehrlos Verwun- 
dete liegen, werden 
zunächst Handgra- 
naten geschleudert. 
WervondenJnsassen 
von den Spreng- 
stücken verschont ge- 
blieben ist, kommt 
dennoch niemals le- 
bend heraus; denn 
im Augenblick, in 
dem er den Unter- 
stand zu verlassen 
versucht, beginnt 
die Aufgabe desMes- 
sers und des Re- 
volvers; eine furcht- 
bare Schlächterei setzt 
sich von Mann zu 
Mann fort. Ohne Er- Kapitän Paul König, 
barmen und mit kal- e T A ^ 
ter Überlegung wird «Hofphot. Ferd Urbahns. 
jeder einzelne, ob ver- 
wund et oder unver- 
wundet, ob bewaffnet oder nicht, niedergestochen oder erschossen. 
In einem bekannt gewordenen Briefe eines französischen 
Sergeantmajors einer marokkanischen Division schildert dieser 
die grauenhafte Tätigkeit der Nettoyeurs und fügt hinzu, daß 
es ihm selbst als altem afrikanischen Soldaten stets schrecklich 
gewesen sei, zu dieser Abteilung Nettoyeurs zu gehören und 
solche Schlächterei mitmachen zu müssen. 
Auf Befehl ihrer Vorgesetzten, auf Befehl der französischen Hee- 
resleitung verüben die Nettoyeurs ihre Metzeleien, wie folgender im 
Auszuge wiedergegebener Armeebefehl zeigt, der bei einem ge- 
fallenen französischen Offizier gefunden worden ist und sich auf 
den Vorstoß der 2. und 4. Armee am 25. September 1915 bezieht. 
Angriffsbefehl für das 293. französische Infanterie- 
regiment der 151. Division. Gültig für 25. 9.15. 
1. pp. I. 
2. Aufgabe des I. Kolonialarmeekorps: pp. 
3. Aufgabe der 151. Infanteriedivision: pp. 
II. Truppenverteilung. 
pp. 
III. Ausführung des Angriffs. 
1. Dem Angriff vorausgehende Maßnahmen: pp. 
2. Angriffsobjekte: pp. 
3. Ausführung: pp. 
Jede Kompagnie der ersten Welle wird eine halbe Sektion 
,Nettoyeurs' bei sich haben, jede Kompagnie der zweiten Welle 
eine Sektion und jede Kompagnie der dritten Welle ebenfalls 
eine halbe Sektion. 
Die erste Welle wird, ohne zu verweilen, die erste Linie 479 
bis 483 erreichen, sie überschreiten, auf die zweite, 580 aus- 
schließlich bis 480 bis 483 durchstoßen. 
Die zwei Halbsektionen von Nettoyeurs werden im zweiten 
Schützengraben bleiben und sich der Deutschen entledigen (!!), 
Die zweite Welle 
wird wie die erste 
vorgehen. Sie wird 
die erste Linie über¬ 
schreiten, indem sie 
dort zwei Sektionen 
Nettoyeurs läßt, die 
dort ihrer Arbeit tat- 
kräftig nachgehen wer- 
bm(Ü), und wird sich 
endlich in der zweiten 
Linie festsetzen. 
Die dritte Welle 
wird ihre beiden 
Halbsektionen von 
Nettoyeurs in der 
ersten Linie lassen 
und bis zur dritten 
Linie durchstoßen, in 
die sie sich schließlich 
mit der ersten Welle 
teilen wird, und zwar 
so, daß Major Ro- 
bert die Gegend 
rechts des Wegekreu. 
zes (zwischen 581 
und 582) und 483, 
der Major Arnan- 
deau die Gegend 
links des gleichen 
Wegekreuzes bis 580 
ausschließlich hält." 
Das erinnert an die schlimmsten Erlasse russischer 
Großfürsten und Generäle. So tief war das Volk 
gesunken, das behauptete, den Krieg zu führen als 
einen Kampf der Kultur gegen die Barbarei. Auch 
über die Behandlung der deutschen Gefangenen in 
Frankreich kamen grauenvolle Dinge an den Tag. 
Es wurde bekannt, daß deutsche Soldaten, die in 
französische Hände gefallen waren, niedergeschossen, 
daß einem Verwundeten sogar die Augen ausge- 
stochen worden waren, ehe man ihn ermordete, 
und daß solche Greueltaten auf Befehl von Offi- 
zieren geschehen waren. 
die dort geoueoen fem konnten. — 
Alfred Lohmann, 
Vorsitzender des Aufsichtsrats derzum Zwecke des 
Untersee-Frachtverkehrs mit Amerika in Bremen 
gegründ. „Deutschen Ozean-Reederei G.m.b.H." 
(Phot. Willy Dose. Bremen.) 
Russenkämpse in 
en ganzen Mai über hielt die Untätigkeit der 
beiderseitigenHeereanderösterreichisch-ungarischen 
und deutschen Ostfront an. Patrouillen- und Flieger- 
kämpfe wurden gemeldet, sonst nichts.- Aber mit dem 
I.Juni begann das russische Heer sich zu regen. Schon 
am 29., 30. und 31. Mai meldeten die österreichisch- 
Mai und Juni. 
ungarischen Heeresberichte von lebhaften Artillerie- 
kämpfen in Wolhynien und Beßarabien, und am 
1. Juni hieß es, die Gefchützkämpfe an diesen Teilen 
der Front hätten teilweise den Charakter einer Artillerie- 
schlacht angenommen. Am 2. dauerte der Kampf mit 
unverminderter Heftigkeit an. Hie und da gingen 
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