Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

muß die englische Nation bereits jetzt wieder zu einer Aus- 
gäbe von Schatzscheinen schreiten, und die Presse kündigt 
bereits an, daß der Schatzkanzler nach Ostern ein neues 
Anleihegesetz einbringen wird. — 
Nußland und Frankreich haben bis- 
her nicht vermocht, eine einheitliche 
große Finanzoperation zur Deckung 
der Kriegskosten durchzuführen. Bei 
Rußland, das schon in Friedens- 
zeiten auf das Ausland angewiesen 
ist, nimmt das nicht wunder. Da- 
gegen ist das Unvermögen Frank- 
reichs zu einer durchgreifenden finan- 
ziellen Aktion erstaunlich. Frank- 
reich hat kurz vor dem Kriege die 
bekannte Anleihe von 800 Millionen 
Franks herausgebracht und den Er- 
folg einer vierzigfachen Überzeich- 
nung in die Welt hinausposaunt. 
In Wirklichkeit war die Anleihe ein 
Mißerfolg in dem Maße, daß Frank- 
reich zum Kriegsausbruch an eine 
Inanspruchnahme des inländischen 
Marktes überhaupt nicht denken 
konnte. Abgesehen von einem kleinen 
f ump von 2 Millionen Pfund in 
ondon wurden vom Oktober ab 
Schatzscheine mit einer Laufzeit von 
drei bis fünf Monaten, je nach Wahl 
des Abnehmers, zum Verkauf ge- 
stellt. Diese Ribotins, so genannt 
nach dem französischen Minister 
Ribot, wurden gewissermaßen nach 
der Elle verkauft, wie das Geschäft 
gerade ging. Es scheint, daß aus 
diesem Wege nicht viel mehr als 
2 Milliarden Franks bisher aufge- 
bracht worden sind, eine Leistung, 
die weit hinter derjenigen des in 
Frankreich bisher so gering geschätzten österreichisch-ungarischen 
Marktes zurückbleibt. Der weitaus größte Teil der franzö- 
sischen Kriegslast wird dabei von der Bank von Frankreich 
getragen, bei der die französische 
Regierung sich einen Kriegskredit von 
nicht weniger als 6 Milliarden Franks 
hat eröffnen lassen. Neuerdings hat 
die französische Finanzverwaltung 
eine größere Aktion eingeleitet. Auf 
die neue Anleihe sollen jedoch nicht 
nur Einzahlungen in bar ange- 
nommen werden, sondern auch Ein- 
Zahlungen in Ribotins und in der 
verunglückten Anleihe vom 5. Juli 
vorigen Jahres, letztere zum Emis- 
sionskurs von 91 Prozent. Da diese 
Anleihe um mehr als 10 Prozent 
gefallen ist, bedeutet die neue Aktion 
in der Hauptsache die Rücknahme 
dieser Anleihe und wohl auch eines 
großen Teiles der Ribotins. Die 
französische Finanzpolitik in diesem 
Kriege besteht also zum großen Teil 
daraus, aus Papier mit Aufwand 
von großer Kunst Papier zu machen." 
Noch zuversichtlicher klang, 
was derselbe Redner am 
20. August 1915 im Reichstage 
ausführte: 
„Von allen kriegführenden Län- 
dern haben Deutschland, England 
und Österreich-Ungarn allein bisher 
einen nennenswerten Anteil an den 
Kriegskosten durch langfristige An- 
leihen gedeckt. England hat in seinen 
beiden Kriegsanleihen 18 bis 19 Mil- 
liarden Mark aufgebracht, von denen 
Vom Kriegsschauplatz m Westflandern: Deutsche Hand¬ 
granaten-Patrouille überschreitet eine Schleuse. Nach 
einer Zeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von dem 
Kriegsteilnehmer Leutnant d. R. Hanns Vastanier. 
Der Kampf um Verdun: Deutsches Sperrfeuer bei einem französischen Gegenangriff auf eine von uns eroberte wichtige französische 
Stellung. Nach einer Zeichnung des zum westlichen Kriegsschauplatz zugelassenen Kriegsmalers Martin Frost. 
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