Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

ein paar Wochen lang der italienische Krieg bei 
allen Kriegführenden und Neutralen das meiste Jnter- 
esse erweckte, und daß alles über die Leistungen Jta- 
liens sprach — nur schade, daß es überall, auch bei 
den Bundesgenossen, in der abfälligsten Weise ge- 
schah, denn der Mai brachte eine vollständige Um- 
rvälzung aller Verhältnisse auf diesem Kriegsschauplatz, 
eine Umwälzung zugunsten Osterreich-Ungarns, die 
niemand für möglich gehalten hätte bei der gewal- 
tigen Übermacht, die hier auch heute noch auf feiten 
Italiens war. Im Anfang des Monats ging zunächst 
alles denselben Gang wie bisher. Kämpfe fanden 
statt an verschiedenen Teilen der Front: im Adamello- 
Gebiet am 1. bis 4., in den Dolomiten am 2., bei 
Riva und im Raum des Col di Lana am 4. Mai. 
Am 4. bombardierten die österreichisch-ungarischen 
Seeflugzeuge Valona und Brindisi. In Valona 
wurden Batterien, Hafenanlagen und die Flugzeug- 
station wirkungsvoll beschossen, auch der Angriff auf 
Brindisi hatte guten Erfolg. Auf dem Rückweg be- 
schössen die Flugzeuge noch einen italienischen Kreuzer 
und kehrten alle wohlbehalten zurück. Am 7. flammten 
die Kämpfe um den Görzer Brückenkopf wieder auf 
und wurden auch am folgenden Tage fortgesetzt. Sie 
verliefen im allgemeinen für die Italiener ungünstig. 
Am 14. warfen österreichisch-ungarische Fußtruppen 
westlich von San Martina die Italiener aus ihren 
vorgeschobenen Gräben und schlugen ihre Eegenan- 
griffe ab. Vorstöße der Italiener nördlich des San 
Michele brachen zusammen. Die Stadt Görz stand 
wieder einmal unter Feuer. Auch nördlich des Tol- 
meiner Brückenkopfes drangen die österreichisch-unga- 
tischen Truppen in die italienischen Gräben ein. Am 
15. Mai wurden die Italiener im Abschnitte der 
Hochebene von Doberdo, wo sich Egerer Landsturm 
besonders auszeichnete, am San Michele, am Görzer 
Brückenkopf bei Plava und im Tolmeiner Abschnitt 
von den österreichisch-ungarischen Truppen in einer 
Reihe von Gefechten zurückgedrängt, in den Dolomiten 
mit ihren Vorstößen abgewiesen. Das wichtigste aber 
geschah an diesem Tage in Südtirol,' hier gingen 
die Österreicher und Ungarn zu einer großen 
Offensive über. Ihr Generalstab meldete darüber: 
„In Südtirol nahmen unsere Truppen, unterstützt durch 
überwältigende Artilleriewirkung, die ersten feindlichen Stel- 
lnngen auf dem Armeuterrarückeu (südlich des Suganer Tales), 
auf der Hochfläche von Vielgereuth nördlich des Terragnolo- 
talcs uud südlich von Rovreit (Rovereto). In diesen Kämpfen 
wurden 65 Offiziere, darunter ein Oberst, und über 2500 Mann 
gefangen genommen und 11 Maschinengewehre und 7 Geschütze 
erbeutet. Eiu feindliches Flugzeug wurde abgeschossen." 
Am 16. Mai schritt der österreichisch-ungarische An- 
griff unaufhaltsam vorwärts. Der Bericht darüber 
lautete: 
/ „In Südtirol breiteten sich unsere Truppen anf dem Armen- 
terrarücken aus, nahmen auf der Hochfläche von Vielgereuth 
die feindliche Stellung Soglio—d'Aspio—Coston—Costa d'Agra- 
Maronia, drangen im Terragnoloabschnitt in Piazza und Val- 
dnga ein, vertrieben die Italiener aus Moscheri und erstürmten 
nachts die Zngna Torta (südlich von Rovreit). In diesen 
Kämpfen ist die Zahl der feindlichen Gefangenen auf 141 Ossi¬ 
ziere, 6200 Mann, die Beute auf 17 XRafchmeugewehre und 
13 Geschütze gestiegen. 
Im Abschnitt des Loppio-Sees unterhielt der Feind heute 
nacht ein kräftiges Feuer gegen seine eigenen Linien." 
Diese Erfolge waren um so bemerkenswerter, als sie 
auf einem Gelände errungen wurden, das den An- 
greifern fast unüberwindliche Hindernisse entgegen- 
stellte. Es waren Hochgebirgskämpfe, die sich in Höhen 
von 1200 bis 1700 Metern abspielten; die Höhen- 
unterschiede betrugen auf einem Kilometer fast tausend 
Meter. Dazu waren die Berge noch tief verschneit, 
aber die Angreifer drangen dennoch vor. Nachdem 
die italienischen Stellungen durch schwerstes Trommel- 
feuer zermürbt worden waren, wurden sie mit stür- 
mender Hand genommen. 
An demselben Tage schlugen die Österreicher und 
Ungarn auf der Hochfläche von Doberdo einen ita- 
lienischen Angriff zurück, der gleichfalls durch Trommel- 
feuer eingeleitet worden war, wiesen italienische Vor- 
stöße in den Dolomiten ab und unternahmen einen 
gewaltigen Fliegerangriff auf die Bahnhöfe und 
sonstigen Anlagen von Venedig, Mestre, Cormons, 
Eividale, Udine, Per-la-Earnia und Treviso, wobei 
sie besonders in Udine große Wirkungen erzielten. 
Am 17. nahmen die Österreicher und Ungarn den 
Grenzrücken des Monte Maggi in Besitz zwischen 
Lain- und Astachtal. (Die italienischen Bezeichnungen 
verschwanden mit einem Male aus den Wiener Be- 
richten. Alle früher deutschen Orte erhielten ihre 
Namen wieder; es gab kein Astico- und Lanatal 
mehr). Sie bemächtigten sich nach Überschreiten des 
Laintales südlich vom Platzer (Piazza) der Costa 
bella und schlugen südlich von Moscheri auf der Zugna 
Torta mehrere italienische Gegenangriffe ab. Der Tag 
brachte weitere 900 Gefangene, darunter 12 Offiziere, 
und eine Beute von 18 Geschützen und 18 Maschinen- 
gewehren ein. 
Die im südlichen Trentino vorrückenden österreichisch- 
ungarischen Heeresgruppen wurden geführt vom Erz- 
herzog-Thronfolger, dem hier zum erstenmal ein 
höheres Kommando anvertraut worden war. Uber 
die österreichisch-ungarischen Erfolge des 18. berichtete 
der k. u. k. Generalstab: 
„An der südtiroler Front gewann unser Angriff unauf- 
haltsam Raum. Auf dem Armeuterrarückeu wurden sechs ita- 
lienische Angriffe abgewiesen. Unsere zwischen dem Astach- uud 
Laintale vorgerückten Kräfte unter Führung Seiner K. u. K. 
Hoheit des Feldmarschalleutnants Erzherzogs Karl Franz Joseph 
trieben den Feind an der ganzen Front weiter zurück uud be- 
mächtigten sich heute früh der italienischen Werke Campomolon 
und Toraro. Zwischen Lain- und Brandtal (auf Vallarsa) er- 
reichten unsere Truppen deu Nordrand des Col Santo. Im 
Etschtale mußten die Italiener die Orte Marco und Mori 
räumen. Die Zahl der seit Beginn unseres Angriffs gemachten 
Gefangenen hat sich aus über 10000 Mann und 196 Offiziere, 
die Beute auf 51 Maschinengewehre und 61 Geschütze erhöht." 
Eampomolon und Toraro waren permanente ita- 
lienische Sperrforts in 1855 und 1899 Meter Höhe! 
Am 19. wurden die Italiener weiter zurückgeworfen. 
Im Suganatal mußten sie Rundschein (Roncegno) 
räumen, auf dem Armenterra-Rücken bemächtigten 
sich die Angreifer des Safso Alto. 
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