Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Der Kommandant der siegreichen österreichisch-ungarischen Truppen, Feldmarschall- 
leutnant v. Weber (x), der die Kapitulationsverhandlungen abgeschlossen hat, mit 
seinem Eeneralstab vor dem Königspalast in Cetinje. 
aus seinem Lande zu fliehen, laßt sich heute nicht fest- 
stellen. Möglich ist es auch, daß er sich unter seinen 
getreuen Czernagorzen nicht mehr so recht sicher fühlte, 
denn unmittelbar, nachdem er in Podgorica eine 
Hungerrevolte mit 
angesehen hatte, 
eilte er nach Sku- 
tari und ging Zu 
Schiffe. Der dritte 
kleine Königs der 
gegen die Mittel- 
mächte im Felde 
gestanden hatte, 
war somit ins 
Exil gezogen, und 
die Großmächte 
des Vierverban- 
des hatten ihn 
nicht davor ge- 
schützt, ebensowe- 
nig wie erst den 
Belgier- und dann 
denSerbenkönig. 
Das konnte weder 
Rumänien noch 
Griechenland rei- 
zen, sich dem Vier- 
verbände anzuschließen. Rumänien war in sich ge- 
spalten. Der eine Teil des Volkes verlangte noch immer 
den Anschluß an Rußland, der andere forderte den 
Anschluß an die 
siegreichen Mit- 
telmächte. Peter 
Carp, Rumä- 
niens bedeu- 
tendsterStaats- 
mann, wies 
darauf hin, daß 
jetzt die Zeit 
gekommen sei, 
Beßarabien zu 
erobern, das 
von Rumänen 
bewohnt werde 
und das sich 
die Russen wi- 
d errechtlich 
geeignet hätten. 
Damit werde 
wenigstens ein 
Teil der Ru- 
mänen außer- 
halb des König- 
reiches dem Va- 
terlande wieder 
angegliedert. Die Aussicht, die in Siebenbürgen und 
in Ungarn wohnenden Rumänen zu gewinnen, müsse 
man ohnehin aufgeben, denn, wie auch der Friede aus- 
fallen werde, von einer Zertrümmerung Osterreich- 
Der Bezwinger des Lovken Feldmarschalleutnant Trollmann (1) mit seinem Stab, General- 
stabschef Oberst Eünste (2). 
Ungarns werde nicht die Rede sein. Dafür wurde 
er freilich von Take Jonesku und anderen geschworenen 
Anhängern Rußlands als Landesverräter bezeichnet. 
— Während der Streit der Parteien hin und her 
wogte, wartete die 
Regierung ab. Ent- 
weder kam sie zu 
keinem Entschluß 
oder der Sieg der 
Mittelmächte er- 
schienihr noch nicht 
so unbedingt sicher, 
daß sie es hätte 
wagenwollen,ihre 
Truppen gegen 
den seit Jahren 
gefürchtetenrussi- 
schen Koloß zu 
führen. Aber auch 
denLockungenund 
DrohungenRuß- 
lands widerstand 
sie, denn zurzeit 
war die Lage des 
Zarenreiches nicht 
so, daß es einen 
unwiderstehlichen 
Druck auf seinen kleinen Nachbar hätte ausüben können. 
Als Rußland Ende November eine gewaltige Masse 
von Truppen in Beßarabien zusammenzog, erklärte 
die rumänische 
Regierung, sie 
werde einen 
Durchmarsch 
durch ihr Gebiet 
Waffenge- 
zu ver- 
hindern suchen. 
Rußland stand 
daraufhin von 
dem Plane ab, 
Rumänien mit 
Gewalt zum 
Anschluß an den 
Vierverband zu 
bewegen. Ohne 
Gewalt aber, 
ch die 
Regie- 
rung ein, wurde 
Rumänien nur 
dann ihr Vun- 
desgenosse, 
wenn sie einen 
großen durch- 
schlagenden Erfolg im Felde aufzuweisen hatte. Das 
war der Grund der großen russischen Offensive gegen 
die Österreicher und . Ungarn, die in der zweiten 
Hälfte des Dezember 1915 und in der ersten Hälfte 
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