Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

sich nun die Dinge gestaltet im Laufe eines Jahres? 
England hatte es vermocht, Belgien, das schon lange 
heimlich sein Vasall war, in den Krieg mit hineinzn- 
reißen. Es hatte Japan zur Teilnahme an dem 
großen Raubzuge zu bestimmen gewußt und endlich 
sogar Italien zum Treubruche gegen seine bisherigen 
Bundesgenossen verleitet. Aber Belgien war mit 
seinen starken 
Festungen in 
deutschen Hän- 
den bis auf 
einen kümmer- 
lichenReft.Ja- 
pan hatte die 
Beute von 
Kiautschau 
eingeheimst, da 
und dort zur 
See den Eng- 
ländern gehol- 
fen, dann 
aber vom Ee- 
schäftzurückge- 
zogen und be- 
trieb nun in 
Ostasien eine 
Politik, die den 
englischenHan- 
bei schwer 
schädigen, den 
englischen Ein- 
fluß mit 
Zeit vernichten 
mußte. 
Iiens 
in den Krieg 
war gänzlich 
bedeutungslos 
geblieben.Sein 
Heer war ver- 
geblich unter 
den furchtbar- 
sten Verlusten 
gegen dieBerg- 
stellungen der 
Österreicher 
und Ungarn 
angerannt,und 
auf anderen Kriegsschauplätzen hatte es sich nicht 
betätigt Die Engländer waren aber nun gezwungen, 
auch diesen neuen Freund mit Geld zu unterstützen, 
und das war bitter, denn die Einnahmen des Landes 
sanken sehr beträchtlich infolge des Unterseebootkrieges, 
die Ausgaben dagegen schwollen immer mehr an. 
Frankreich benötigte Geld, viel Geld, Nußland noch 
viel mehr, ungeheuere Summen gingen für Kriegs- 
bedarf nach Amerika, und Niesensummen kostete das 
geworbene Heer. Das reichste Land der Welt, wie 
es sich prahlerisch genannt hatte, geriet in Eeldsorgen. 
Kronprinz Rupvrecht von Bayern mit seinem Generalstabschef. Nach dem Leben gemalt 
von dem im Felde befindlichen Porträtmaler Fritz Reusing. 
Schon sank der Sterlings-Kurs — ein sehr bedenkliches 
Zeichen! Genügend Anleihen im Lande aufzubringen, 
ward immer schwieriger. Es nahten die Tage, wo 
englische Staatsmänner als Bittsteller in den Vor- 
zimmern amerikanischer Geldfürsten erscheinen mußten. 
Deutschland dagegen und Ofterreich-Ungarn entfalteten 
eine geradezu staunenswerte wirtschaftliche Kraft, brach- 
ten ihre Mil¬ 
liardenanlei¬ 
hen ohne 
Schwierigkei- 
ten im eigenen 
Lande aufund 
brauchten bei 
niemand bet- 
zu gehen. 
Und was 
hatte England 
erreicht? Es 
hatte den deut- 
schen Handel 
von den 
großenMeeren 
ausgeschlossen. 
Aber die Be- 
Ziehungen, die 
da unterbun- 
den worden 
konn- 
ten nach dem 
Kriege wieder 
angeknüpft 
werden, denn 
die Uberlegen- 
heit der deut- 
schen Industrie 
und Technik 
über alle Kon- 
kurrenz wurde 
eben durch den 
Krieg glänzend 
bewiesen. Eng- 
land hatte fer- 
ner den Deut¬ 
schen den größ- 
ten Teil ihrer 
Kolonien ab- 
genommen, 
aber das endgültige Schicksal dieser Kolonien wurde 
doch auf den europäischen Kriegsschauplätzen ent- 
schieden, und da sah es am Ende des ersten Kriegs- 
jahres für die Feinde Deutschlands und Österreich- 
Ungarns überaus betrüblich aus. Die Deutschen 
hatten es zwar nicht vermocht, Frankreich in raschem 
Anlauf zu überrennen und zum Frieden zu zwingen, 
aber sie standen auf französischem Boden und führten 
dort den Krieg, und während die Franzosen nur 
1050 qkm deutschen Bodens in den Vogesen be¬ 
haupteten, hatten die Deutschen 21000 qkm fran- 
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