Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

sicherheit und Wirkung ausgezeichnet bewährt. Sie haben 
uns große Dienste geleistet. Die Sperrbefestigungen Hirson, 
les Ayelles, Conde, La Fere und Laon sind ohne Kampf 
gewonnen Damit befinden sich sämtliche Sperrbefestigungen 
im nördlichen Frankreich außer der Festung Maubeuge' in 
unseren Händen. Gegen Reims ist der Angriff eingeleitet. 
Die Kavallerie der Armee des Generalobersten von Kluck 
streift bis Paris. Das Westheer hat die Aisnelinie über¬ 
schritten und setzt den Vormarsch gegen die Marne fort. Ein- 
zelne Vorhuten haben sie bereits erreicht. Der Feind befindet 
sich vor der Armee des Generalobersten von Kluck, von Vülow, 
von Hausen und des Herzogs von Württemberg im Rückzug 
auf und hin- 
ter der Marne. 
Vor der Ar- 
mee des deut- 
scheu Krön- 
prinzen leistete 
er im Anschluß 
an Verdun 
Widerstand, 
wurde aber 
nachSüden zu- 
rückgeworfen. 
Die Armeen 
des Kronprin- 
zen von Vay- 
ern und des 
Generalober- 
sten von Hee- 
ringen haben 
immer noch 
starken Feind 
in befestigter 
Stellung. Im 
Oberelsaß 
streifen deut- 
sche und fran¬ 
zösische Abtei¬ 
lungen unter 
gegenseitigen 
Kämpfen." 
Es war 
kein Wun- 
der, daß sich 
beidieserLa- 
gederDinge 
der Pariser 
Vevölke- 
rung die tief- 
steNiederge- 
schlagenheit 
bemächtigte. 
Wochen- 
lang hatten 
Regierung und Heeresleitung sich krampfhaft bemüht, 
durch erlogene Siegesmeldungen und Sensations- 
depeschen die Volksmassen der Hauptstadt bei guter 
Stimmung zu erhalten. Da hieß es, die Deutschen 
seien in Belgien vernichtend geschlagen, der Krön- 
prinz sei gefallen. Im Osten rückten die Russen vor 
und ständen nur noch rvenige Kilometer weit von 
Berlin. Dort herrsche die Hungersnot, die Revolution 
sei ausgebrochen und die Bevölkerung rüste sich, die 
Soldaten des Zaren als Befreier von dem unerträg- 
lichen Drucke des preußischen Militarismus zu be- 
grüßen. Die deutsche Flotte wurde einige Male in 
der Nordsee vernichtet, der Kaiser verübte einigemal 
aus Verzweiflung Selbstmord, in Deutschland war 
mehrmals die ganze Bevölkerung dem Hungertode 
Die österreichischen Motorbatterien, 30,5 em-Geschütze, die uns ausgezeichnete Dienste leisteten. 
nahe, da ja alle Zufuhr abgeschnitten war und Deutsch- 
land bekanntlich weder Fleisch noch Getreide selbst 
produziert. Lange Zeit hindurch gelang es, die Pariser 
mit solchen Schwindelnachrichten in Sicherheit zu 
wiegen. Der Franzose glaubt ja so gern, was er 
glauben will, und hier war die Täuschung des Volkes 
um so leichter zu bewerkstelligen, als auch die eng- 
lischen Zeitungen, die nach Paris kamen, von Lügen- 
Meldungen strotzten nnd so in dasselbe Horn bliesen. Aber 
von Anfang 
des L.Kriegs- 
monats an 
war es nicht 
mehr mög¬ 
lich, den 
Parisern die 
Wahrheit 
ganz zu ver- 
heimlichen. 
Es mußte 
bekannt ge- 
geben wer- 
den, daß 
Frankreich 
in große Ge- 
fahr geraten 
sei, und daß 
die Haupt- 
stadtsich auf 
die Belage- 
rung ge- 
faßt machen 
müsse. Zahl- 
reicheFlücht- 
linge trafen 
in Paris ein 
nndverbrei- 
tetendortdie 
Schreckens- 
Nachricht, 
die gefürch- 
tetenUlanen 
feien keine 
zwei Tage- 
märfche mehr entfernt. In sinnloser Angst hatten diese 
Leute Haus und Hof verlassen, weil sie fürchteten, von den 
grausamen Prussiens unterMartern zu Tode gebracht zu 
werden. Ganze Dörfer wurden von den deutschen 
Truppen verlassen angetroffen, zu Tausenden, wahr- 
scheinlich zu Hunderttausenden wälzten sich die Scharen 
der Flüchtenden westwärts und oft hatten sie kaum 
das Nötigste mitgenommen. Sie trugen den Schrecken 
überall hin und wurden für ihre Landsleute eine 
schwere Last, für ihre Regierung eine große Sorge 
— denn wie sollte man diese Massen unterbringen, 
bekleiden und beköstigen, und was wurde aus ihnen, 
wenn der Herbst und der Winter kamen? Das war 
die Frucht der Lüge, daß die Deutschen Barbaren 
seien und wie die Mordbrenner hausen sollten. Wäre 
79
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.