deutschen Verbündeten den größten Dienst erwiesen, das
eigene Land vor der Überflutung durch den Feind ge-
rettet und sich unverwelkliche Lorbeeren erkämpft. In
Wien wie in Berlin wurde die Lemberger Doppel-
schlacht wie ein
Sieg bewertet,
und ihre Folgen
kamen ja auch
denen eines
ges gleich.
Übrigens wür-
den die Oster-
reicher hie und
da noch größere
Teilerfolge er-
zielt, den rus-
fischen Heeren
noch mehr Ab-
bruch getan ha-
ben, wenn sie
nicht gegen einen
schlimmen Feind
hätten ankämp-
fen müssen, einen
Feind, derschwer
zu fassen und zu überwinden war. Das war der Verrat
eines großen Teiles, derRuthenen. Dieses slawischeVolk
kleinrussischen Stammes lebt in der Provinz von jeher
in einer gedrückten Lage, denn das
Herrenvolk Galiziens sind die
weit begabteren, gebildeteren und
tatkräftigeren Polen. Nun hat
sich der Pole noch niemals und
nirgendwo als milder und freund-
licher Herr erwiesen, und es
herrscht deshalb in den Seelen
der ruthenischen Bauern und
Fröhner ein tiefer Haß gegen
das Polenvolk. Dazu kommt die
Verschiedenheit der Sprache und
der Konfession, die zwischen den
beiden die trennende Kluft noch
tiefer macht. So hatten es denn
die russischen Agenten, die seit
Jahren massenhaft das Land
bereisten, nicht eben schwer, die
urteilslosen und unwissenden
Leute zu betören. Sie ließen
den Rubel rollen und die Wuttki-
flafche kreisen und erzählten den
Ruthenen Wunderdinge über die
Zustände im großen heiligen Ruß-
land, wo der Pole nichts bedeute
und wo Väterchen Zar nur darauf
warte, seine geliebten orthodox-gläubigen ruthenischen
Kinder an sein großes, liebevolles Herz zu drücken.
Diese Saat ging jetzt auf und schoß üppig in die Halme;
allüberall leisteten ruthenische Spione den einrückenden
Russen die trefflichsten Dienste, und die Bevölkerung
Gefangengenommene Russen bei Neidenburg.
Ein Gruß in die Heimat.
verriet den Russen österreichische Stellungen und andere
wichtige Dinge durch Spiegelsignale, Rauchfeuer, sogar
durch religiöse Prozessionen, denn die niedere griechisch-
orthodoxe Geistlichkeit stellte ganz besonders viele Ver-
räter. Sie taten
so dem öster-
reichisch -ungari-
schen Heere man-
chen Schaden,
den größten frei-
lich sich selbst.
Ihrer viele muß-
ten gehängt oder
erschossen werden,
und ihre Zukunft
wird sich dadurch
nicht gerade
freundlicher ftel-
len.daßsiealsein-
ziger unter den
österreichisch-un-
garischen Stäm¬
men den Makel
desLandesverra-
tes aufsich luden.
Während der großen Ereignisse in Galizien war
auch auf dem serbischen Kriegsschauplatz heftig ge-
kämpft worden. Zu bedeutenden Schlachten kam es
hier freilich nicht, denn die Oster-
reicher blieben ihrem Plane treu,
nicht mit größeren Truppenkör-
pern ins Innere des Landes vor-
zugehen, und die Serben waren
zu schwach, um eine Offensive
größeren Stiles zu ergreifen. Es
wurde am 20. und 21. August
gestritten bei Msegrad im bos-
nischen Bezirk Serajewo. Auch
sechshundert deutsche Seesoldaten
sich an diesen Ee-
fechten. Sie hatten bisher in
Skutari in Albanien gestanden
und sich nun nach Ausbruch des
Krieges zu den Österreichern ge-
schlagen. Die Serben wurden
nach heftigem Widerstand aus
ihren Stellungen vertrieben und
flohen über die Grenze zurück.
Fast drei Wochen lang hörte
man dann nichts von Serbien,
als daß die Lage des Heeres
infolge des Mangels an Ver-
pflegungimmerschwierigerwerde.
Erst am 8. September kam die
Nachricht von einem neuen serbischen Einbruchs-
versuch in österreichische Gebiete. Bei Mitrowitza ver-
suchten starke serbische Streitkräfte in das ungarische
Komitat Szerem einzudringen, wurden aber von dcn
Österreichern sogleich angegriffen und zurückgeworfen.
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