Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

deutschen Verbündeten den größten Dienst erwiesen, das 
eigene Land vor der Überflutung durch den Feind ge- 
rettet und sich unverwelkliche Lorbeeren erkämpft. In 
Wien wie in Berlin wurde die Lemberger Doppel- 
schlacht wie ein 
Sieg bewertet, 
und ihre Folgen 
kamen ja auch 
denen eines 
ges gleich. 
Übrigens wür- 
den die Oster- 
reicher hie und 
da noch größere 
Teilerfolge er- 
zielt, den rus- 
fischen Heeren 
noch mehr Ab- 
bruch getan ha- 
ben, wenn sie 
nicht gegen einen 
schlimmen Feind 
hätten ankämp- 
fen müssen, einen 
Feind, derschwer 
zu fassen und zu überwinden war. Das war der Verrat 
eines großen Teiles, derRuthenen. Dieses slawischeVolk 
kleinrussischen Stammes lebt in der Provinz von jeher 
in einer gedrückten Lage, denn das 
Herrenvolk Galiziens sind die 
weit begabteren, gebildeteren und 
tatkräftigeren Polen. Nun hat 
sich der Pole noch niemals und 
nirgendwo als milder und freund- 
licher Herr erwiesen, und es 
herrscht deshalb in den Seelen 
der ruthenischen Bauern und 
Fröhner ein tiefer Haß gegen 
das Polenvolk. Dazu kommt die 
Verschiedenheit der Sprache und 
der Konfession, die zwischen den 
beiden die trennende Kluft noch 
tiefer macht. So hatten es denn 
die russischen Agenten, die seit 
Jahren massenhaft das Land 
bereisten, nicht eben schwer, die 
urteilslosen und unwissenden 
Leute zu betören. Sie ließen 
den Rubel rollen und die Wuttki- 
flafche kreisen und erzählten den 
Ruthenen Wunderdinge über die 
Zustände im großen heiligen Ruß- 
land, wo der Pole nichts bedeute 
und wo Väterchen Zar nur darauf 
warte, seine geliebten orthodox-gläubigen ruthenischen 
Kinder an sein großes, liebevolles Herz zu drücken. 
Diese Saat ging jetzt auf und schoß üppig in die Halme; 
allüberall leisteten ruthenische Spione den einrückenden 
Russen die trefflichsten Dienste, und die Bevölkerung 
Gefangengenommene Russen bei Neidenburg. 
Ein Gruß in die Heimat. 
verriet den Russen österreichische Stellungen und andere 
wichtige Dinge durch Spiegelsignale, Rauchfeuer, sogar 
durch religiöse Prozessionen, denn die niedere griechisch- 
orthodoxe Geistlichkeit stellte ganz besonders viele Ver- 
räter. Sie taten 
so dem öster- 
reichisch -ungari- 
schen Heere man- 
chen Schaden, 
den größten frei- 
lich sich selbst. 
Ihrer viele muß- 
ten gehängt oder 
erschossen werden, 
und ihre Zukunft 
wird sich dadurch 
nicht gerade 
freundlicher ftel- 
len.daßsiealsein- 
ziger unter den 
österreichisch-un- 
garischen Stäm¬ 
men den Makel 
desLandesverra- 
tes aufsich luden. 
Während der großen Ereignisse in Galizien war 
auch auf dem serbischen Kriegsschauplatz heftig ge- 
kämpft worden. Zu bedeutenden Schlachten kam es 
hier freilich nicht, denn die Oster- 
reicher blieben ihrem Plane treu, 
nicht mit größeren Truppenkör- 
pern ins Innere des Landes vor- 
zugehen, und die Serben waren 
zu schwach, um eine Offensive 
größeren Stiles zu ergreifen. Es 
wurde am 20. und 21. August 
gestritten bei Msegrad im bos- 
nischen Bezirk Serajewo. Auch 
sechshundert deutsche Seesoldaten 
sich an diesen Ee- 
fechten. Sie hatten bisher in 
Skutari in Albanien gestanden 
und sich nun nach Ausbruch des 
Krieges zu den Österreichern ge- 
schlagen. Die Serben wurden 
nach heftigem Widerstand aus 
ihren Stellungen vertrieben und 
flohen über die Grenze zurück. 
Fast drei Wochen lang hörte 
man dann nichts von Serbien, 
als daß die Lage des Heeres 
infolge des Mangels an Ver- 
pflegungimmerschwierigerwerde. 
Erst am 8. September kam die 
Nachricht von einem neuen serbischen Einbruchs- 
versuch in österreichische Gebiete. Bei Mitrowitza ver- 
suchten starke serbische Streitkräfte in das ungarische 
Komitat Szerem einzudringen, wurden aber von dcn 
Österreichern sogleich angegriffen und zurückgeworfen. 
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