Wachen zur Beobachtung feindlicher Flieger auf den Höhen des Schroarzroaldes.
Im Hintergrund die Scheinwerfer von Straßburg. Nach einer Originalzeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von Curt Liebich.
die österreichische Flotte einigen Schaden erleide. Und
damit der großen weltgeschichtlichen Tragödie das Sa-
tyrspiel nicht fehle, erhob sich auch Nikolaus I. Petro-
witsch Njegosch von Montenegro, König sämtlicher
Ezernagorzen, und schleuderte, heiligen allslawischen
Zornes voll, dem Habsburger Reiche seinen Fehde-
Handschuh hin.
In diesen Tagen schrieben preußische Landwehr-
leute, die nach der französischen Grenze fuhren, an
ihre Eisenbahnwagen mit Kreide: „Hier können noch
Kriegserklärungen entgegengenommen werden". Wo sie
durchkamen, erregten diese Wagen große Heiterkeit —
ein Zeichen dafür, daß unser Volk, trotzdem es ringsum
wetterleuchtete, seinen guten Humor nicht verloren hatte.
Deutsche Schisse in der Nordsee. — Der Fall von Lüttich. — Belgische Greuel. —
Gefechte an der Ostgrenze. — Die Franzosen im Elsaß. — Mülhausen und Lagarde.
^ange vor dem Kriege hatte man in England
^^prahlerisch erklärt, noch ehe eine offizielle Kriegs-
erklärung in Berlin eingetroffen sei, werde die deutsche
„LuXusflotte" von der englischen überrannt und ver-
nichtet sein und auf dem Grunde der Nordsee liegen,
und jedermann in Deutschland erwartete denn auch
einen sofortigen englischen Angriff zur See. Aber es
geschah gar nichts. Kein feindliches Schiff erschien an
unseren Küsten, keine Blockade unserer Häfen wurde
versucht, von der großen englischen Flotte sah und
hörte man nichts. Dagegen fuhren deutsche Torpedo-
boote an der Ostküste Englands entlang, um dort
Minen zu legen, und der Bäderdampfer „Königin
Luise" wagte sich am 8. August zu demselben Zwecke
sogar in die Themsemündung. Er wurde dabei von
den Engländern überrascht und in den Grund ge-
bohrt, und ein Teil der tollkühnen Besatzung wurde
getötet, der andere gefangen. Aber der Verlust des
kleinen Schiffes, das im Jahre vorher noch friedliche
Reisende befördert hatte, wurde dadurch reichlich wett
gemacht, daß der englische Kreuzer „Amphion" auf
eine von der „Königin Luise" gelegte deutsche Mine
geriet und sank, wobei 130 Mann ihr Leben verloren.
Es war ein unbedeutendes Vorkommnis, aber es
zeigte der Nation, welch ein Geist todesmutigen
Wagens in unserer Marine lebendig war.
Von den östlichen und westlichen Grenzen hörte
man Zunächst wenig. Von Ostpreußen her kam die
Nachricht, daß am 6. August bei Schwiddern, östlich
von Johannisburg, ein Angriff russischer Kavallerie-
Divisionen blutig zurückgewiesen war. Von Westen
her vernahm man, daß der französische Grenzbezirk
Vriey von unseren Truppen besetzt worden sei. Da-
gegen von dem eigentlichen Aufmarsch der Truppen
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