Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

existieren können. — Uberempfindsame Idealisten und 
Friedensfreunde entrüsteten sich daraufhin in ihren 
Zeitungen, daß in unserm Volke solche „Mittelalter- 
liche Gespenster" auftauchen könnten. Nun, derartige 
Gerüchte waren gewiß töricht. Will man aber in ihnen 
ein Unrecht gegen die Feinde sehen, so muß dem ent- 
schieden widersprochen werden. Die Franzosen haben 
die in Frankreich lebenden Deutschen, darunter auch 
Frauen und Mädchen, unter den gemeinsten Be- 
schimpsungen mit Fußtritten und Faustschlägen zur 
Grenze geschafft. Sie Hetzen wieder wie 1870 Turkos 
und Zuaven, sogar Neger gegen uns. Französische und 
belgische Bürger und Bauern schießen aus dem Hinter- 
halte auf unsere Soldaten und verüben gegen unsere 
Verwundeten die unmenschlichsten Grausamkeiten. In 
den Heeren, die gegen uns kämpfen, werden Dum- 
Dum-Geschosse verwendet, damit unsere Leute nicht 
nur kampfunfähig gemacht, sondern abscheulich ver- 
stümmelt werden. Das Volk hat alles Recht, solchen 
Feinden das Gemeinste zuzutrauen, und es ist gut, 
daß es das begriffen hat, auf alles gefaßt ist und 
allezeit auf seiner Hut bleibt. 
Vom Ausbruch des Krieges bis zur englischen Kriegserklärung. 
^>ie ersten blutigen Zusammenstöße in dem großen 
Völkerringen erfolgten auf serbischem Boden. 
Nocham28.Julirich- 
tete Osterreich eine 
förmliche Kriegser¬ 
klärung an Serbien, 
und zwei Tage später 
erschienen seineTrup- 
penund Donau-Mo¬ 
nitore vor der feind- 
lichen Hauptstadt, die 
ja bekanntlich dicht 
an der ungarischen 
Grenze liegt. Vel- 
grad war von der 
Königsfamilie und 
der Regierung ver- 
lassen worden, denn 
selbstverständlich 
wollten die Spitzen 
des Landes sich 
hier nicht einschließen 
lassen Weit im In- 
nern wollten sie ihre 
Armee zum Wider- 
stand sammeln. Auch 
die Österreicher ge- 
dachten erst größere 
Truppenmassen her 
anzuziehen, eh? sie 
die starke Festung 
ernsthaft angriffen. 
Sie setzten sich einst- 
weilen davor fest 
und richteten durch 
ein Bombardement 
mancherlei Schaden 
an; im übrigen kam 
es nur zu ganz un- 
bedeutenden Schar¬ 
mützeln. — An der russischen Grenze wurden die Feind- 
seligkeiten von den Russen eröffnet Schon vor Uber- 
reichung der deutschen Kriegserklärung kamen russische 
Grenzpatrouillen über die Grenze herüber und schössen 
auf Deutsche, allerdings ohne Schaden anzurichten. 
Zu dem Kampf bei Lagarde in Lothringen am 11. August: 
Die Eroberung der ersten französischen Fahne. Nach einer Originalzeichnung 
von Arno Grimm. 
Nachdem dann am Abend des I.August der deutsche 
Botschafter in Petersburg die Kriegserklärung über- 
mittelt hatte, be- 
gannen schon einige 
Stunden später klei- 
nereAbteilungen rus- 
sischer Truppen in 
der Nacht die Grenze 
zu überschreiten. Sie 
richteten ihren An- 
griff auf die Warthe- 
brücke bei Eichenried 
und auf den Bahn- 
Hof von Miloslow, 
und ein paar Schwa¬ 
dronen Kosaken zo- 
gengegenJohannis- 
bürg heran. Es ge- 
lang aber der deut- 
schen Grenzwacht 
überall, nach kurzen 
Gefechten die Ein- 
dringlinge wieder 
zurückzuwerfen. 
Man kann also in 
Tat von einem 
russischen Überfall 
sprechen, denn noch 
vor der Kriegser- 
klärung erschienen 
russische Soldaten 
auf deutschem Boden 
und griffen die preu- 
ßischen Grenzpa- 
trouillen an, was 
sich freilich im freund- 
nachbarlichen Ver- 
kehr beider Länder 
auch in Friedens- 
zeiten hin und wieder 
ereignet hatte. Noch viel mehr trifft die Franzosen der 
Vorwurf, unter ganz eklatantem Bruch des Völkerrechtes 
uns heimtückisch überfallen zu haben. Bis zum Abend 
des 2. August sollte in Rücksicht auf die Verhandlungen 
mit England, und weil man in Berlin immer noch 
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